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Parwan Simeonow: Der bulgarischen Politik fehlt die Zukunftsvision

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Parwan Simeonow
Foto: BGNES

„Es ist sehr naiv zu glauben, dass nur durch Proteste, ohne die Einmischung äußerer Faktoren, die schon oft das Schicksal der Länder unserer Region bestimmt haben, etwas verändert werden kann“. So kommentierte der Politologe Parwan Simeonow in einem Interview für das Morgenprogramm des BNR die Proteste von im Ausland lebenden Bulgaren am vergangenen Wochenende in Sofia.

Die Müdigkeit der Regierenden und die ernst zu nehmenden Differenzen in der Regierungskoalition bewegen die Wähler zur Suche nach neuen Varianten, behauptet der Politologe und ergänzt, dass es klar sei, dass die Proteste keinen Erfolg haben werden und dass sie zum Teil naiv sind. Doch ebenso klar sei auch, dass man sich nach etwas Neuem umschaut, sagte der Politologe weiter und stellte klar, dass man sich trotzdem davor hüten sollte, diesenProtest zu missachten.

Bulgarien müsse sich um seine Diaspora im Ausland kümmern, weil sie immer größer werde und sich das Land im demografischen Kollaps befinde. Obwohl der jetzige Protest scheitern werde, stelle er die sehr wichtige Frage auf die Tagesordnung, wie die im Ausland lebende bulgarische Gemeinschaft im politischen Prozess in Bulgarien integriert werden sollte. Die Unzufriedenheit, die die Auslandsbulgaren auf den Sofioter Straßen zum Ausdruck bringen, ihr Wunsch nach Veränderung des Leitungsmodells und die Beseitigung der Korruption seien eindeutige Zeichen in dieser Richtung.

Parwan Simeonow ist der Ansicht, dass das Modell, in dem wir leben, beibehalten werden müsse, da es eine klare Trennung zwischen Regierung und Opposition und eine aktive Zivilgesellschaft gebe, der bewusst ist, dass der ständige Druck die einzige Möglichkeit für Veränderung ist. Das sei einer der wenigen Hebel, mit denen die politische Schicht gezwungen werden könne, einen Teil der Probleme der Bevölkerung zu lösen.

Ein großes Problem der bulgarischen Politik sei, dass sie keine Zukunftsvision habe, dass sie einfallslos sei und eigentlich „eine Abfolge spontaner Beschlüsse ist, die vom Wunsch zu überleben getragen sind, betont Simeonow und behauptet, dass es in Bulgarien keinen Druck von außen gibt, das Format der jetzigen Leitung zu ändern, weil es sowohl im Osten als auch im Westen Anklang findet.

Was die Korruption anbelangt, könne sie nicht beseitigt werden, in dem bestimmte Beschlüsse gefasst werden, weil sie auf zwei Wesenszüge unserer Volkspsychologie zurückzuführen sei. Ein Großteil der Bevölkerung identifiziere sich nicht mit dem Staat und interessiere sich auch nicht, was in den höheren Etagen der Macht passiert. Der zweite Faktor sei die Armut. „Solange diese Probleme nicht gelöst sind, kann nicht erwartet werden, dass die Korruption verschwindet“, behauptete der Politologe Parwan Simeonow in einem Interview für den Bulgarischen Nationalen Rundfunk.

Zusammenfassung: Joan Kolev

Übersetzung: Georgetta Janewa



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