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Prof. Kostadin Buradschiew: Die gute Lehrer-Schüler-Beziehung ist in unserer Kunst sehr wichtig

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Foto: Privatarchiv

„Folklore-Visionen“ – unter diesem poetischen Namen findet am 30. November in Plowdiw eine Tanz- und Musikperformance statt, mit der Prof. Kostadin Buradschiew seinen 60. Geburtstag und 35 Jahre künstlerisches Dasein begeht. „Folklorevisionen“ heißt auch sein Doppelalbum mit eigenen Stücken und Bearbeitungen.

Prof. Buradschiew hat als Komponist, Dirigent und Pädagoge, Leiter künstlerischer Ensembles und in jungen Jahren auch als Tambura-Spieler Dutzende Auszeichnungen erhalten, darunter „Goldene Lyra“ (1994 und 1999) und „Silberne Lyra“ (1989) vom Verband der Musik- und Tanzkünstler in Bulgarien. Unter der Leitung von Prof. Buradschiew hat das staatliche Folkloreensemble „Dobrudscha“ bei zahlreichen nationalen und internationalen Wettbewerben viele renommierte Preise erhalten, vier Langspielplatten und sechs CD-Alben eingespielt (die die Belgische Vereinigung von Autoren, Komponisten und Verlegern SABAM herausgebracht hat). Seit 2001 ist Kostadin Buradschiew Professor an der Akademie für Musik-, Tanz- und bildende Kunst in seiner Heimatstadt Plowdiw. Er bringt den Studenten bei, wie ein Folklorechor und ein Volksmusikorchester zu dirigieren sind. Prof. Kostadin Buradschiew ist Hauptdirigent des Akademischen Volkschors, der während des internationalen Chorwettbewerbs „World Choir Game“ im österreichischen Graz 2008 die Goldmedaille und den Titel „Champion der Welt-Chor-Olympiade“ sowie etliche andere Auszeichnungen gewonnen hat.

Ich bin meinen ersten Lehrern in Solfeggio, Akkordeon und Tambura sehr dankbar – ihnen schulde ich den Großteil meiner Erfolge“, sagt Prof. Kostadin Buradschiew. „In der Volksmusikschule in Schiroka Laka lernte ich bei Nikola Manowski professionell auf der Tambura zu spielen. Ich wollte aufholen, da meine Mitschüler seit langem auf diesem Instrument spielten und ich denke, dass ich Erfolg damit hatte. Alle meine Lehrer an dieser Schule waren wunderbare Menschen. Mit einigen sind wir bis auf den heutigen Tag Kollegen. Ich bin sehr dankbar, dass mir an der Akademie für Musik-, Tanz- und bildende Kunst das Glück zuteil wurde, von namhaften Pädagogen unterrichtet zu werden und Kontakte zu unterschiedlichen Musikern zu haben. Im Orchester der Akademie haben wir Werke der Koryphäen im Genre interpretiert. Später, als Leiter des Dobrudscha-Ensembles hatte ich direkte Kontakte zu einigen dieser Koryphäen, beispielsweise zu Prof. Kiril Stefanow, Iwan Walew, Krassimir Kjurktschijski. Sie haben mir viel auf meinem Leben- und Berufsweg mitgegeben. In solcher Gesellschaft fühlt man sich als junger Mensch sehr wohl und will so viel Wissen mitnehmen wie es nur geht“, sagt Prof. Kostadin Buradschiew.


Er ist der festen Überzeugung, dass die Verbindung zwischen Lehrer und Schüler extrem wichtig ist, weil es bei der Bearbeitung der Volksmusik und beim Schaffen eigener Werke viele geheime Tipps und Tricks gibt, die man kaum aus einem Lehrbuch erfahren kann.

Ich hatte als Schüler in Schiroka Laka etwas geschrieben“, erinnert sich Prof. Kostadin Buradschiew. „Als ich nach Plowdiw heimfuhr, führte mich mein Vater zum Dirigenten des Rundfunkorchesters Christo Urumow, der mein Werk begutachten sollte. Obwohl es sich gut anhörte und ich es zusammen mit meinen Mitschülern es an der Schule gespielt habe, war es voller Fehler. Ich habe bis auf den heutigen Tag das Blatt aufbewahrt, das über und über mit Korrekturen von Christo Urumow bespickt ist. Danach sagte er aber zu meinem Vater, ich dürfte auf keinen Fall aufhören, weil ich Potential hätte. Später gab mir Christo Urumow an der Akademie für Musik-, Tanz- und bildende Kunst Unterricht in Stabführung. Diesen Unterricht werde ich niemals vergessen. Er hat mir viele Feinheiten bei der Bearbeitung von Volksmusik aufgedeckt, vor allem bei der Stimmverteilung, die ich nun an meine Studenten weitergebe. Der klassische Stimmsatz kann bei der Stimmverteilung bei Volksmelodien nicht verwendet werden. Das Gleiche gilt auch für das Dirigieren eines Volksmusikorchesters oder eines Folklorechors. Es gibt viele Dinge, die man in der Praxis lernt. Ich habe sie von meinen Lehrern gelernt. Das verleiht mir Freiheit beim Interpretieren der Musik. Die Rede ist nicht allein von der Ornamentik und Rhythmik, sondern von der Intonation, dem Klang und etlichen anderen Details, die streng professionell sind und beschrieben werden sollten, um an die kommenden Generationen vermacht zu werden“, meint Prof. Buradschiew.


Ich wurde in Plowdiw geboren, doch meine Familie stammt aus den Rhodopen, weshalb ich eine besondere Vorliebe für die Musik aus diesem Teil Bulgariens habe. Im Laufe langer Jahre habe ich mit einigen der besten Sänger, Instrumentalisten und Tänzer der Dobrudscha gearbeitet, so dass mir die Musik dieser Region ebenfalls sehr ans Herz gewachsen ist. Sie ist sehr spezifisch, die Unterschiede zwischen den einzelnen Reigen beispielsweise sind sehr fein und nicht jeder weiß sie zu interpretieren. Natürlich habe ich Melodien aus allen Folkloreregionen Bulgariens arrangiert“, sagt Prof. Kostadin Buradschiew.

Ich habe mir bislang nie erlaubt, ein Programm gänzlich aus eigenen Arrangements zusammenzustellen, Eine bunte Palette schöpferischer Herangehensweisen unterschiedlicher Künstler ist meiner Ansicht nach besser ist als die eines einzigen. Diesmal habe ich aber beschlossen, die Herausforderung anzunehmen. Ich bin sehr dankbar, dass sich das Ensemble „Dobrudscha“ an dem Konzert beteiligen wird, genau wie auch das Ensemble „Trakia“. Es werden drei meiner großen Tanz- und Musikstücke aufgeführt sowie ein Kammertanz. Solisten tragen auch einige meiner Lieder und Instrumentalstücke in Begleitung des Volksmusikorchesters der Akademie für Musik-, Tanz- und bildende Kunst vor. Es werden auch vier A-Cappella-Lieder erklingen, die ich diesen Sommer für den Akademischen Volkschor geschrieben habe“, sagte abschließend Prof. Kostadin Buradschiew.

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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