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Folklorefestival „Goldstaub“ – Erfolg durch Erneuerung und Erweiterung

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Das Internationale Folklorefestival „Goldstaub“, das seit nunmehr 4 Jahren im Dorf Tschelopetsch in Westbulgarien durchgeführt wird, zog auch in seiner jüngsten Ausgabe das Interesse der Folklorefreunde auf sich. Neu in diesem Jahr war, dass das reiche Konzert- und Wettbewerbsprogramm an das in Sofia veranstaltete Internationale Folklorefestival „Witoscha“ gekoppelt wurde, so dass dem Publikum in Tschelopetsch und der bulgarischen Hauptstadt noch mehr geboten werden konnte. Die Folklorefans konnten Gruppen nicht nur aus ganz Bulgarien, sondern auch aus Chile, Brasilien, Argentinien, Singapur, der Türkei, China, Indonesien und einigen weiteren Ländern live erleben. Unter den einheimischen Gruppen müssen besonders die Kindertanztruppe „Iswortscheta“ (zu Deutsche „kleine Quellen“) aus Tschelopetsch und die Tanztruppe „Balgartsche“ (zu Deutsche „junger Bulgare“) sowie das Folkloreensemble „Sredetz“, beide aus Sofia, erwähnt werden.

An vier aufeinanderfolgenden Tagen erklang in der Parkanlage bei Tschelopetsch von morgens bis abends Musik aus aller Welt. Was das Wettbewerbsprogramm anbelangt, muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass es einzig für die bulgarischen Teilnehmer und speziell die Laiengruppen gedacht ist. Diesmal gehörten zu den Prämierten gleich mehrere Gruppen aus der Kleinstadt Slatitza, geleitet von Maria Leschkowa.

Dieses Festival ist еin großes Ereignis für diesen herrlichen Landstrich, der nicht nur reich an schöner Natur ist, sondern auch an begabten Menschen verschiedenen Alters“, sagt Maria Leschkowa, die dem berühmten Chor „Das Mysterium der bulgarischen Stimmen“ entstammt. „Diesen Menschen ist es ein Bedürfnis, sich mit Musik zu beschäftigen und mehr über die Kultur anderer Völker zu erfahren. Vor 5 oder 6 Jahren nahm ich eine Arbeit am Kulturhaus „Christo Smirnenski“ der Stadt Slatitza auf. Zu Beginn beschäftigte ich mich mit dem Frauenchor, den es seit über 40 Jahren gibt und der ausschließlich den hiesigen dreistimmigen Gesang pflegt. Wir haben das Repertoire erneuert, wie auch neue Sängerinnen aufgenommen. Der Acapella-Gesang macht uns allen große Freude – es ist schön, dass die alten Traditionen gepflegt werden. Am Kulturhaus besteht auch eine von uns aufgebaute Jugendgruppe, weil die Sängerinnen gern auch ihre Kinder mit in unsere Arbeit einbeziehen wollten. Die Männergesangsgruppe haben wir ihrerseits erst vor wenigen Monaten gegründet. Es sind alles Laien, die gern ins Kulturhaus kommen, das sich in ein wahres Kulturzentrum dieser Kleinstadt etabliert hat.




Bereits in der ersten Ausgabe des Internationalen Folklorefestivals „Goldstaub“ kam das Publikum in den Genuss von Volkstänzen aus Indien. In diesem Jahr kam aus diesem Land mit altehrwürdiger Kultur und Religion die Gruppe „Spandan“. Ihre Leiterin sagte uns:

Ich heiße Falguni Hiren und leite die Gruppe „Spandan“, dessen Name als „Pulsschlag des Herzens“ übersetzt werden kann. Wir stammen aus Ahmedabad im Bundesstaat Gujarat. Die Gruppe wurde 1989 gegründet und seit 2001 stellen wir uns auch im Ausland vor und nehmen an internationalen Festivals in Europa und auf anderen Kontinenten teil. Wir sind zum ersten Mal in Bulgarien. Vor unserem Besuch wussten wir nichts über ihr Land, außer dass es in Osteuropa liegt. Ich beschloss, keine Information im Internet zu suchen, sondern alles selbst zu erfahren. Ich muss sagen, dass wir Bulgarien lieben gelernt haben; alles hier gefällt uns. Das Festival in Tschelopetsch ist ausgezeichnet organisiert. Wir hatten auch einige Auftritte in Sofia – eine große Stadt mit vielen Menschen und einem hektischen Alltag. Ehrlich gesagt gefällt mir die Natur in der Umgebung von Tschelopetsch bei weitem mehr.

Jorge Andrés Aguirre leitet seinerseits die Musiker der Tanztruppe „Expresión Latinoаmericana“ aus Ecuador. Die 1981 gegründete Truppe vertritt das Land auf vielen angesehenen internationalen Folkloreforen und hat bereits etliche hohe Auszeichnungen erhalten.

Wir sind in Bulgarien, um die Musik- und Tanztraditionen Ecuadors vorzustellen“, erzählt uns Jorge Andrés Aguirre. „Vom Beruf her bin ich Musiker und leite die Gruppe „Ayllu Llakta“ der Tanztruppe der „Universidad de Cuenca“. Bulgarien ist ein beeindruckendes Land mit einer interessanten Kultur. Für uns ist es sehr aufregend, hier zu sein. Man hat uns sehr gut aufgenommen und auch das Publikum hat uns viel Beifall gespendet.

Hadži Momčilo Mošo Vesović ist Direktor des Ensembles „Čajavec“ aus der Stadt Banja Luka – Regierungssitz der Republika Srpska im Norden von Bosnien und Herzegowina. Er teilte uns folgendes mit:

Wir nehmen zum ersten Mal an den internationalen Folklorefestivals „Witoscha“ in Sofia und „Goldstaub“ in Tschelopetsch teil. Wir sind stark überrascht, in welch schöner Umgebung das Dorf Tschelopetsch liegt. Es sind mir einige Dinge aufgefallen, aus denen ich schließen kann, dass es eine reiche Gegend ist. Der Name kam mir irgendwie bekannt vor und als man mir sagte, dass hier Gold abgebaut wird, erinnerte ich mich wieder, denn früher (heute bin ich 65 Jahre alt) habe ich mich viel mit Geographie und Geschichte beschäftigt. Auf dem Festival herrscht eine herrliche Atmosphäre. Das Programm ist überaus reich und es werden auch verschiedene ferne Länder vorgestellt.

Amiran Paichadze leitet das Ensemble „Mcvervali“ aus Georgien. Er stellte uns das Programm seiner Gruppe vor:

Wir zeigen georgische Volkstänze aus verschiedenen Teilen unseres Landes – Adscharien, Gurien, dem Gebirgshochland u.a. Wir sind stark davon beeindruckt, dass die Infrastruktur des Dorfes Tschelopetsch so angelegt ist, dass sie die Durchführung eines so großen internationalen Forums gestattet. Ich war schon überall auf der Welt, aber ein solches Dorf habe ich noch nie gesehen. Für gewöhnlich finden die großen Festivals in Großstädten statt. Sie müssen stolz darauf sein, dass es hier eine so herrliche Bühne und ein derart begeisterungsfähiges Publikum gibt.

Margarita Bogdanowa, künstlerische Leiterin des Internationalen Folklorefestivals „Goldstaub“ fasste für uns die vierte Ausgabe dieses Folkloreforums wie folgt zusammen:

Neu in diesem Jahr waren die überaus große Anzahl der ausländischen Gruppen und die Einbeziehung des erneuerten Dorfplatzes von Tschelopetsch in das Folkloreforum, wo es an jedem Abend vor dem offiziellen Programm eine sogenannte „Tanzschule“ gab. Jede ausländische Gruppe stellte etwas ganz Typisches ihres Landes vor. Alle übrigen Festivalteilnehmer versuchten es dann nachzumachen. Was den Wettbewerbsteil betrifft, haben wir in dieser Aufgabe ausschließlich bearbeitete Folklore aufgenommen. Die jüngste Teilnehmerin war ein 4-jähriges Mädchen, das in der Tanztruppe des Dorfes Eleschnitza mitmacht. Wir sind der Gemeindeleitung von Tschelopetsch außerordentlich dankbar. In jeder neuen Ausgabe erweitern wir unser Programm, arbeiten bei der Vorbereitung des Ereignisses aber nach wie vor mit den selben Leuten zusammen, wie zu Beginn. Unabhängig davon, dass die Zahl der Teilnehmer immens zugenommen hat, funktioniert die Organisation bestens.

Nina Kalojanowa arbeitet in der Gemeindeleitung von Tschelopetsch und fügte als Vertreterin des Organisationskomitees hinzu:

Jedes Jahr bauen wir bei der Organisierung des Festivals auf dem Erreichten weiter auf. In dieser Ausgabe haben wir es geschafft, die Zahl der aus dem Ausland kommenden Gruppen zu verdreifachen. Neu im Wettbewerb für bulgarische Volkslieder und Tänze war die Einführung einer Bewertungskarte, die jedes Jurymitglied selbstständig ausfüllen musste und die sofort elektronisch bearbeitet wurde. So konnten die einzelnen Teilnehmer weitestgehend objektiver eingeschätzt werden. Die Teilnehmer ihrerseits erfuhren sofort ihre Bewertung, die an eine Videowand auf der Bühne projiziert wurde. Unser Organisationsteam ist nicht allzu groß. Uns freuen vor allem aber die Einschätzungen, die die ausländischen Teilnehmer über unsere Arbeit abgeben. Im Vergleich mit anderen bedeutenden Folkloreforen, die sie kennen, meinen sie, dass unseres Festival ein hohes Niveau besitzt. Das spornt uns an, weitere neue Elemente aufzunehmen und die bewährten Praktiken zu vervollkommnen.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: Albena Besowska und „Goldstaub“



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