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Wiederbelebung des AKW-Projekts „Belene“ bleibt weiter Gesprächsthema

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Vertreter des russischen Atomkonzerns Rosatom waren vor einigen Tagen in Sofia, um Gespräche über die Lieferung der beiden Reaktoren zu führen, die für das 2012 vom bulgarischen Parlament eingefrorene Projekt zum Bau eines zweiten bulgarischen Atomkraftwerks bei Belene an der Donau hergestellt wurden. Vor dem Besuch der Rosatom-Vertreter haben oppositionelle Abgeordnete die Energieministerin Temenuschka Petkowa erneut danach gefragt, wo die Reaktoren sind, für die Bulgarien dem russischen Hersteller mehr als 600 Millionen Euro bezahlt hat. In diesem Zusammenhang kommentierten manche Medien, dass die Lieferung der beiden Reaktoren schon das zweite Jahr in Folge „ein Mysterium“ bleibt.

Die Rosatom-Delegation wurde auf einer beeindruckend hohen politischen Ebene empfangen – persönlich vom Premierminister Bojko Borissow, was darauf hindeutet, dass die Regierung neben der Klärung der kommerziellen und technischen Aspekten auch das Ziel hatte, mögliche politische Spekulationen über das Nuklearprojekt zu zerstreuen. Doch das hohe Niveau, auf dem die Gespräche stattfanden, weist auch auf eine politische Veränderung in Bezug auf das Schicksal des Belene-Projekts hin.

Unmittelbar vor dem Treffen mit der Rosatom-Delegation kommentierte Premierminister Borissow, er würde alles Mögliche tun, um die 1,5 Milliarden Euro zu retten, die bislang für dieses Projekt ausgegebenen worden seien. Sein Interesse an ihm bekundete vor kurzem der chinesische Großinvestor China General Nuclear Corporation, der laut Energieministerin Temenuschka Petkowa bereits seine eigene Untersuchungen und Analysen mache. Aus den Gesprächen mit den Rosatom-Vertretern in dieser Woche wurde außerdem bekannt, dass Bulgarien keine Optionen mehr ausschließt und sogar den russischen Staat als strategischen Investor einladen könnte. Vor sieben Jahren schlug sich Rosatom selbst als Investor vor, aber Gespräche in dieser Richtung wurden nicht geführt und mindestens bis Juni dieses Jahres war der russische Unternehmen nur als Bauauftragnehmer interessiert.

Auf eine Änderung der bulgarischen Position zum Belene-Projekt deutet auch die Behauptung der Energieministerin Temenuschka Petkowa, dass es bis Jahresende ein klares Konzept darüber geben wird, was man mit der Ausrüstung für das Belene-Projekt machen soll. Petkowa wollte jedoch keine Einzelheiten geben und begründete das mit dem Argument, dass der Bericht der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften über den Bedarf an neuer Kernenergie im Land noch nicht endgültig besprochen worden ist. Der genannte Bericht enthält die Prognose, dass es bis 2035 nicht nur in Bulgarien, sondern in der gesamten Region ein Defizit an neuen Kapazitäten geben wird, was der Auffassung widerspricht, dass Bulgarien kein zweites Atomkraftwerk benötigt.

Die Energieministerin kündigte außerdem an, dass auch eine Privatisierung des Projekts nicht ausgeschlossen ist. Die Bedingungen der Regierung für die Wiederbelebung des Projekts stehen allerdings fest – es muss ohne staatliche Garantien und ohne staatliche Finanzierung realisiert werden.

Übersetzung und Redaktion: Mihail Dimitrov



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