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Chronischer Personalmangel ist eines der größten Probleme der Streitkräfte

Foto: BGNES

Der Personalmangel in der Armee vertieft sich und es zeichnet sich keine Änderung ab. In den letzten Jahren schreibt das Verteidigungsministerium regelmäßig die freien Stellen aus, doch die Zahl der Bewerber für den Soldatenberuf ist unzureichend. 2013 bewarben sich für eine Stelle noch 5 bis 6 Personen, im vergangenen Jahr waren es im Durchschnitt weniger als eine Person, weisen die Angaben des Verteidigungsministeriums aus, kommentiert vom Informations- und Analyseportal Mediapool. Momentan sind 5.700 Stellen unbesetzt. Der größte Mangel herrsche bei den Bodentruppen, in denen ein Viertel der Stellen frei seien; bei den Luftstreitkräften machen die freien Stellen 12 Prozent und in der Marine 14 Prozent aus.

Die Tatsache, dass im vergangenen Jahr die Zahl der eingestellten Militärs größer ist als die der Abgänger weckt gewisse Hoffnung. In diesem Jahr wurden Mittel bereitgestellt, mit denen 800 neue Militärs angeworben werden sollen. Es besteht jedoch die Frage, ob man so viele Freiwillige finden wird. 2018 wurde für die Bodentruppen ein Ausschreiben für 253 Positionen eröffnet. Es meldeten sich lediglich 130 Personen, von denen 105 eingestellt wurden. Etliche der Anwärter entfallen aus rein gesundheitlichen Problemen; eine Hürde stelle jedoch auch der Test für Allgemeinwissen dar. Der chronische Personalmangel hat den Unmut der Militärs geschürt, die sich beschweren, dass sie unter diesen Bedingungen nicht allen ihren Aufgaben nachkommen können. Gleichzeitig damit werden ihnen zunehmend mehr Aufgaben im Zusammenhang mit dem Schutz der Grenzen und der Hilfe in Friedenszeiten übertragen.

Der niedrige Verdienst wird allgemein als der Hauptgrund für das schwache Interesse am Militärberuf angesehen. Obwohl in diesem Jahr die Militärgehälter um 10 bis 15 Prozent steigen werden, sind sie im Vergleich zur Entlohnung der Polizei niedriger. Verglichen mit den anderen NATO-Ländern beziehen die bulgarischen Militärs die niedrigsten Gehälter. Ein Militär der untersten Dienstgrade erhält monatlich zwischen 420 und 440 Euro. Als weitere Probleme erweisen sich die undurchsichtigen Aufstiegschancen und das sinkende Ansehen des Militärberufes in der Öffentlichkeit.

Angesichts dieser Lage will Verteidigungsminister Krassimir Karakatschanow seine Idee zur Einführung eines freiwilligen Wehrdienstes verwirklichen, informiert Mediapool. Anfänglich versprach seine Partei, die IMRO – Bulgarische Nationale Bewegung, die Wiedereinführung des Pflichtwehrdienstes. Nachdem jedoch der größere Koalitionspartner in der Regierung – die GERB-Partei, diese Idee als Priorität ablehnte, musste sich Karakatschanow mit einem Konzept für einen freiwilligen Wehrdienst begnügen. Der entsprechende Gesetzentwurf liegt jedoch weiterhin noch nicht öffentlich aus und es ist unklar, was konkret vorgeschlagen wird. Bekannt ist nur, dass der freiwillige Wehrdienst in Abhängigkeit von der Waffengattung 6 bis 9 Monate dauern soll. Wer ihn absolviert, soll die Möglichkeit erhalten, die Laufbahn als Berufsmilitär einschlagen zu können, alle anderen werden als Reservisten angesehen. Ferner sollen ihnen Vorzüge bei der Einstellung im Sicherheitsbereich gewährt werden.

Beobachter sind der Ansicht, dass die Idee des Verteidigungsministers auch ihre negativen Seiten habe. Ihre Umsetzung erfordere ernste Investitionen in Menschen, von denen das Gros nicht in der Armee bleiben wird. Die erhöhte Zahl der Reservisten werde keineswegs den Personalmangel der Streitkräfte beheben. Die Mittel könnten besser zur Erhöhung der Gehälter der Berufssoldaten verwendet werden, was sich als grundlegende Hürde vor der Bewältigung des Personalmangels beim Militär erwiesen hat, vermerkt abschließend Mediapool.

Zusammengestellt von: Manuel Sawow

Übersetzung: Wladimir Wladimirow

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