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Let’s Adopt! Bulgaria: Die Tierpolizei in Bulgarien ist nur ein Wunschdenken

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Immer öfter treffen wir Menschen an, die hassen, verletzende Worte aussprechen oder die physische Grenze der unantastbaren Freiheit verletzten. Nicht nur gegenüber Menschen, sondern auch gegenüber Tieren. Durch einen brutalen Tritt in die Hüfte eines Straßenhundes machen sie sich Luft, werden Komplexe und Aggressionen los, trunken von der Möglichkeit, endlich Macht ausüben zu können.

Doch es gibt auch Menschen, die Leben retten. Das sind die freiwilligen Helfer der Tierschutzorganisation Let’s Adopt! Bulgaria, die sich der Aufgabe angenommen haben, in Not geratenen Straßentieren zu helfen. Solchen, die von Autos angefahren, fast zu Tode geprügelt oder angeschossen wurden. Wenn ein solcher Hund oder Katze das Glück hatte zu überleben, wird es in der Zentralen veterinärmedizinischen Klinik in Sofia behandelt und danach in eine zeitweilige Unterkunft gebracht in der Hoffnung, dass es adoptiert wird. Eines dieser kleinen schutzlosen Geschöpfe ist die Schmusekatze Galka, die immer noch ein Frauchen oder Herrchen mit einer bequemen Couch sucht. Trotz der vielen Operationen und ihrer Blindheit versucht sie, in einen warmen Schoß Zuflucht zu finden und zu schmusen und scheut die Nähe zu Menschen nicht, versichern die freiwilligen Helfer von Let’s Adopt! Bulgaria.

Totka NikolowaTiere haben auch Gefühle. Sie freuen sich oder leiden genauso wie wir”, ist Totka Nikolowa von Let’s Adopt! Bulgaria überzeugt. Sie hat großen Respekt vor Menschen, die ihre Haustiere verantwortungsvoll versorgen und pflegen als seien es Mitglieder der Familie. „Doch leider gibt es auch Menschen, die gegenüber Tieren auf der Straße sehr aggressiv sind”, sagt Totka Nikolowa. „Solche Menschen haben jegliches Vertrauen verloren, sie sind feindselig gegenüber anderen Menschen und erst recht gegenüber Straßentieren. Die Tiere auf der Straße sind schutzlos und es ist nicht schwer, sie zu verletzten. Täglich werden wir Zeugen von Misshandlungen. Vor kurzem tauchte im Internet ein Clip auf, auf dem zu sehen war, wie ein Mädchen aus Kiten ein ungefähr zwei Monate altes Kätzchen auf die brutalste Art und Weise misshandelte”, erzählt Totka Nikolowa entsetzt.

Vor ungefähr zwei Jahren machte das Innenministerium werbestark sein Vorhaben bekannt, eine Tierpolizei zu gründen. Doch es gibt immer noch niemanden, der Tierquäler hinter Gitter bringt. Eine Tierpolizei gibt es nur in der Wunschvorstellung.Obwohl es mittlerweile gut bekannt ist, dass bei 70% der Vorfälle von Hausgewalt das Haustier das erste leidtragende Wesen ist und Serienmörder zuerst mit Tierquälerei beginnen, bevor sie den ersten Menschen töten, wie Jawor Getschew von der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" unterstreicht.

Es gibt keine Tierpolizei”, ist Totka Nikolowa in ihrer Behauptung kategorisch. „Der Innenminister ist nicht davon überzeugt, dass es notwendig ist, Ressourcen dafür bereitzustellen. Ich hoffe jedoch inständig, dass er seine Meinung ändert und sich der Sache annimmt, das Verhalten gegenüber Tieren zu verändern. Als begonnen wurde über eine Tierpolizei zu sprechen, geschah das unter dem Druck der Medien. Damals wurden viele Fälle von Tierquälerei nicht nur gegenüber Hunden und Katzen, sondern auch gegenüber Pferden bekannt.

Doch das Vorhaben, etwas zu verändern, geriet in Vergessenheit und so wurde das Leben und die Gesundheit der Straßentiere, so wie vieles andere auch, der Sensibilität und dem Verantwortungsbewusstsein von Nichtregierungsorganisationen überlassen. Eine von ihnen ist Let’s Adopt! Bulgaria. Seit 2009 hat diese Tierschutzorganisation unzähligen Tieren mit einem schweren Schicksal geholfen und jedes von ihnen hat Spuren in den Herzen der Freiwilligenhelfer  hinterlassen. Ohne die Spenden von Menschen mit einem Herz für Tiere wären sie jedoch nicht in der Lage zu helfen.

Obwohl sie selbst nicht viel haben, helfen sie uns“, erzählt Totka Nikolowa. „Manchmal bekommen wir eine Spende von zwei Euro und es ist sehr berührend zu wissen, dass dieser Mensch nicht von seinem Überfluss etwas abgegeben hat, um fremdes Leben zu retten, sondern dieses wenige Geld von seinem Mund abgespart hat. Ich hoffe, dass es immer mehr Menschen gibt, die anderen Menschen oder Tieren helfen. Wir dürfen die Spenden für Menschen nicht denen für Tiere gegenüberstellen. Aus eigenen Beobachtungen weiß ich, dass diejenigen, die Tieren helfen, auch für Menschen spenden.

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: letsadopt.net



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