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Die militärhistorischen Museen in Plewen - das Panorama "Plewener Epopöe"

Das Panorama "Plewener Epopöe 1877"
Foto: www.bg.wikipedia.org
Das Mausoleum, der Skobelew-Park, das Panorama "Plewener Epopöe 1877", drei Haus-Museen, das Rumänische Mausoleum als auch ein Memorialpark im Dorf Dorf Griwitza ... Falls sie im Herzen Nordbulgariens unterwegs sein sollten, sollten sie unbedingt einen Abstecher in den Raum Plewen einplanen, um diese Sehenswürdigkeiten, verbunden mit dem Russisch-Türkischen Befreiungskrieg 1877-78 zu besichtigen. Plewen, eine Stadt im Zentrum der Donauebene, liegt in etwa auf halber Strecke zwischen Donau und Balkan. Die militärhistorischen Museen im Einzugsgebiet der Gemeinde Plewen zählen zu den ältesten des Landes. Ihre Tore öffneten sie unmittelbar nach der Befreiung Bulgariens vom osmanischen Joch im Jahre 1878. Heute zählt die Gemeinde Plewen über 300.000 Einwohner, von denen 110.000 in Plewen, der siebtgrößten Stadt Bulgariens leben.

© Foto: Archiv

"Der dritte Angriff" - Teil des Leinengemäldes, das die dramatischen Ereignisse der Schlacht im September 1877 veranschaulicht.

Die meisten Museen sind durchgängig geöffnet, was seit Jahrezehnten für einen permanenten Touristenstrom sorgt. Sowohl im Freien als auch in Museumsgebäuden werden in Plewen zahlreiche einzigartige Waffen, Militärkarten, Feldaltäre, Uniformen und unzählige andere Exponate aufbewahrt, die von der fünfmonatigen Belagerung sowie den Schlachten zwischen den türkischen Militäreinheiten und russischen Armee während des Befreiungskrieges erzählen.

© Foto: panorama-pleven.com

In einem seiner Artikel schreibt der Historiker Doz. Milko Asparuchow, Direktor der Militärhistorischen Museen in Plewen: "Im Zuge des Krieges erlangt die Stadt enorme militärische, politische und strategische Bedeutung. Die Plewener Epopöe wiederum etabliert sich als einer der wichtigsten Momente in ihrer Geschichte. Was die Dauer, die Zahl der Militäreinheiten und Opfer betrifft, zählen die Schlachten bei Plewen zu den emblematischsten Ereignissen im Befreiungskrieg und trugen so entscheidend zu dessen Verlauf und siegreichem Ausgang bei. Das bis dato unbekannte Städtchen fokussiert 1877 die Aufmerksamkeit, Erwartungen, Hoffnungen und Begeisterung der weltweiten Öffentlichkeit. Der Siegeszug der Freiheit nimmt in Plewen seinen Anfang - von den schlammigen Schützengräben, den uneinnehmbaren Feldschanzen und den blutgetränkten Schlachtfeldern aus. Nach dem Sieg überreichen die Plewener Bürger den russischen Zaren Alexander II. ein Dankschreiben, in dem es treffend heißt: "Die Befreiung von Plewen - das ist der Anbruch der Freiheit des alten Bulgariens."

© Foto: panorama-pleven.com

Batterie im Skobelew-Park

Die Russische Armee, in der auch rumänische Einheiten kämpfen, stürmt dreimal erfolglos die Grünen Anhöhen um Plewen. Die Zahl der Opfer ist gewaltig. Nach dem Misserfolg ändern die russischen Feldherren die Taktik. Nach dreimonatiger Belagerung wird die türkische Garnison in der Schlacht vom 10. November 1877 besiegt. Der Garnisonschef Osman Pascha gerät in Gefangenschaft. Einer der meist begabten türkischen Feldherren übergibt General Ganetzki seinen Säbel.

© Foto: panorama-pleven.com

Wie detailgetreu die Geschichte der schicksalsträchtigen Schlacht auch erzählt werden mag, wie beeindruckend die Fakten und Zahlen auch seien mögen - nichts ist mit dem persönlichen Nacherleben der Ereignisse vergleichbar. Wenn auch nur illusorisch, sind die Ereignisse vor Ort auf dem Schlachtfeld allgegenwärtig. 1907 bepflanzen dankbare Plewener Bürger das Schlachtfeld mit Grün und nennen es zu Ehren des namhaften russischen Generals Skobelew-Park. Sieben Jahrzehnte später entsteht hier 1977 das Plewener Panorama "Plewener Epopöe". Das beeindruckende 50 m hohe Gebäude hat die Form eines Kegelstumpfes, das von vier stilisierten Bajonetten getragen wird. Die drei Horizontalringe um das Gebäude symbolisieren die drei Angriffe. Der vierte, friesverzierte Ring - die Belagerung von Plewen. Der erste Saal veranschaulicht historische Ereignisse - den Aprilaufstand gegen die osmanischen Unterdrücker von 1876, die Kämpfe am Schipka-Pass u.a. Die Wände des s.g. Panorama-Saales ziert ein 100 m langes und 15 m hohes Leinengemälde, das die dramatischen Ereignisse der Schlacht im September 1877 veranschaulicht. Unterhalb des Gemäldes ist die Atmosphäre in den Schützengräbern mit Hilfe von Originalgegenständen und Waffen jener Epoche nachgestellt. Die optische Täuschung umfasst eine Entfernung von 8-10 km. Man hat das Gefühl, den Holzkarren anfassen zu können, aus dem das bescheidene militärische Zubehör gefallen ist oder, dass man mit einem einzigen Schritt bei den Geschützen ist.

Nikolaj Owetschkin, Autor des Gemäldes und Leiter eines 13-köpfigen bulgarisch-russischen Künstlerteams, hat bei seinem Werk enorme Meisterschaft an den Tag gelegt. Fahrstühle befördern die Besucher auf die beiden Plattformen, die einen Ausblick auf das einstige Schlachtfeld eröffnen. Die gesamte Anlage - einschließlich Gebäude, Gemälde und Exponate - wurde in nur acht Monaten fertiggestellt. Dieses ist vermutlich auch den vielen Freiwilligen zu verdanken, die sich an der Arbeit beteiligen. Eröffnet wurde das Panorama anlässlich des 100. Befreiungsjubiläums der Stadt Plewen am 10. November 1977. Im Eingangsbereich befindet sich eine Gedenkplatte mit der Aufschrift "Vermächtnis an die Generationen". Dahinter wurde eine Metallkapsel eingemauert, die am 10. November 2077 geöffnet werden soll. In dieser haben die Plewener Bürger ihr Vermächtnis für die Nachwelt hinterlassen.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Albena Besowska


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