An diesem Wochenende wird das Musiktheater in Sofia, wie sich das hauptstädtische Operettenhaus nennt, sein 100jähriges Bestehen begehen.
Am 10. Februar vor genau einem Jahrhundert stellte Angel Sladkarow, ehemaliger Solist der Vereinigung „Operettenfreundschaft Schumen“, die erste professionelle Operettentruppe in Sofia vor. Die erste Vorstellung zeigte das Werk „Marquis Bonelli“ von Rudolf Dellinger. Der Originaltitel dieser Operette heißt „Die Chansonette“. In Übersetzung bedeutet das ein „kleines Lied mit verspieltem Inhalt, das in Lokalen mit Varieté-Darbietungen vorgetragen“ wurde. Um nicht die patriarchalisch gesinnte Sofioter Gesellschaft vor den Kopf zu stoßen, änderte Slatkow einfach den Titel. Am Vorabend der Premiere konnte er Petar Konstantinow Stojtschew als Regisseur heranziehen. Obwohl die Inszenierung auf die Schnelle vorbereitet wurde, erntete sie ausgesprochen großen Erfolg – alle 10 Vorstellungen wurden vor vollem Haus gegeben. Das Kinotheater „Odeon“ in der Maria-Luisa-Straße, das heute nicht mehr steht, hatte der Operettentruppe Unterkunft gewährt.
Später beteiligte sich Angel Sladkarow an Vorstellungen des hauptstädtischen „Freien Theaters“. Er ist als ein Kulturträger in die Geschichte eingegangen, der wichtige kulturelle Beziehungen zwischen Bulgarien und Deutschland in der Zeit des Ersten Weltkrieges geknüpft hat. Sladkarow hat nicht nur viele europäische Aufnahmen nach Bulgarien gebracht, sondern auch die hiesige Anfertigung von Grammophonplatten angekurbelt. Nach 1944 konnte sich auf sein Werk die Plattenfirma „Balkanton“ stützen. Sladkarow hat ferner einige Operettenstars entdeckt und gefördert, wie Mimi Balkanska. In seiner Schaffenszeit konnte er gleich mehrere Operettentruppen auf die Beine stellen, die jedoch Pleite gingen.
Über Angel Sladkarow unterhielten wir uns mit seinem Sohn:
„Er hatte eine magische Ausstrahlung. Der Maler, der sein Portrait gemalt hat, stellte das Ansehen und das Andenken an meinen Vater wieder her, da ein Portrait von ihm lediglich im Friedrichstadt-Palast in Berlin zu sehen ist; hier in Bulgarien hatten wir keines von ihm. Dank des Verständnisses des neuen Intendanten des Operettentheaters sind nun die Gedenktafel und das Portrait fertig. Der Maler des Portraits ist Pawel Mitkow, der meinte: „Ich habe den Freiheitskämpfer Lewski gemalt, doch dieser Mann stellte mich vor Schwierigkeiten. Seine geistige Ausstrahlungskraft ist sehr groß!“
An diesem Sonntag werden die Gedenktafel für Angel Sladkarow und sein Portrait feierlich im Musiktheater in Sofia aufgestellt werden. Sein Sohn wird seinerseits eine vervollständigte Ausgabe der Memoiren seines Vaters vorstellen. Der Feier wird ein Konzert in Angedenken an Angel Sladkarow folgen. Die Sängerinnen und Sänger des Operettentheaters werden den „Zigeunerbaron“ von Johann Strauss konzertmäßig aufführen und damit an die einzigartige Interpretation von Sladkow erinnern, der in der Rolle des Haupthelden lange Jahre das Sofioter Publikum beeindruckte.
Am Vorabend (10.02.) wird ein Festkonzert anlässlich des 100jährigen Jubiläums des professionellen Operettentheaters in Bulgarien veranstaltet. Das Publikum wird beliebte Operettenarien von Johann Strauss, Franz Lehár und Emmerich Kálmán hören, aber auch Ausschnitte aus Musicals von Andrew Lloyd Webber, Cole Porter und des bulgarischen Komponisten Assen Karastojanow. Einzelheiten erzählte uns Mariana Arsenowa, Intendantin des Musiktheaters in Sofia:
„Der 10. Februar, der Tag der Premiere der von Angel Sladkarow inszenierten Operette „Marquis Bonelli“, gilt als Geburtsstunde unseres Operettentheaters. Bis zur Einrichtung des Musiktheaters in der Form, wie wir es heute kennen, hat es 9 private Operettentruppen gegeben. Vor ihrer Vereinigung zum Musiktheater ist es sogar passiert, dass sie gleichzeitig dieselbe Operette an demselben Abend gegeben haben und das vor vollem Haus.“
An diesem Wochenende werden die Operettenliebhaber nicht nur ihre Lieblingskünstler hören, sondern auch an die Wurzeln des Operettentheaters in Bulgarien erinnert werden, das die „positivste musikalische Bühnenkunst“ darstellt, wie sie sie Mariana Arsenowa bezeichnet.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Archiv
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