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Nebraska in Erwartung einer totalen Sonnenfinsternis und des Vortrages eines bulgarischen Experten

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Am 21. August wird man in den USA eine totale Sonnenfinsternis beobachten können, die mit Sicherheit in die Geschichte der Astronomie eingehen wird. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens ist es die erste totale Sonnenfinsternis seit 38 Jahren und zweitens wird es voraussichtlich das am meisten beobachtete Himmelsereignis der Neuzeit sein. Sie wird aber auch eine Aufnahme in die Geschichte der Sofioter Universität „Hl. Kliment von Ochrid“ finden. Im US-Bundesstaat Nebraska erwartet man ein bulgarisches Team, das die Finsternis beobachten und fotografieren wird, wie auch den Vortrag des bulgarischen Astrophysikers Gantscho Gantschew. Z.Z. macht er am Lehrstuhl für Astronomie der Physik-Fakultät der Sofioter Universität seinen Doktor auf dem Gebiet der Hyperriesen in den Sternbildern Andromeda und Dreieck. In den USA wird er jedoch über die totale Sonnenfinsternis sprechen und den Zuhörern erklären, wie sie am besten beobachtet und fotografiert werden kann, denn der Wissenschaftler hat bereits über 10 Jahre Erfahrungen in der Astrofotografie. Das hat ihn übrigens dazu bewogen, das Ereignis in den USA aufzunehmen, da wir hier in Europa nicht so bald eine totale Sonnenfinsternis erleben werden.

Gantscho GantschewDie Erde ist übrigens der einzige Ort in unserem Sonnensystem, vom dem aus man eine totale Sonnenfinsternis beobachten kann“, erzählt Gantscho Gantschew und fährt fort: „Der Durchmesser der Sonne ist 400 Mal größer als der des Erdmondes; er wiederum steht der Erde 400 Mal näher als die Sonne. Das ist eine perfekte Kombination – von der Erde aus gesehen, sehen Sonne und Mond gleichgroß aus. Das wird aber nicht immer so sein. Mit jedem Jahr wird die Entfernung zwischen der Erde und dem Mond um einige Zentimeter größer. Das wissen wir Dank der Astronauten der Apollo-Mission, die Spiegel auf der Mondoberfläche angebracht haben, so dass wir von der Erde aus exakt die Entfernung messen können. Das geschieht mit Hilfe starker Laser-Strahlen, wobei die Zeit gemessen wird, die sie zum Mond und wieder zur Erde zurücklegen. Die Berechnungen ergeben, dass sich in rund 300 Millionen Jahren der Abstand zwischen Erde und Mond soweit vergrößert haben wird, dass wir keine totalen Sonnenfinsternisse mehr beobachten können, sondern lediglich ringförmige.“

Gantscho Gantschew ist im bulgarischen Team der einzige Vertreter der Sofioter Universität. Die anderen 5 Mitglieder stammen aus der sogenannten „Vereinigung der Jäger von Finsternissen“. Ihr gehören ausgesprochen gut vorbereitete Hobbyastronomen an, die überaus reiche Erfahrungen besitzen und schon mehr als 30 Sonnenfinsternisse „eingefangen“ haben, darunter in China, Nowosibirsk, der Türkei und Sambia. Die Idee für die Aufnahme der Sonnenfinsternis über Amerika hatte Gantscho Gantschew. Die Vorbereitung der Expedition dauerte nahezu 2 Jahre, wobei jede Phase genau geplant werden musste. Der US-Bundesstaat Nebraska wurde nicht zufällig als Standort gewählt. Dort herrschen die günstigsten Beobachtungsbedingungen. In der Nähe der Stadt Tryon ist die Luftverschmutzung sehr niedrig und dort wird die Finsternis ganze 2 Minuten und 35 Sekunden zu beobachten sein – lediglich 7 Sekunden kürzer als die längste Beobachtungsdauer, die sich im US-Bundesstaat Kentucky einstellen wird.

Ich habe mich der schwierigen Aufgabe angenommen, gleichzeitig mehrere professionelle Spiegelreflexkameras zu benutzen“, erzählt weiter Gantscho Gantschew. „Mit den einen wird ein breiteres Spektrum – Himmel und Landschaft, aufgenommen werden, während die anderen mit Teleobjektiven ausgestattet sind und direkt sie Sonnenkorona einfangen werden. Dank unseres Sponsors „Canon Bulgarien“ verfügen wir über eine ausgezeichnete Technik“, erzählt der junge Astronom und fährt fort: „Die Fotoapparate werden mittels eines Computers synchron geschaltet, so dass sie entsprechend einem Computerprogramm selbständig eine Aufnahme nach der anderen machen werden. Ziel ist, in den zwei Minuten der Finsternis eine größtmögliche Informationsmenge zu erhalten. Sonnenfinsternisse zu fotografieren ist schwieriger, als Weltraumaufnahmen zu machen. Zu Beginn der Finsternis ist die Sonne noch sehr stark, während in der Phase der völligen Verdunkelung ganz andere Lichtverhältnisse vorherrschen. Um die Sonne und gleichzeitig den Sternenhimmel aufnehmen zu können, werde ich mit verschiedenen Belichtungszeiten, Blenden und Entfernungseinstellungen fotografieren. Ziel ist, auf einem Foto gleichzeitig die Sterne und die Sonnenkorona und selbst den Lichtreflex zu sehen, den die Erde auf der Mondoberfläche erzeugt. Das ist sehr schwer; ich denke aber, dass es mit der entsprechenden Bearbeitung machbar ist.

In der Stadt Tryon steht bereits der Saal bereit, in dem Gantscho Gantschew seinen Vortrag halten wird. Eine Familie aus dem Nachbarort Mullen will ihrerseits ihr Haus für das bulgarische Team zur Verfügung stellen. „Alles sehr nette Leute“, sagt Gantscho Gantschew. „Gestern bekam ich vom dortigen Sherif eine E-Mail, der seine Hilfe anbot, damit wir die nötigen Parkplätze bekommen und unsere Technik in Ruhe aufbauen können. Das wird uns helfen, unsere Beobachtungen und die Präsentation besser zu koppeln. Ich denke, dass wir zu den Menschen dort gute Kontakte aufbauen werden und gleichzeitig unsere Universität und Bulgarien selbst vorstellen können“, sagte abschließend der junge Astronom und versprach, dem Bulgarischen Nationalen Rundfunk einen Teil der Aufnahmen zur Verfügung zu stellen.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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