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8. November – Tag der Westlichen Randgebiete

Die Bulgaren aus den Westlichen Randgebieten begehen ihren Tag mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft

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Foto: glaspress.rs

In der Periode von der Neugründung des bulgarischen Staates 1878 bis Ende des Ersten Weltkrieges, der für Bulgarien mit dem Abschluss des Friedensvertrages von Neuilly-sur-Seine zu Ende ging, musste das Land eine Vielzahl von Verlusten hinnehmen. Neben der an die Siegermächte zu zahlenden Reparationen in Höhe von 2.250.000 Goldfranken, wurden größere Teile von Bulgarien mit vornämlich bulgarischer Bevölkerung abgetrennt. Westthrakien kam unter die Administration der Entente, mit ihm auch die wichtige Hafenstadt Alexandroupolis. Somit verlor Bulgarien den Zugang zur Ägäis an Griechenland. Die im Frieden von Bukarest festgelegte rumänisch-bulgarische Grenze von 1913 wurde wiederhergestellt – Rumänien erhielt die im Mai 1918 abgetretene Süddobrudscha zurück. Ferner mussten die sogenannten „Westlichen Randgebiete“ an das neu gegründete Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS) abgetreten werden. Das sind die Gebiete um das heutige Dimitrovgrad, einige Ortschaften entlang des Timok-Flusses sowie Strumitza und Umland. Die Grenzen mussten neu gezogen werden, doch noch ohne die Entscheidung der speziell zu diesem Zweck eingerichteten Kommission abzuwarten, besetzten die Serben im November 1920 die genannten Gebiete. Über 30.000 Bulgaren flüchteten mit ihren Familien nach Sofia und andere Städte des Landes. Heute, fast 100 Jahre nach jenen tragischen Ereignissen kämpfen die Nachkommen jener Bulgaren, die in den abgetrennten Gebieten verblieben sind, um ihre Rechte und den Erhalt ihrer nationalen Identität. Der Tag der Westlichen Randgebiete, der seit 1991 jeweils am 8. November begangen wird, stellt einen guten Anlass dar, den Blick auf unsere Landsleute in Bosilegrad zu richten und zu erfahren, wie sich die europäische Perspektive Serbiens, die dem Land während der bulgarischen EU-Ratspräsidentschaft eröffnet wurde, auf ihr Leben auswirken könnte.

Wir Bulgaren haben nichts gegen einen Beitritt Serbiens zur Europäischen Familie; es ist das Land, in dem wir leben. Ich bin sicher, dass das allen von Nutzen sein wird“, sagte uns Alexander Dimitrow, Vorsitzender der bulgarischen Vereinigung „Glass“ (zu Deutsch „Stimme“) in Bosilegrad. Seiner Ansicht nach sei jedoch eine vorbehalts- und bedingungslose Unterstützung Bulgariens „nicht die würdigste Haltung, die die bulgarische Regierung einnehmen könnte. In der letzten Zeit ereignen sich viele unangenehme Dinge. Unlängst gab es in Serbien Wahlen für den Nationalrat, die absolut daneben gingen. Das waren Wahlen ohne Wahl, und das geschah unter dem Diktat des serbischen Staates. Ich bin arg enttäuscht, weil die Politiker in den letzten Jahren oft sagen, dass die Beziehungen zwischen Bulgarien und Serbien nie so gut waren wie heute. Wie soll man ihnen glauben, wenn man das in Bosilegrad überhaupt nicht sieht; zumindest ich sehe es nicht. Man kann sich nur schwer erklären, warum beispielsweise bei der Begehung von Jubiläen, hochgestellte Vertreter Serbiens nicht anwesend sind. Nehmen wir zum Beispiel den 20. Jahrestag unseres Kultur- und Informationszentrums, oder die Ehrung von Wassil Lewski anlässlich seines Todestages. In Bosilegrad hat sich an den Festveranstaltungen am Denkmal von Lewski kein Vertreter Serbiens beteiligt. Einzig die Delegation von Bulgarien war anwesend. Man muss den guten Willen schon sehen. Nur eine solche Haltung kann mich davon überzeugen, dass sich die Dinge zum Besseren wenden.“

Alexander Dimitrow hob ferner die Verdienste der Vereinigung zur Durchführung einiger Runder Tische in Bosilegrad hervor, die sich um Bildung, Medienfreiheit und nicht an letzter Stelle um den Umweltschutz drehten. Die Gefahr einer Umweltkatastrophe ist überaus real, da die Region an Bevölkerung verliert, gleichzeitig jedoch Projekte zur Nutzung der dortigen Bodenschätze und zum Bau von Wasserkraftwerken erarbeitet werden. Der verstärkte Bergbau wird unweigerlich zur Verschmutzung der verbleibenden Wassermengen führen, die nicht für die Stromherstellung genutzt werden. Die verantwortlichen Institutionen haben immer noch nicht auf die Vielzahl von Eingaben besorgter Bürger reagiert, beklagt sich der Vorsitzende der bulgarischen Vereinigung „Glass“.

Foto: BGNES

Trotz allem ist Optimismus angebracht, zumindest was die bulgarischen Medien in unserem westlichen Nachbarland anbelangt. Nach einer Reihe von Gesprächen während des Staatsbesuches des bulgarischen Präsidenten Rumen Radew in Serbien im Juni dieses Jahres, wurde vereinbart, dass den Medien in Ostserbien, die die bulgarische Sprache benutzen, vom serbischen Staat Mittel gewährt werden. Heute, 5 Monate danach, wurde das meiste Geld überwiesen, was diesen Medien gestattet, ihre Arbeit fortzusetzen.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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