Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Handelsregister-Crash behindert Geschäftsabschlüsse in Bulgarien

БНР Новини
Foto: BGNES

Die Nutzer haben wieder Zugriff zum Handelsregister und Register für Non-Profit-Organisationen, aber nur was Auskünfte zum aktuellen Zustand angeht. Das Register wird in frühestens einer Woche wieder umfassend und vollwertig funktionieren, teilte das Registrierungsamt mit. Es stellte aber richtig, dass kein Hackerangriff oder Cybercrime hinter dem Problem stecke. Es bestünde auch keine Gefahr möglichen Informationsmissbrauchs.

Am Freitag hat ein Crash im Informationssystem des Registrierungsamtes dazu geführt, dass neugegründete Firmen, Änderungen in der Verwaltung oder der Inhaber der Gesellschaften nicht eingetragen und auch keine Auskünfte eingeholt werden können.

Ab heute nimmt das Handelsregister seine Arbeit etappenweise wieder auf. Derzeit besteht aber kein Zugriff zur Datenbank, zu den Dossiers und Dokumenten. Das sagte in einem Interview für den BNR die Rechtsanwältin Greta Ganewa. Die Deals aus den Tagen, an denen das Handelsregister nicht funktionierte, seien extrem risikogeladen, weil sie auf absoluter Vertrauensgrundlage abgeschlossen wurden. Greta Ganewa sprach ihre Befürchtungen im Zusammenhang mit der Datenbank über juristische Personen in Bulgarien aus und ergänzte, dass die Behörden in einer Krisenlage handeln müssen. „Die Hilflosigkeit der Institutionen bisher bestärkt den Verdacht, dass keine Garantien für die Informationen der juristischen Personen in Bulgarien bestehen. Diese Frage ist mit der Kontrolle besagter Daten und den damit verbundenen Prozessen, inklusive der Verwaltungsprozesse verbunden“, meint die Rechtsanwältin.

Der Zugang zu Informationen über die aktuelle Lage macht den Handelsumsatz derzeit wieder transparent, meint der IT-Experte Boschidar Boschanow. Er sieht die aktuelle Kopie der Daten vom Vortag aber als ein absolutes Muss an:

Warum gibt es keine Reservekopien oder warum können diese Reservekopien nicht wiederhergestellt werden? Auf diese Frage sollten das Registrierungsamt und die für die Wartung des Handelsregisters zuständige Firma antworten“, meint der Experte. „Viele Firmen erhalten täglich Kopien vom Handelsregister, darunter Banken etc. So gesehen sind die Informationen nicht restlos und hoffnungslos verloren. Nur müssen sie wiederhergestellt werden. Und alle müssen sich sicher sein, dass sie auch wirklich aktuell sind“, so Boschidar Boschanow.

Seinen Worten zufolge spielt auch die Politik eine wichtige Rolle in dieser Krise. „Das Handelsregister ist, zusammen mit dem Bevölkerungsregister, das wichtigste Register im Land. Das materielle Interesse ist beim Handelsregister extrem groß. Das ist mit Sicherheit ein sehr appetitliches Register“, meint der IT-Experte. Seiner Ansicht nach wäre es ratsam, die Verträge über die Instandhaltung des Registers freizugeben.

Auf Forderung von Justizministerin Zezka Zatschewa wurden die Staatliche Agentur für nationale Sicherheit (DANS) und das Innenministerium eingeschaltet, damit die Gründe für den Handelsregister-Crash geklärt werden können. Zwischenzeitlich hat die Staatliche E-Government-Agentur eine Prüfung der Software- und Hardware-Absicherung aller staatlichen elektronischen Systeme gestartet. Zu Beginn der heutigen Regierungssitzung sagte Vizepremier Tomislaw Dontschew, jedes elektronische Register müsse doppelt und dreifach abgesichert sein, was offenbar nicht ausreiche, wie dieser Vorfall beweise. Momentan wird rund um die Uhr gearbeitet, um die Informationen wiederherzustellen.

Die Rede ist von 25 Terabyte Informationen, von riesigen Datenmassiven. In wenigen Tagen sollten den Kunden sämtliche Funktionen des Registers wieder zugänglich sein“, so Dontschew. Es wurde beschlossen, einen einheitlichen staatlichen elektronischen Speicher einzurichten, wo jedes Register eine Kopie seiner Informationen anfertigen wird. “Wir werden das regeln, um künftigen Krisen dieser Art vorzubeugen. Dieser Vorfall zeigt, wie fragil und anfechtbar das ganze System ist, wobei eine technische Krise in eine Wirtschafts-, Handels- oder in eine andere Krise ausarten kann“, kommentierte Vizepremier Tomislaw Dontschew.

Zusammengestellt von: Elena Karkalanowa

Übersetzung: Rossiza Radulowa



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Dimitar Radew

BNB-Chef: Bulgarien könnte nicht am 1. Januar, sondern später im Jahr 2025 dem Euroraum beitreten

„Ein Beitritt zum Euroraum zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr 2025 ist ein mögliches und derzeit wahrscheinlicheres Szenario.“ Das sagte der Gouverneur der Bulgarischen Nationalbank (BNB), Dimitar Radew, in einem Interview mit der BTA in Washington..

veröffentlicht am 18.04.24 um 11:00

Das geschäftsführende Kabinett setzt Bulgariens Kurs in Richtung Eurozone fort

"Ich habe versucht, für die geschäftsführende Regierung Experten zu gewinnen , Kontinuität zu gewährleisten, so dass sie politisch ausgewogen ist", sagte der geschäftsführende Premierminister Dimitar Glawtchew bei der Vorstellung der Zusammensetzung des..

veröffentlicht am 15.04.24 um 14:23

Politische Instabilität schreckt ausländische Investoren ab

Die Wirtschaft des Landes liegt bei 64 % vom europäischen Durchschnitt und somit noch nicht an der 70 %-Marke, die Rumänien erreicht hat.  Bulgarien unterscheidet sich von den anderen Ländern der Region, wo es stabile Regierungen, ein höheres..

veröffentlicht am 08.04.24 um 10:17