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„Das goldene Herz Sofias“ – ein Film über ein gefährdetes Symbol der Hauptstadt

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Foto: Archiv

Die Patriarchenkathedrale „Heiliger Alexander Newski“ gehört zu den Wahrzeichen der bulgarischen Hauptstadt Sofia. Diese Kirche hat eine reiche Geschichte, auch wenn sie nicht zu den ältesten Kirchen der Stadt gehört.

Der Beschluss zu ihrem Bau fiel nach der Neugründung des bulgarischen Staats 1878. Das Parlament beschloss, zu Ehren des Befreiers von der türkischen Fremdherrschaft, dem russischen Volk, ein würdiges Denkmal zu setzen. Am geeignetsten erschien eine Kirche, die einem russischen Heiligen geweiht werden sollte. Man wählte den heiligen Alexander Newski, der nicht nur einer der bedeutendsten Herrscher des mittelalterlichen Russlands war, sondern auch Schutzheiliger des Zaren Alexander II., der gegen die Türken in den Krieg gezogen war. Zuerst dachte man daran, die Kirche in der mittelalterlichen bulgarischen Reichshauptstadt Tarnowo zu errichten, doch als Sofia zur neuen Hauptstadt des Landes gewählt wurde, entschied man sich für das neue Landeszentrum. Die Grundsteinlegung erfolgte 1882, mit dem Bau wurde jedoch erst 1904 begonnen. Der mit den Plänen beauftragte russische Architekt Iwan Bogomolow starb unverhofft und sein Nachfolger, Prof. Alexander Pomeranzew, arbeitete das Projekt grundlegend um. Als die Bauarbeiten 1912 abgeschlossen wurden, wurde die Kirche dennoch nicht geweiht, denn mittlerweile war der Erste Balkankrieg ausgebrochen, dem der Zweite folgte, wie auch der Erste Weltkrieg, so dass die Kirchenweihe erst 1924 erfolgte.

Heute, 90 Jahre danach, glänzen zwar die Kuppeln dieser Architekturperle frisch vergoldet, doch das Innere und insbesondere die Wandmalereien, die von den besten russischen und bulgarischen Malern seiner Zeit stammen, befinden sich in einem bedenklich schlechten Zustand. Man denkt schon seit langem daran, Restaurierungsarbeiten in die Wege zu leiten, doch es reichte bisher nur zu einer Vergoldung der Kuppeln, was 2001 geschah. Eine der Initiativen zur Rettung der Wandmalereien ist der Film des Fernsehjournalisten Goran Blagoew und des Produzenten Najo Tizin „Das goldene Herz Sofias“.

In diesem Jahr begehen wir 90 Jahre seit der Einweihung der Alexander-Newski-Kathedrale und das ist, denke ich, ein guter Anlass für einen Dokumentarfilm”, erzählt Najo Tizin. „Um ehrlich zu sein, planten wir mit Goran Blagoew diesen Film bereits 2012 fertig zu stellen, als die Kirche 100 Jahre seit ihre Vollendung feierte. Doch aus verschiedenen Gründen zogen sich die Aufnahmearbeiten in die Länge. 2012 geschah zudem etwas unerwartetes – es wurde ein Stein gegen die Altarikone des Erlösers geworfen und damit die Leinwand beschädigt. Kurzerhand beschlossen wir, die Restaurierungsarbeiten zu filmen, die drei bis vier Monate in Anspruch nahmen. Dann verstarb der bulgarische Patriarch Maxim, was die Vollendung des Films erneut auf die lange Bank schob. Wir warteten die Wahl des neuen Kirchenoberhauptes ab und als es 2013 war, sagten wir uns, dass es nicht so schlimm sei, wenn der Film erst zur 90-Jahrfeier der Weihe herauskommt.“

In der Zwischenzeit stellte sich heraus, dass die Eigentumsrechte der Kathedrale ungeklärt sind. Ein ganzes Jahrhundert lang hatte weder der Staat, noch die Kirche ein Problem daraus gemacht, denn beiden war klar, dass es sich nicht um eine gewöhnliche Kirche, sondern um ein Denkmal für eines der bedeutendsten Ereignisse in der neueren Geschichte Bulgariens handelt. Die Mittel für den Bau selbst wurden vom Volk, wie auch vom Staat gespendet.

Für mich ist es völlig normal, wenn die Gedächtnis-Kathedrale „Heiliger Alexander Newski“ als Eigentum der Heiligen Synode übergeben werden sollte“, setzt Najo Tizin fort. „Da es sich gleichzeitig jedoch auch um ein Denkmal von nationaler Bedeutung handelt, muss sich um seinen Erhalt nicht nur die Kirche, sondern auch der Staat kümmern. Derzeit ist die Kirche in einem äußerst schlechtem Zustand. Dringende Reparaturarbeiten sind notwendig, um die Wandmalereien zu retten. Es ist ganz gleichgültig, ob sie unserem heutigen Geschmack entsprechen oder nicht – sie sind ein Zeitzeugnis, das erhalten werden muss. Unsere Idee besteht nun darin, unseren Film als DVD herauszugeben. Sie soll in verschiedenen Sprachen übersetzt und mit einer hohen Auflage der Kirche zur Verfügung gestellt werden, die sie an die Touristen verkaufen kann. Der Erlös soll dann in den Fonds für die Restaurierung einfließen.“

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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