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135. Jahrestag der Schipka-Epopöe

"Kampf um Schipka", Dimiter Gjudschenow
Foto: Archiv

Die Kämpfe um den Schipka-Pass wurden in Hunderten Büchern und Artikeln beschrieben und analysiert. Darin findet besonders das Heldentum seiner Verteidiger Ausdruck. Diese Schlacht war eine der wichtigsten im Russisch-türkischen Krieg von 1877-78, der Bulgarien die Freiheit nach 500 Jahren osmanischer Fremdherrschaft brachte.

Der 23. August 1877 war der schwerste Tag der epischen sechstätigen Kämpfe um die befestigte Bergspitze Schipka des Balkan-Gebirges. Die dramatischsten Tage sind zwischen dem 21. und 23. August 1877 als die Soldaten von Süleyman-Pascha die kleine Truppe von General Stoletow erbittert angriffen.
General Stoletow hatte die Aufgabe die osmanischen Truppen daran zu hindern nördlich des Balkan-Gebirges vorzudringen. Dann könnten sie sich in die entscheidende Schlacht um die Stadt Plewen einmischen und dadurch den Verlauf des Krieges ändern.
General Radetzky, der Vorgesetzte von General Stoletow musste alle Bergpässe des Balkan-Gebirges auf einer Front von 100 km sichern. Deswegen bekam General Stoletow sehr wenig Soldaten für die Verteidigung von Schipka - 5 bulgarische Freiwilligen-Bataillons, 3 Bataillons des Rjsaner Regiments, 27 Kanonen, 6 Kavallerie- Schwadronen, Infanterie- und Kavalleriepioniere, insgesamt 5500 Mann. auffüllte
Nach der Schlacht bei der Stadt Stara Zagora in Süd-Bulgarien fügte Süleyman-Pascha seiner Armee Soldaten, Waffen und Munition hinzu. Er hatte 27.000 Mann regulärer Armee, 10.000 Mann irregulärer Baschibosuk-Trupen und 34 Kanonen und machte sich auf das Balkan-Gebirge zu überqueren. Die Russen wussten nichts vom Vorrücken der osmanischen Truppen.

General Radetzky machte einen groben Fehler und schickte seine Reserven nur einen Tag vor der Attacke der Türken gegen Schipka in Richtung Tarnowo und Elena, um ein Vordringen von Süleyman-Pascha über den Twardiza-Pass zu parieren. Diese Truppen fehlen dann den Verteidigern des Schipka-Passes sehr.
Am 20. August schickte General Stoletow eine Nachricht an General Radetzky, in der er berichtete, dass die gesamte Armee von Süleyman-Pascha aufgestellt ist, um Schipka zu stürmen. Die Zahl der Verteidiger war äußerst unzureichend und brauchte dringend Unterstützung, trotzdem würden alle bis zum letzten hier kämpfen.
Am Morgen des 21. August 1877 stürmten 16 türkische Bataillone unter dem Kommando von Redjep-Pascha den Hl. Nikola-Gipfel. Die Avantgarde-Truppen von Schakir-Pascha griffen die russischen Stellungen in der felsigen Gegend „Orlowo Gnesdo“, zu Deutsch „Adlernest“, an.
Die Lage der Verteidiger verschlechterte sich auch wegen des Wassermangels - die einzige Wasserquelle an den östlichen Hängen des Hl. Nikola-Gipfels stand unter ständigem türkischem Beschuss. Trotzdem kämpften die Verteidiger des Schipka-Passes heldenhaft und wehrten am ersten Tag 11 Angriffe ab, was sie viele Tote und Verwundete kostete. Gegen Mittag kam zu ihrer Unterstützung das 35. Brjansker Regiment, das sofort in den Kampf eingriff.
Am nächsten Tag gingen die Kämpfe weiter. Die türkischen Soldaten versuchten Positionen nicht nur im Süden und Süd-Osten, sondern auch im Westen einzunehmen, in der Hoffnung den Verbindungsweg der Verteidiger zu den anderen russischen Truppen zu unterbrechen.

An diesem Tag stießen zu den Truppen von General Stoletow einige Dutzend Kosaken und rund 200 bulgarische Freiwillige, die sofort an dem Kampf beteiligt wurden. Die Verstärkungen, die in die falsche Richtung geschickt wurden, mussten von den Städten Tarnowo und Elena einen langen Weg zurücklegen, und nur wenige von ihnen konnten an den Kämpfen am entscheidenden dritten Tag der Kämpfe um den Pass teilnehmen.
Allein bis Mitte am 23. August starteten die Soldaten von Süleyman-Pascha sechs Angriffe gegen die Stellungen am Schipka-Pass. Sie kamen dabei bis zu den Gräben der Verteidiger und gefährdeten den Weg zur mittel-bulgarischen Stadt Gabrowo.
Im kritischsten Moment der Schlacht kamen um 17 Uhr die 4. Schützenbrigade und zwei Kosaken-Hunderter. Die russischen Soldaten und bulgarischen Freiwilligen waren zu dieser Zeit am Ende ihrer Kräfte. Alle, auch die Schwerverwundeten kämpften. Die türkischen Soldaten sahen mit Grauen, dass ihnen entgegen nicht nur Steine und Bäume flogen, sondern auch die Körper der toten Verteidiger von Schipka.
Nach sechstätigen Kämpfen war Schipka gerettet. Dabei fielen 3.350 Russen und Bulgaren. Die Osmanischen Truppen hatten 6.750 Tote.
Die Verteidigung von Schipka war eine der am meisten heldenhaften und entscheidenden Schlachten des Russisch-türkischen Krieges von 1877-78. Die bulgarischen Freiwilligen haben dabei erneut bewiesen, dass die Freiheit nicht umsonst gekommen ist, sondern mit dem Blut und der Selbstaufopferung von Tausenden Bulgaren erkämpft wurde.

Übersetzung: Vladimir Daskalov

По публикацията работи: Prof. Radoslaw Spassow


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