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Landsleute in Westbalkanländern wollen Sonntagsschulen und leichteren Erwerb der bulgarischen Staatsbürgerschaft

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Foto: BGNES

 Die bulgarischen Gemeinschaften in Serbien, Mazedonien, Albanien und dem Kosovo hätten sich aktiver an den Diskussionen vor dem EU-Westbalkan-Gipfel am 17. Mai beteiligen müssen. Sie kennen sich mit der Lage und den Problemen in diesen Ländern aus und können viele Informationen liefern, weil sie eine natürliche Brücke zwischen Bulgarien und den Regierungen der Westbalkanländer bilden. Das erklärte Vizepräsidentin Ilijana Jotowa während einer Konferenz in Sofia, die den bulgarischen Gemeinschaften als Schlüsselfaktor im EU-Beitrittsprozess der Westbalkanländer galt. Laut Vizepremier Waleri Simeonow werden auch Österreich, Rumänien, Finnland und Kroatien die Politik zur Angliederung der Balkanregion an die europäische Familie fortführen, da es Bulgarien während seiner EU-Ratspräsidentschaft gelungen ist, dieses Thema wieder auf die Tagesordnung der EU zu bringen. Die Verbesserung des Investitionsklimas in der Region ist von ausschlaggebender Bedeutung für die Region, erklärte Waleri Simeonow. Eine Voraussetzung dafür seien eine stabile und vorhersagbare Wirtschaft und konkrete Engagements seitens der Länder, um funktionierende Wirtschaftspartnerschaften auf der Grundlage gutnachbarschaftlicher Beziehungen zu schaffen. An der Konferenz nahmen auch Vertreter der bulgarischen Minderheiten in Albanien, Serbien, Mazedonien und dem Kosovo teil. Sie berichteten über die Probleme unserer Landsleute dort. Der Vorsitzende der Staatlichen Agentur für die Auslandsbulgaren Petar Charalampiew richtete den Fokus insbesondere auf die Lage im Kosovo und in Serbien, wo die Bulgaren seit Jahren um ihre Rechte als vollberechtigte Staatsbürger kämpfen.

Eine Organisation der Bulgaren im Kosovo hat eine Unterschriftensammlung mit über 500 Unterschriften zur Anerkennung der Rechte der bulgarischen Minderheit in das kosovarische Parlament eingebracht. Sie wollen genauso anerkannt werden wie die Montenegriner, Kroaten und Bosnier, um von den Entwicklungsmöglichkeiten Gebrauch zu machen, die das Land bietet. Die Bulgaren sind ein solides Kapital, das zur schnelleren Integration des Kosovo in die europäischen Prozesse beitragen kann. An Problemen mangelt es auch nicht in Serbien, obwohl die bulgarische Minderheit dort anerkannt ist und die bilaterale Zusammenarbeit zunimmt, kommentiert Petar Charalampiew.

Seine Meinung teilt auch der Leiter des Kultur- und Informationszentrum in Bosilegrad Iwan Nikolow. Seinen Worten zufolge bringen die Prozesse in Bosilegrad die bulgarische Bevölkerung zum Verschwinden. Iwan Nikolow äußerte die Befürchtung, dass unsere Landsleute dort die erste Minderheit sein werden, die von der ethnischen Karte Europas verschwinden wird. Und die Schuld dafür käme sowohl Serbien als auch Bulgarien zu. Dieser Prozess sei bereits in Gang, meinte Iwan Nikolow und weiter:

Die Bevölkerung in der Stadt altert, nur wenige arbeiten. Unsere Wirtschaft ist zerstört, die gibt es seit 2001 nicht mehr, genau wie die Landwirtschaft, ganz zu schweigen von Bildung und von bulgarischem Sprachunterricht, so Iwan Nikolow.

Ein anderes Problem der Bulgaren in Serbien ist, dass die Namen ihrer neugeborenen Kinder nach serbischem Modell in eingetragen werden. Alexander Dimitrow von der Vereinigung „Glas“ (Stimme) in Bosilegrad meinte, Bulgarien sollte andere europäische Länder um Rat anhalten und sehen, welche Politik sie gegenüber ihren Minderheiten in anderen Ländern betreiben. Als positives Beispiel wurde Ungarn genannt. Vor zwei Jahren hat es seine Minderheit in Vojvodina mit 160 Millionen Euro unterstützt, die für Kleinunternehmen bestimmt waren und den Ungarn in Vojvodina erlauben sollten, dort zu verbleiben.

Zwei Probleme machen den bulgarischen Minderheiten in Serbien, Albanien, dem Kosovo und Mazedonien besonders zu schaffen: Zum einen die schwierige Prozedur zum Erwerb der bulgarischen Staatsbürgerschaft und zum anderen die Tatsache, dass Kinder aus Mischehen keine Möglichkeit haben, bulgarische Sonntagsschulen zu besuchen. Und das aus einem ziemlich trivialen Grund: Es gibt keine solchen Sonntagsschulen in den meisten dieser Länder und das mit Absicht, damit die Bulgaren assimiliert werden können und damit sie ihre Herkunft, Heimat und Wurzeln vergessen. Eine Ausnahme bildet lediglich Mazedonien, wo zu Jahresanfang in Skopje eine bulgarische Sonntagsschule eröffnet wurde und die bulgarische Identität gepflegt werden kann.

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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