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Bulgarische Martenitzi erobern selbst die Antarktis

Auch in diesem Jahr schmücken die rot-weißen Frühlingsboten seit Anfang Februar die einheimischen Märkte, Haltestellen und Ladenketten
Foto: Darina Grigorowa
Anfang März begegnen uns auf Schritt und Tritt die traditionellen Martenitzi aus roten und weißen Bändern, in der Regel mit zwei Quasten an den Enden. Getragen wird sie an der Hand oder am Kragen, als Kette oder als Haarschmuck. Das ist die bulgarische Martenitza, mit der sich am 1. März Groß und Klein schmücken. Symbolisch soll sie den Winter und Krankheiten sowie die grauen kalten Tage und bösen Geister vertreiben.

Am 1. März beglückwünschen sich die Bulgaren zum herannahenden Frühling, beschenken sich gegenseitig mit Martenitzi, verbunden mit den besten Wünschen für Gesundheit, Glück und ein langes Leben.

Der weiße Faden symbolisiert die Reinheit und Männlichkeit. Rot steht für Lebensenergie und Fraulichkeit. Vor langer Zeit nutzten unsere Vorfahren die Martenitzi als Amulett gegen Bosheit und Verwünschungen. Andere wiederum verbanden die Martenitza mit Fruchtbarkeit, weswegen sie in einigen Regionen bis heute in den Brautstrauß gebunden wird. Getragen wird die Martenitza bis zur Ankunft der ersten Störche oder Schwalben. Dann wird sie an den erstbesten blühenden Baum gebunden.

Auch in diesem Jahr schmücken die rot-weißen Frühlingsboten seit Anfang Februar die einheimischen Märkte, Haltestellen und Ladenketten, um von dort aus den Weg in die entferntesten Zipfel der Erde anzutreten. Jeder ist darum bemüht, dass die Martenitzi Freunde und Familie im Ausland auch rechtzeitig erreichen. „Eine echte Martenitza ist weiß und rot“, schwärmt Irina Nikolowa. Seit acht Jahren verkauft sie in Handarbeit gefertigte Martenitzi.

„Die Martenitza ist kein Massenprodukt, sie wird mit Liebe gefertigt“, erklärt Irina. „Jede Martenitza wird einzeln gearbeitet und soll Gesundheit und Glück bringen. Hergestellt werden sie von meiner Mutter. Sie ist Rentnerin und nimmt sich viel Zeit dafür. Deshalb gleicht keine meiner Martenitzi der anderen. Während der Herstellung spricht meine Mutter mit den Frühlingsboten. Sie fragt sie beispielsweise, ob sie nach Warna oder Amerika auf die Reise gehen werden. Die Martenitzi sind rund um den Globus unterwegs. Einer meiner Martenitzi hat sogar den Weg in die Antarktis angetreten. Meine Kunden frage ich immer, wohin unsere Martenitzi reisen. Es gibt keinen Kontinent, auf den unsere Martenitzi nicht schon geschickt wurden.“

Auch eine Kundin lobt die Martenitzi von Irina.
„Die Martenitzi haben Stil. Solche Martenitzi gibt es sonst nirgendwo in Sofia. Ich komme bereits das dritte Jahr in Folge her, um hier einzukaufen.“

Auch Ausländer stecken sich die traditionellen bulgarischen Frühlingssymbole an. „Sie fragen weniger und kaufen einfach drauf los“, erzählt Martenitza-Verkäuferin Irina Nikolowa.

„Meine Tochter arbeitet im Ausland, in einer Anwaltskanzlei“, so Irina weiter. „ Jedes Jahr schicke ich ihr Martenitzi für ihre Kollegen. Im vergangenen Jahr vergaß sie jedoch ihre Kollegin aus Portugal. Diese ärgerte sich drei Tage und fragte dann, was das gewesen sei, was sie allen Kollegen angesteckt habe, nur ihr nicht. Vor einiger Zeit war auf einem Zeitschriften-Cover Prinz Charles mit einer Martenitza um das Handgelenk abgebildet“, erzählt Irina weiter. „Danach befragt, warum er diese trage, antwortete Charles, ich kann sie erst abnehmen, wenn ich einen Storch sehe. Im vergangenen Jahr habe ich in England einen Baum gesehen, an den Martenitzi gebunden waren. Da war im April. Offensichtlich lag er auf dem Weg vieler Bulgaren, die die Tradition kennen.“

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Darina Grigorowa


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