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110 Jahre Sofioter orthodoxes Priesterseminar

Foto: Archiv
Das Priesterseminar der größten bulgarischen Religionsgemeinschaft – der Bulgarischen orthodoxen Kirche, besteht in diesem Jahr seit 110 Jahren.
Seine Vorgeschichte beginnt 1897, als die Sofioter Gemeinde dieser Kirche, die damals Staatskirche war, 5 ha Land im heutigen Stadtteil Losenez schenkte. Fünf Jahre später beschloss man dort das Priesterseminar zu bauen. Es ist ein Nachfolger der Theologischen Schule von Samokow, die wiederum der Theologischen Schule beim Kloster von Ljaskowetz folgte.

Das Sofioter orthodoxe Priesterseminar trägt den Namen des Beschützers des bulgarischen Volkes Hl. Johannes von Rila. Viele Stifter steuerten Geld bei. Der bulgarische Fürst Ferdinand gab knapp 25.000 Goldlewa aus dem Staatshaushalt und richtete mit eigenem Geld die Schlafräume mit 150 Betten und allem Notwendigem aus. Er stiftete auch die notwendigen Lehrbücher, wertvolle Bücher für die Bibliothek und seltene Bäume und Sträucher für den Garten. Die Grundsteinlegung für das Priesterseminar erfolgte am 31. März 1902 durch den Fürst. Die Gebäude des Priesterseminars wurden vom österreichischen Architekten Friedrich Grünanger entworfen, der 1879 nach Bulgarien kam und bei der Direktion für öffentliche Bauten eingestellt wurde. Er hat verschiedene öffentliche Gebäude in Bulgarien entworfen.

Die Lehrveranstaltungen begannen in weniger als einem Jahr am 20. Januar 1903. In der Bibliothek gab es 37 bulgarische und 11 russische theologische Zeitschriften, was heute unvorstellbar ist. Die reiche Bibliothek des Priesterseminars besitzt gut 50.000 theologische Bücher, Bücherreihen, Lehrbücher, Zeitungen und Zeitschriften. Darunter handgeschriebene Kirchegesänge eines unbekannten Autors aus dem 18. oder 19. Jahrhundert.

Kirche des heiligen Iwan Rilski
Die Kirche des Priesterseminars „Hl. Johannes von Rila“ wurde am 26. Oktober 1904 feierlich eingeweiht. Die wichtigen Ikonen wurden von den bekannten Malern Iwan Markwitschka und Anton Mitow gemalt. Die beiden Balkankriege 1912-13 und der Erste Weltkrieg wirkten sich schwer auf das Priesterseminar aus. Die älteren Schüler wurden mobilisiert, die Verpflegung war dürftig und das Seminar wurde in ein privates Gebäude verlegt. Das Gebäude des Priesterseminars wurde zum Militärkrankenhaus. Die Unterkunft für die Teilnehmer des Priesterseminars erholte sich nach den Kriegen und ihre Zahl wuchs auf bis 500. In den Jahren 1920 bis 1928 mussten die Hörer des Priesterseminars die Gebäude des Seminars mit Studenten der neugeschaffenen agronomischen Fakultät der Sofioter Universität teilen. Das Priesterseminar litt auch unter der Bombardierung der Hauptstadt Sofia durch die Alliierten im Zweiten Weltkrieg.

Die Lehrveranstaltungen des Priesterseminars fanden nach der Bildung einer sowjetfreundlichen Regierung in Bulgarien 1944 an verschiedenen Orten statt, darunter im Gebäude der Theologischen Fakultät in Sofia und zwischen 1947 und 1950 in seinen eigenen Gebäuden. 1950 wurde das Sofioter Priesterseminar mit dem aus Plowdiw vereint und beim Kloster von Tscherepisch "Entschlafung der Gottesmutter" untergebracht. Im Sofioter Gebäude des Priesterseminars wurde ein Palast der Jungpioniere eingerichtet.

1990 gab die Regierung dem Priesterseminar seine Gebäude zurück. In diesem Jahr gibt es im Priesterseminar nur 18 Teilnehmer mit einer regulären fünfjährigen Ausbildung, darunter auch ethnische Bulgaren aus Nachbarländern. Es gibt auch 40 Teilnehmer mit einer zweijährigen Ausbildung.

Das Priesterseminar ist unmittelbar dem obersten Organ der Bulgarischen orthodoxen Kirche, der heiligen Synode unterstellt. Das Lehrprogramm wird vom Ministerium für Bildung und Wissenschaft im Einklang mit der Synode gebilligt. Das Priesterseminar hat eine eigene blaue Fahne.

Zum 110jährigen Bestehen des Priesterseminars wurde am 15. September vor dem zentral gelegenen Gebäude der Theologischen Fakultät in Sofia eine Ausstellung eröffnet. Mit Hilfe von 200 Bildern und Unterlagen aus dem Archiv des Priesterseminars und aus Bibliotheken und anderen Archiven wird die Geschichte der geistigen Bildung in Ljaskowetz, Samokow und Sofia dargestellt. Berichtet wird auch über den Aufschwung im 19. Jahrhundert, den Schwierigkeiten während der Kriege und des Sozialismus und die Entwicklung des Priesterseminars heute.

Übersetzung: Vladimir Daskalov

Fotos: Sofioter Priesterseminar
По публикацията работи: Ana-Maria Krastewa


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