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Bürokratie kostet Unternehmern jährlich einen Monat Arbeit

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Petar Ganew
Foto: BGNES

Die Auswirkungen der Bürokratie auf die Unternehmen in Bulgarien ist kein neues Thema und wurde schon oft breit diskutiert. „Für die Öffentlichkeit ist die Bürokratie allgegenwärtig“, meinte in einem Interview für Radio Bulgarien Petar Ganew vom Institut für Marktwirtschaft. Experten dieser Einrichtung versuchten, das tatsächliche Ausmaß der Bürokratie zu ermitteln und schufen zu diesem Zweck einen sogenannten „Index der bürokratischen Last“. Mit Hilfe einer Modell-Firma maßen sie den minimalen bürokratischen Aufwand.

Wir mussten feststellen, dass mindestens 56 bürokratische Handlungen notwendig sind, die jährlich nahezu 175 Arbeitsstunden in Anspruch nehmen“, sagt der Experte. „Das heißt, dass eine Firma praktisch einen Arbeitsmonat für bürokratische Belange investieren muss. Darunter sind die jährliche Finanzabrechnung und die Zahlung verschiedener Steuern. Wir haben ferner ermittelt, wie viel Zeit benötigt wird, um Arbeitskräfte einzustellen und zu entlassen; hierbei geht es also um den Aufwand innerhalb des Personalmanagements. Mit in Betracht gezogen wurde der Arbeitsschutz und die Dokumentverwaltung.

Wie sieht die Lage in den anderen EU-Ländern aus? Ist dort die bürokratische Last genauso groß, wie in Bulgarien?

In den übrigen Ländern der Europäischen Union sieht es ähnlich aus“, versichert Petar Ganew. „Die Harmonisierung in den verschiedenen Politiken hat zu einer Vereinheitlichung der Marktbedingungen geführt. Ähnliche Untersuchungen, wie wir sie vorgenommen haben, wurden auch in Tschechien und der Slowakei durchgeführt. Es wurden in etwa die gleichen Ergebnisse ermittelt. In Tschechien beansprucht die Bürokratie jährlich rund 200 Arbeitsstunden, während in der Slowakei etwas weniger als bei uns benötigt werden. In den genannten Ländern wurde mit geringen Unterschieden ein ähnliches Modell wie unseres aufgestellt.“

Eine Reihe von Untersuchungen, einschließlich der Weltbank, ergab, dass die Geschäftsbedingungen in Bulgarien überhaupt nicht so schlecht sind. Viele Prozeduren, wie beispielsweise die Entrichtung von Steuern, könnten jedoch viel schneller geschehen, als es derzeit der Fall ist. Elektronische Dienstleitungen beispielsweise helfen Zeit sparen. Mittlerweile können in Bulgarien eine Reihe von Dingen auf elektronischem Wege erledigt werden, denken wir beispielsweise an die Online-Informationen des Nationalen Versicherungsinstituts, oder an die Steuererklärung via Internet.

Was den Arbeitsschutz anbelangt, wird derzeit darüber nachgedacht, auf einige Dokumente zu verzichten“, setzt weiter der Experte vom Institut für Marktwirtschaft fort. „Jedes Jahr unternimmt der Staat also kleine Schritte. Ein größerer wäre meines Erachtens die Differenzierung der Bedingungen für die Industrie und die übrigen Zweige, wie beispielsweise Bürotätigkeiten, Dienstleistungen, Medien und Konsultationsarbeit, weil in einigen Bereichen die Bürokratie übermäßig groß ist.

Der Übergang zum sogenannten E-Government geschieht nur langsam. Einige Inspektionen haben ergeben, dass oft ein Teil der Gelder, die für die E-Regierung ausgegeben wurden, sinnlos vergeudet und Dinge gemacht werden, die einfach nicht zusammenpassen. Petar Ganew bringt ein Beispiel: „Derzeit wird über die Ausstellung von medizinischen Ausweisen diskutiert. Parallel dazu enthalten die Personalausweise (Identitätskarten) verschiedene elektronisch verschlüsselte Angaben und könnten genauso gut die Funktion eines medizinischen Ausweises übernehmen. In Estland beispielsweise braucht man in allen staatlichen Verwaltungsstellen nur den Personalausweis vorzulegen, doch um einen solchen Stand zu erreichen, bedarf es einer besseren Koordination unter den einzelnen Behörden. Derzeit sieht es in Bulgarien so aus, dass jede Behörde für sich versucht, die angebotenen Dienstleistungen zu erleichtern.“

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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