Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Endlich laut gesagt: Die meisten Armutseinwanderer sind Roma

Die Behörden Frankreichs haben im vergangenen Jahr knapp 20.000 rumänische und bulgarische Roma deportiert.
Foto: Archiv

Nach der Armutszuwanderungshysterie in Großbritannien, aber auch in Deutschland und Österreich, hat es endlich jemand gewagt, die Wahrheit auszusprechen. "Die meisten Armutseinwanderer sind nun einmal Roma", sagte die EU-Justizkommissarin Viviane Reding im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Im gleichen Atemzug appellierte sie aber auch an die Mitgliedsstaaten, die Roma zu integrieren. Mit den Mitgliedsstaaten sollten sich in erster Linie Bulgarien und Rumänien angesprochen fühlen.

Bei den Roma handele es sich um sehr kinderreiche Familien, stellte die Kommissarin fest. Bleiben die Romakinder der Schule fern, werden sie aus ihrer gesellschaftlichen Isolation nicht herauskommen können. Auf Druck der EU-Kommission hätten inzwischen sämtliche Mitgliedstaaten einen nationalen Aktionsplan für die Integration von Roma erstellt. Darüber werde Anfang April in Brüssel diskutiert. Reding sprach sich gegen Massenausweisungen von Roma aus, wie sie Frankreich 2010 betrieben hatte. "Nie dürfen belastende nationale Maßnahmen auf eine bestimmte Gruppe zielen", so Reding in der FAZ. Europäisches Recht gilt für jeden einzelnen der 507 Millionen Bürger, stellte sie klar. Anstelle einer pauschalen Behandlung müsse immer der Einzelfall geprüft und beurteilt werden. Das mache zwar eine Menge Arbeit, sei aber das Wesen jedes Rechtsstaats.

Die Zahlen sagen viel aus, meint Reding. Demnach gehen 77 Prozent der Einwanderer in Großbritannien einer Beschäftigung nach, während dies nur 72 Prozent der Briten tun. In Bezug auf London sagte Reding: "Man kann nicht den gemeinsamen Binnenmarkt mit allen Vorteilen für den Export nutzen und gleichzeitig die Freizügigkeit für Bürger einschränken." Klare Worte, die man sich so in Sofia nicht auszusprechen wagt. Hier redet man gern um den heißen Brei, macht da aber, um ehrlich zu sein, im EU-Konzert keine Ausnahme.


Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Die Population der Wisente in Bulgarien erholt sich langsam

17 Wisente, auch europäische Bisons genannt, wurden in Bulgarien in der Natur entlassen und leben in zwei Herden in der freien Wildbahn in den östlichen Rhodopen. Vor kurzem hat die erste frei geborene Kuh ein eigenes Junge bekommen. Die..

veröffentlicht am 06.04.24 um 12:00

Snezhana Skoritsch über die Schulbildung in Bolhrad in Kriegszeiten

Das Gymnasium in Bolhrad, benannt nach dem bulgarischen Revolutionär und Staatsmann Georgi Sawa Rakowski, war das erste im Ausland gegründete bulgarische Gymnasium.  Der 165. Jahrestag der Schule ist ein Anlaß, seine Geschichte in Erinnerung zu..

veröffentlicht am 03.04.24 um 12:48

Jeder von uns ist bereits ein potenzieller Investor, selbst mit einem kleinen Teil seines Gehalts

Wir leben in einer neuen Welt mit vielen Herausforderungen und neuen unbegrenzten Möglichkeiten, aber wie stehen wir - die Bulgaren - an der Schwelle zur so genannten "dritten finanziellen Revolution"? "Wir Bulgaren haben ein sehr geringes..

veröffentlicht am 03.04.24 um 10:55