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"A Movie in Hand" – ein Filmfestival der ganz besonderen Art

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Viele Kinofans sind der kostspieligen und spektakulären amerikanischen Filme überdrüssig. Auf dem Markt wimmelt es von Blockbustern, weil sie den größten Profit einbringen. Die Frage, was das Publikum wirklich will, bereitet den Filmproduzenten aber einige Bauchschmerzen. Sie wissen nämlich genau, dass viele Zuschauer trotz Konsumgesellschaft nicht gut auf Filme zu sprechen sind, deren Sujet und Ende durchsichtig sind. Solche Filme sind meilenweit von der Auffassung des Kinos als audio-visuelle und aussagestarke Kunst entfernt. Kunst, die imstande ist, unterschiedliche Probleme und Zustände anzugehen, die die Gesellschaft und den Einzelnen bewegen. Diese Kunst lebt es zum Glück immer noch in europäischen und Kurzfilmen weiter. Im Mittelpunkt des Filmfestivals "A Movie in Hand" stehen Kurzfilme, die mit dem Handy gefilmt wurden.

СнимкаDie Idee dafür kam vom Vorstandsvorsitzenden des Volkskulturhauses "Dobri Wojnikow" in Schumen Nikolaj Nikolow. Er ist ein Fan des unabhängigen Kinos. Für mich persönlich gibt es keine eindeutigen Trennlinien zwischen den unterschiedlichen Kinoarten, sie verschwimmen ineinander. Im professionellen Kino werden heutzutage viele Filme nach einem unabhängigen Prinzip finanziert und geschaffen und diese haben viele Fans. Die Gunst des Publikums ist derzeit zwei fast gleiche Teile gespalten zwischen Filmen, die vom Staat oder privat finanziert werden. Meiner Ansicht nach stellen Laienfilme und Movies, die die Leute für sich machen, um sich mit Hilfe des Films auszudrücken, eine wichtige Möglichkeit für unsere Gesellschaft dar“, meint der Filmkritiker Alexander Donew.

Die Rede ist von fünfminütigen Aufnahmen, die Themen anschneiden, welche in Filmen fehlen, die vom Staat oder privat finanziert werden. Das Festival "A Movie in Hand" findet das dritte Jahr in Folge statt. Diesmal sind Mazedonien, die Ukraine, Russland, Moldawien und die Türkei mit vielen Filmen vertreten. In der Jury sitzen Kino-, TV- Experten und Journalisten, die die schwere Aufgabe haben, unter 63 Kandidaten ihren Favoriten zu küren. Letzten Endes fiel ihre Wahl auf "Going mad" („Verrücktwerden“) von Georgi Martew. Der Kurzfilm hat die Jury mit seinem minimalistischen Stil überzeugt. Er wurde in einem einzigen Raum gedreht, ohne schauspielerische Effekte oder komplizierten Dialog. Trotzdem ist es dem Autor gelungen zu veranschaulichen, wie ein Mensch an der Grenze des Nervenzusammenbruchs seinen Alltag und die damit verbundenen Herausforderungen erlebt.


Publikumsliebling wurde das Movie der 17jährigen Schülerin Antonina Losanowa aus Widin – "Sewerosabraweni" – frei übersetzt etwa „Nordwest-Vergessene“. Der Kurzfilm handelt von Leben der Senioren im Nordwesten Bulgariens, der ärmsten Region in unserem Land. Er wurde wegen seiner sozial relevanten Thematik ausgezeichnet. Wenn wir vom Nordwesten Bulgariens sprechen, dann immer mit einem gewissen Schmerz, weil wir wissen, dass die jungen Leute und somit der Zukunftsmotor dieser Region auf der Suche nach einem besseren Leben längst ausgewandert oder in andere bulgarische Städte umgezogen sind. Und das kann man ihnen nicht zum Vorwurf machen. Vielmehr gilt dieser Vorwurf dem Staat, der die Entvölkerung der Region in derart bedrohlichen Ausmaßen zugelassen hat. Warum schenkt er den Problemen dieser Menschen kein Gehör, warum zwingt er sie regelrecht, aus der Region zu flüchten?

„Dahinter steckt meiner Ansicht nach die falsche Auffassung von Demokratie in unserem Land“, meint Alexander Donew. „Vielleicht interpretieren einige Leute Demokratie als Mangel an Werten, die das frühere System ausgezeichnet haben wie beispielsweise soziales Engagement gegenüber armen und bedürftigen Menschen von Seiten des Staates und der Bürger. Die Kinder wurden früher von klein auf zu Hilfsbereitschaft Schwächeren gegenüber erzogen. Diese alte Moral ist verloren gegangen und wurde in der neuen Gesellschaft durch nichts ersetzt“, sagte abschließend der Filmkritiker Alexander Donew.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: mkino.org und BGNES



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