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Mythen und Wahrheiten rund um die Ernährung

СнимкаLebensnotwendigkeit, Genuss, Trost – je nach dem, was Essen für uns bedeutet, kann Nahrung zur Quelle von Freude oder ewiger Schuldgefühle werden. Unlängst ist ein Buch auf dem bulgarischen Markt erschienen, das sich zum Ziel setzt, mit weit verbreiteten Irrtümern aufzuräumen und uns von unseren Ängsten in Sachen Ernährung zu befreien. Es fundiert auf seriösen wissenschaftlichen Erkenntnissen und soll uns die Freude am guten Essen zurückbringen.

Sind Mehr, Salz und Zucker tatsächlich Gift? Sind Nahrungsmittel mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO) schädlich? Was sollten wir über mit E-Nummern gekennzeichnete Zusatzstoffe, über Probiotika, Präbiotika und fermentierte Lebensmittel wissen? Ist es ratsam, Fleisch oder andere Grundnahrungsmittel von unserem Speiseplan zu streichen? Antworten auf diese und viele andere Fragen gibt der Mikrobiologe Jordan Stefanow in seinem Buch „Mythen und Wahrheiten rund um die Ernährung“.

СнимкаEs wird viel davon geredet, dass in der Nahrung Chemie steckt. Die Wahrheit aber ist, dass die Nahrung an sich schon Chemie ist, da sie aus chemischen Verbindungen zusammengesetzt ist“, kommentiert der Autor. „Zu behaupten, man müsse Nahrung ohne Chemie aufnehmen, ist an sich schon absurd. Andererseits ist es nicht gerade angenehm, künstliche Nahrungsmittel zu verzehren, die Produkt chemischer Technologien sind. Aber man kann von ihnen nicht behaupten, dass sie gefährlich sind. Es gibt ergo keine Verschwörung gegen die Menschen. Die meisten Verbindungen, die als Zutaten verwendet werden, sind vollkommen natürlich und in allen Obst- und Gemüsearten enthalten. Es stimmt allerdings, dass sich die Leute vor dem Unbekannten fürchten und die meisten Benennungen dieser Zutaten bei ihnen für Ratlosigkeit sorgen.

Laut Jordan Stefanow können die Nahrungsmittel, die in den Geschäften vertrieben werden, nicht gefährlich sein, weil sie strengen Kontrollen unterzogen werden. Zudem halten sich die bulgarischen Kontrollbehörden an die europäischen Richtlinien, die Nahrungsmittelproduzenten dazu bewegen sollen, eine hochwertige Kontrolle vorzunehmen, die dann zugleich auch als Vorbeugung dient. „Es ist im Interesse der Produzenten, dass ihre Erzeugnisse unbedenklich sind, damit sie Absatz finden“, ergänzt der Wissenschaftler.

Obwohl die Kunden jedes unbekannte Wort auf der Verpackung misstrauisch beäugen, landen seit geraumer Zeit etliche Produkte mit exotischen Bezeichnungen auf unserem Teller, da als Superfood ausgerufen wurden. Können aber Chia-Samen, Quinoa, Spirulina etc. tatsächlich in puncto Nährstoffe mit, sagen wir mal, Bohnen und Linsen mithalten?

Das ist eine Mode. Es gibt keine andere Erklärung dafür“, ist Jordan Stefanow überzeugt. „Das Interessante bei der Mode ist, dass es keine wissenschaftlichen Argumente dafür gibt. Sie setzt sich einfach durch, kommt meistens zuerst in den USA und Westeuropa auf und gelangt mit mehreren Jahren Verspätung auch zu uns. Keiner weiß zu sagen, warum diese Produkte besser sein sollen als die bulgarischen. Trotzdem werden sie zunehmend verzehrt. Die heimischen Bohnen, Linsen und Subprodukte aus Fleisch und Geflügel stehen ihnen aber in nichts nach. Wenn jemand aber sagt, dass er Chia isst, zeugt das von einem höheren sozialen Status, weshalb auch die westlichen Variationen bevorzugt werden.

Rohkost, Vegetarismus und alle möglichen modernen Diäten – all dies tut der Experte als unlogisch ab. Gesund ist seiner Ansicht nach vollwertige Ernährung, bei der wir auf keinerlei Nahrungsmittel verzichten, aber auch nicht zu viel essen.

Bei mir kommt vorzugsweise frisches Obst und Gemüse in seiner ganzen Vielfalt auf den Tisch“, sagt Jordan Stefanow. „Am besten heimisches, das von einer Großmutter auf dem Land gezüchtet wurde. Diese Produkte sich frischer und schmecken besser als die importierten, die oft noch unreif geerntet werden, so dass ihr Geschmack darunter leidet. Auf den Tisch gehört auch eine gute Proteinquelle, beispielsweise Fleisch, auf das man lieber nicht verzichten sollte. Wenn uns danach ist, sollten wir uns auch etwas Süßes gönnen – einen weniger nährstoffreichen Nachtisch, der für Glücksgefühle sorgt. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass Essen auch Genuss bedeutet.

Mit Blick auf die bevorstehenden Feiertage, wenn man nach einer Diät dazu neigt, es mit dem Essen wieder maßlos zu übertreiben, versucht uns Jordan Stefanow zu beruhigen. „Das ist immerhin nur einmal im Jahr und da können wir es uns erlauben, die Grenzen, die wir uns gesetzt haben, zu überschreiten.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Privatarchiv

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