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Musikfolklore: Stephan Dragostinow

Dragostinfolk
Foto: Archiv
Stephan Dragostinow ist in mehreren Genres tätig - Orchester-, Kammer- und Chormusik, vokale Zyklen, Pop-, Ballett-, Film- und Theatermusik. Er schafft eigene Werke auf der Grundlage von Melodik und Rhythmus der Folklore. Er produziert auch eigene Alben, die zu den Reihen "Schlüssel zum Mysterium" und "Die Klang-Ikonen von Bulgarien" gehören. Er dirigiert auch die von ihm gegründete Formation "Dragostinfolk", mit der er die Aufnahmen macht.

Professor Stephan Dragostinow ist ein Schüler einiger der größten bulgarischen Komponisten. Er begann mit 12 Jahren bei ihnen zu lernen. Stephan Dragostinow besuchte die Musikschule in Sofia, studierte zwei Jahre an der Akademie, aber machte sein Diplom am Konservatorium in Sankt Petersburg. Von welchen Persönlichkeiten hat er am meisten gelernt?

"Als man mir früher diese Frage stellte, begann ich meine Antwort mit meinen Professoren Pantscho Wladigerow, Assen Karastojanow, Alexander Rajtschew", sagt Stephan Dragostinow. "Ich erinnerte mich an die wunderbaren Jahre in Sankt Petersburg mit Professor Boris Arapow. Heute, ein wenig älter, möchte ich auch von meinen ersten Lehrern berichten, an die ich mit Freude denke. Es ist sehr wichtig, wer einem die Hand hält, wenn man die erste Schritte tut, und ich hatte das Glück, es mit guten Leuten schon von Anfang an zu tun zu haben. Sonja Schelewa führte mich in die Welt der Musik ein. Sie zeigte mir nicht nur die weißen und die schwarzen Tasten des Klaviers, sondern auch alle unendlich interessanten Farben der Musik. Die ersten Lektionen in Polyphonie und Harmonie bekam ich von ihr. Sie übergab mich später in die Hände unserer großen Pädagogin Lydia Kutewa. Die Erinnerung an meine erste Lehrerin in der regulären Schule Janka Zwetanowa vermischt sich mit dem Bild des Sofioter Viertels Losenez aus meiner Kindheit. Kleine Häuser, viel Grün und Sonne - es war schön und sauber. Frau Janka Zwetanowa sagte oft zu meinem Vater: "Dieser Junge ist für große Taten bestimmt, falls er nicht vom rechten Weg abkommt. Sie meinte damit, dass ich gerne mit den Schlingeln aus der Umgebung spielte. Wir spielten Fußball, verfolgten die Vögel und spielten mit Murmeln. Gleichzeitig spielte ich sehr gerne Klavier. Das war meine Jugend."

Im Zeitraum 1974-1994 arbeitete Stephan Dragostinow im Nationalen Folkloreensemble "Philip Kutew".

"Das Ensemble ist eine große Etappe in meinem Leben, metaphorisch gesprochen. Die zeitliche Entfernung macht meine Erinnerungen widersprüchlich. Ich wollte das Werk der Gründers Philip Kutew fortsetzen und die Tradition bewahren. Bevor ich zum Leiter des Ensembles wurde, war ich Haupt-Dirigent des Ensembles. Ich hatte immer einen großen Respekt für die Folklore, für das, was vor uns geschaffen wurde. Im Ensemble hatte ich viele wunderbare schöpferische Augenblicke. Besonders während jener unvergesslichen Tournee in Japan 1991, als wir die ersten CDs des Ensembles aufnahmen. Es wurden nach offiziellen Daten über 2 Millionen CDs verkauft. Nach der politischen Wende von 1989 veränderte sich auch die kulturelle Lage im Land. Ich habe mich vom Folkloreensemble "Philip Kutew" getrennt und gründete die Formation "Dragostinfolk", mit der ich bis heute arbeite."

"Dragostinfolk" stellte vor zwei Jahren Bulgarien bei einem der größten internationalen Chorwettbewerbe vor und holte einen zweiten Preis.

"Wir nahmen am BBC-Wettbewerb in London "Let the Peoples Sing" teil, der eine Prüfung für jeden Chor der Welt ist. Wir waren außerordentlich glücklich an diesen Ort zu kommen. Dazu kam es mit der außerordentlichen Unterstützung der Leitung des Bulgarischen Nationalen Rundfunks. Der zweite Platz war zum Teil eine Enttäuschung für uns, aber wir hatten unbeschreibliche Momente auf der Bühne. Es ist bekannt, dass bei einigen der Wettbewerbe vor Publikum der Applaus verboten ist. Bis heute erinnern wir uns mit den Mädchen von "Dragostinfolk" an die Zuschauer im Saal aus Kroatien, Estland und anderen Ländern. Um die Regeln nicht zu verletzen, applaudierten sie uns stehend und berührten ihre Hände schnell, ohne Schall. Das kann man nicht vergessen!"

Professor Stephan Dragostinow unterrichtet in den letzten Jahren aktiv an der Neuen bulgarischen Universität und der Nationalen Musikschule in Sofia. Er berichtet über die Studenten, ihr Verhältnis zur modernen Musik und ihre Kompositionserfolge:

"Die Arbeitsweise der Neuen bulgarischen Universität gefällt mir sehr gut. Die Studenten haben ihre Verpflichtungen, aber der Professor soll sie motivieren und interessieren. So wird die große Freundschaft geboren, die eine Frucht dieser Beziehungen ist, von denen die alten Griechen sprechen. In gewissem Sinne werden Lehrer und Schüler gleichgestellt. Was ihre Haltung gegenüber den modernen Richtungen angeht - sie gestalten bereits Musik, gewinnen Wettbewerbe, bei denen sie Kräfte mit anderen von ihren Lehrern messen, die ebenfalls daran teilnehmen. Drei meiner Studenten brachten der Neuen bulgarischen Universität und Bulgarien elf große Preise.
Ich liebe auch sehr die Begegnung mit den Jüngsten. Seit einigen Jahren unterrichte ich Kammerensembles an der Nationalen Musikschule "Ljubomir Pipkow". Schnell kam es zu der Idee, für die begabtesten jungen Sängerinnen aus der Schule und der Universität "Dragostinfolk-Junior" zu gründen. Ich verlasse mich vollständig auf ihr Gefühl. Wir wählen das Lied aus, das sie am besten vortragen und ich arrangiere es für mehrere Stimmen und berücksichtige ihre Möglichkeiten. Nichts wird vom Komponisten aufgezwungen. Vielleicht gefällt es ihnen deswegen so gut. So konnte ich die zwei Lehranstalten und die Formation, die ich leite, verbinden
."

Übersetzung: Vladimir Daskalov

Um die Sendung zu hören, klicken Sie bitte auf den Titel neben dem Audiosymbol.
По публикацията работи: Albena Besowska


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