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Vizepräsidentin Popowa: Der interkulturelle Dialog muss im Rahmen der Staatspolitik stattfinden

Dr. Savaş Kafkasyalı und Vizepräsidentin Margarita Popowa bei ihrem Treffen in Sofia
Foto: Shevkie Çakër

"Die religiöse Toleranz erübrigt sich nicht damit, zu wissen, wann dein Nachbar ein Fest feiert. Viel mehr geht es darum, zu verstehen, dass die Glaubensgemeinschaften ein Teil unserer eigenen Kultur sind." Mit diesen Worten wand sich die bulgarische Vizepräsidentin Margarita Popowa an türkische Universitätsprofessoren, die nach Bulgarien gekommen sind, um ein Projekt über die religiöse Toleranz vorzustellen. Einzelheiten dazu gab Dr. Savaş Kafkasyalı, der im Fach "Internationale Beziehungen" an der Universität in Kırıkkale unterrichtet.

"Unser Projekt ist sehr umfangreich, wir haben es `Dialog der Religionen auf dem Balkan und Verbreitung des Islams` genannt", sagt Dr. Kafkasyalı. "Wir wollen alle Balkanländer bereisen und anschließend eine wissenschaftliche Studie verfassen, die sowohl einen historischen Rückblick enthält, als auch einen Blick in die Zukunft wirft." Die Universitätsprofessoren haben bereits fast alle Balkanländer besucht, sind mit Staatsmännern, Wissenschaftlern, Intellektuellen und Religionsführern zusammengetroffen.

"Die Förderung des interkulturellen und religiösen Dialogs ist Teil unserer Lebensweise und Kultur", sagte Vizepräsidentin Margarita Popowa nach ihrem Treffen mit Dr. Kafkasyalı. "Ich bin in einer multiethnischen Region Bulgariens aufgewachsen, habe die Schulbank neben Mitschülern einer anderen Glaubensgemeinschaft gedrückt. Bis heute noch habe ich Freunde aus meiner Kindheit, die an einen anderen Gott glauben. Diese Erfahrung ist mir sehr wichtig", betont Popowa. "Sonntags auf dem Markt in Welingrad findet das statt, was wir tolerantes Zusammenleben nennen. Die Christen kaufen bei den Bauern aus den moslemischen Ortschaften Käse, Butter, Fleisch und Obst, nachdem sie beim sonntäglichen Gottesdienst in der Kirche waren und die Moslems – in der Moschee", erzählte die Vizepräsidentin.

Sie forderte aber auch, dass der interkulturelle Dialog auch im Rahmen der Staatspolitik stattfindet, da es nicht reiche, nur die Bräuche des Anderen zu kennen. Die Politik spielt sich ihr zufolge auch in der Schule ab.

"Wir müssen große Anstrengungen anstellen, um unsere Kinder in Toleranz zu erziehen", sagt Popowa. "Wir müssen auf viele Fragen eine ehrliche Antwort geben: Sind wir als Nation geteilt? Haben wir uns von unseren Nachbarn in den Ländern der Region entfernt? Solange wir erlauben, dass eine Trennlinie zwischen uns besteht, werden wir keine Einigung im Sinne der europäischen Werte erreichen können", sagte abschließend die bulgarische Vizepräsidentin Margarita Popowa.

Übersetzung und Redaktion: Vessela Vladkova



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