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Kotel – Reichtum der Vergangenheit

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Foto: Archiv

Das bulgarische Balkanstädtchen Kotel empfängt uns mit Regen. Die umliegenden, ebenfalls nassen Bergspitzen und Jahrhunderte alten Wälder verwandeln jedoch unser Treffen mit dieser Perle aus der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt in ein nachhaltiges Erlebnis. Gelegen an einem der Balkanpässe, beeinflusste dieser maßgeblich die Entwicklung des Ortes und räumte ihm einen wichtigen Platz in der bulgarischen Geschichte ein. Der Name der Stadt Kotel lässt sich als „Kessel“ übersetzen und deutet unmissverständlich auf ihre Lage hin – die Ortschaft ist umzingelt von einer Reihe von Bergmassiven des Balkangebirges.

Die stellvertretende Bürgermeisterin von Kotel, Detelina Adamowa, vervollständigte das Bild von der Stadt: „Kotel ist Legende und Geschichte zugleich. Die alten Bürgerhäuser aus der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt, die den Stadtbrand von 1894 überstanden haben, sorgen für eine romantische Atmosphäre und ziehen alle in ihren Bann. In alten Volksliedern wird Kotel als eine große und schöne Stadt besungen, die für ihre Teppichproduktion berühmt war. Nur an wenigen Orten in Bulgarien kommt man dem Geist der bulgarischen Wiedergeburt so nahe, wie hier.

Die Ausstellung Koteler Teppiche ist in der 1869 erbauten Galatan-Schule untergebracht.
Heute leben in der Stadt Menschen verschiedenster ethnischer Herkunft: neben Bulgaren sind auch Türken, Roma und Karakatschanen anzutreffen – Kotel hat insgesamt rund 7.500 Einwohner, die alle friedlich zusammen leben. Die Gemeinde, der 20 umliegende Dörfer angehören, bemüht sich, die heruntergekommene Infrastruktur und speziell die Straßen auf Vordermann zu bringen. Wer sich seiner Geschichte rühmt, muss diese auch einem möglichst großem Publikum vorstellen... und dabei stellen die Straßen eine große Hilfe dar.

Der älteste Teppich in der Ausstellung wurde im Jahr 1893 gewoben.
Der Direktor des Geschichtsmuseums der Stadt, Plamen Merdschanow, erzählte uns mehr über die Entstehung der von ihm geleiteten Einrichtung: „Den Grundstein des Museumswesens setzte der Intellektuelle, Journalist und Politiker Petar Mateew“, erzählt der Museumsdirektor. „Er stellte 1937 die nötigen Mittel zur Verfügung, damit das hiesige Kulturhaus mit Bibliothek gebaut werden konnte. Unerwarteter Weise vermachte er der Stadt auch seine reiche persönliche Sammlung, wie auch seine Memoiren und nicht wenige Raritäten. Die Bewohner von Kotel machten daraufhin dem Museum ebenfalls Geschenke, so dass ein reicher Museumsbestand gebildet werden konnte.“

Das Geschichtsmuseum mit dem Denkmal von Georgi Sava Rakowski
Die Museumsbibliothek ist bis heute ein guter Ort für Forschungen und angenehmen Zeitvertreib. Der ortsverbundene Petar Zonew wiederum systematisierte die Sammlung, so dass das Museum heute in den Bereichen Archäologische Exposition, Waffensammlung, historische Druckerzeugnisse, Archiv, Kartenabteilung und Portrait- sowie Graphiksammlung unterteilt ist. 1960 wurde das „Neue Museum“ eingeweiht, das die Geschichte der bulgarischen Wiedergeburt vorstellt. Die gezeigten Alltagsgegenstände vermitteln einen guten Eindruck vom Leben aus der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt in einer kleinen Ortschaft. 1981 wurde wiederum das Pantheon des Intellektuellen und Revolutionärs Georgi Sava Rakowski eröffnet. Er wurde in Kotel geboren und gilt als Vater des revolutionären Kampfes zur Befreiung von der türkischen Fremdherrschaft. Rakowski war übrigens ein vielseitiger Mensch, der sich auch als Schriftsteller, Journalist, Historiker und Ethnograph betätigte.

Das Pantheon von Georgi Sava Rakowski
Das Geschichtsmuseum illustriert heute die reiche Geschichte der Stadt. Mit insgesamt neun Ausstellungen, die in der Stadt selbst und einigen umliegenden Ortschaften gezeigt werden, wird den Besuchern die ausgesprochen wichtige Rolle der Region und deren beeindruckende materielle und geistige Kultur verdeutlicht.

Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow

Fotos: Shevkie Çakër und wikipedia.org



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