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Sofioter Oper mit Neuinszenierung von „Der Sograf Sachari“

Das Sofioter Opernhaus eröffnet seine neue Spielzeit mit der Premiere der Oper „Der Sograf Sachari“ – ein Werk von Marin Goleminow (1908-2000) nach dem Libretto von Pawel Spassow. Die Vorstellungen sind zwei: am 11. und am 13. Oktober.

Es ist schwer, alle historischen, ästhetischen und moralisch-ethischen Themen zu analysieren, mit denen sich das Werk auseinandersetzt. Auf der einen Seite steht die Persönlichkeit des Sachari Christowitsch Dimitrow (1810-1853), genannt Sachari Sograf (zu Deutsch „Maler“), der zu den bedeutendsten bulgarischen Malern aus der Epoche des Übergangs zur Neuzeit gehört. Auf der anderen Seite steht sein älterer Bruder Dimitar, der ihn nach dem frühen Tod des Vaters (einem berühmten Ikonenmaler) zur Ausbildung in sein eignes Atelier aufgenommen hat. Sachari wird von Dimitar in das Familienhandwerk – die Ikonenmalerei eingeführt, der jedoch den aufrührerischen Geist des jungen Sachari nicht zu bändigen vermag. Sachari findet Verständnis beim Geistlichen Neofit Rilski, seinem Lehrer, mit dem er bis zu seinem unerwarteten Tod in Briefkontakt bleibt. In seinem kurzen Leben flammt eine platonische Liebe zur Frau seines Bruders, Christianija, auf, die er portraitiert; dieses Werk gehört zu den bedeutendsten weltlichen Gemälden des Sachari Sograf. Als sie an Typhus erkrankt und die Ärzte allen einen Kontakt mit ihr untersagen, wagt es einzig Sachari, sie aufzusuchen. Er gesteht ihr seine Liebe, woraufhin sie in Frieden stirbt. Nicht lange darauf verstirbt auch der junge Maler.

Inspiriert von dieser Geschichte schuf Marin Goleminow in den Jahren 1970-71 eine Oper. Er veränderte jedoch ein wenig die Geschichte. In seiner musikalischen Erzählung sind Sachari und Christianija verlobt. Sachari nimmt einen großen Auftrag an, der ihn in die Ferne verschlägt. In der Zwischenzeit heiratet Christianija dessen Bruder, obwohl sie Sachari weiterhin liebt – bis an ihr Lebensende. Erste Inszenierungen dieser Oper erfolgten vor einigen Jahrzehnten an den Opernhäusern von Sofia und Russe.

Bühnenbildner der neuen Sofioter Inszenierung ist Tschawdar Gjusselew, Sohn des unvergessenen Opernsängers Nikola Gjusselew, der als erster die Partie des jungen Malers Sachari gesungen hat.

Ich erinnere mich, wie er auf der Bühne gleichzeitig malte und sang“, erinnert sich Tschawdar an seinen Vater, der vor seinem Musikstudium Malerei an der Kunstakademie in Sofia studiert hatte. „In der neuen Inszenierung habe ich auf ein spartanisches Bühnenbild gesetzt. Die Hauptelemente des Bühnendekors sind ein Gerüst (als untrennbarer Bestandteil des Lebens) und eine Leiter – Symbol des Aufstiegs, aber auch Abstiegs eines Menschen“, sagte Tschawdar Gjusselew auf einem Treffen, auf dem der Intendant der Sofioter Oper, Plamen Kartalow, das Team vorstellte, das die Inszenierung verwirklicht hat.

Als Regisseurin konnte Sorniza Sofija engagiert werden. Sie ist vor allem als Filmregisseurin bekannt geworden; zu ihren Arbeiten gehören „Mila vom Mars“ und „Woiwode“. Sorniza Sofija hat jedoch als erstes an der Kunstakademie in Sofia studiert und kann auf Dutzende Ausstellungen im In- und Ausland verweisen. Nun ist sie in die Rolle der Opernregisseurin geschlüpft:

Verschiedene Dinge haben mich dazu verleitet, die Regie dieser Oper zu übernehmen, darunter sind meine persönlichen Erfahrungen. Ich war 22 Jahre alt, als auf meine Initiative hin, die Kapelle im Sofioter Hauptgefängnis wiederhergestellt wurde. Ich habe mit Kollegen und Gefängnisinsassen zusammengearbeitet. Etwa anderthalb Jahre war ich hauptsächlich auf dem Gerüst. Diese Erinnerung ist bis heute sehr lebendig. Der Maler auf dem Gerüst ist in meinen Vorstellungen als der Vermittler zwischen der „Unterwelt“ und der „Oberwelt“ haften geblieben. Es ist eine Schöpfungsgeschichte – die Transformation der Liebe in eine schöpferische Energie. Ich denke nicht, dass die Liebe in dieser Oper eine tragische ist. Die Haupthelden finden zwar nicht physisch zueinander, erleben aber eine geistige Verschmelzung. Der Maler Sachari war eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Er ist jung gestorben, hat jedoch ein ungemein großes Werk hinterlassen. So in etwa verstehe ich die Handlung. Was die Musik von Goleminow anbelangt, habe ich sie für mich neu entdeckt; sie ist sehr expressiv und eine wahre Herausforderung für die Sänger.“

Unter den Solisten sind Walentin Watew und Nikolaj Wojnow (in der Rolle des Sachari), Wesselin Michajlow (Dimitar), Sylvia Tenewa, Stefani Krastewa und Christiana Ignatowa (Christianija); am Dirigentenpult steht Welisar Gentschew; Kostümbildnerin ist Marta Mironska und die Choreographie stammt von Theodora Drumewa.

Als ich die Truppe und all die jungen Menschen, versammelt an einem Ort sah, mit all ihrer Energie und ihrem Enthusiasmus für eine Interpretation und ihr Musikempfinden, dachte ich mir, dass es eine Inszenierung wird, die sich Marin Goleminow gefallen hätte“, sagte uns Lili Goleminowa, Enkeltochter des Komponisten. „Er liebte die Experimente und die simplen Dinge und in dieser Richtung arbeitete auch die Truppe. Vor Beginn der Opernaufführung kann das Publikum eine Ausstellung sehen, die den musikalischen Bühnenwerken von Marin Goleminow gewidmet ist. Wir haben neue Dokumente und Fotos entdeckt, die mit seinem Leben und Werk in Verbindung stehen. Die Exposition wurde im Foyer des Opernhauses eingerichtet. Einige der Plakate verdeutlichen die verschiedenen Inszenierungen der Oper „Der Sograf Sachari“.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: operasofia.bg



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