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Führt Indiens Weg nach Europa über Bulgarien?

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Fotocollage: Silvia Petrowa

Die Wirtschaft Indiens macht eine rasante Entwicklung durch. In Bezug auf sein BIP liegt Indien an 7. Stelle weltweit und an dritter Stelle in Asien. Und bietet somit auch bulgarischen Unternehmen eine schier unerschöpfliche Vielfalt an Geschäftsmöglichkeiten. Davon ist der Leiter des Amtes für Handels- und Wirtschaftsfragen in Neu-Delhi Stefan Jonkow überzeugt. In der vergangenen Woche wurde ihm von der Bulgarischen Wirtschafts- und Handelskammer die Auszeichnung „Bester Auslandsvertreter Bulgariens 2015“ verliehen.

СнимкаZum indischen Mittelstand gehören 200 bis 250 Millionen Menschen. Das ist ein riesiger, aber grundverschiedener Markt, der nicht den konventionellen Marktprinzipien entspricht. Die indische Wirtschaftspolitik setzt auf hohe Tarifschranken und sonstige Begrenzungen beim Handel und ist somit ziemlich protektiv. Ziel dieser Politik ist es, potentielle Investoren nach Indien zu locken, damit sie hier neue Arbeitsplätze schaffen und ihre Erzeugnisse vor Ort vermarkten können. Die neue Regierung von Narendra Modi hat die Werbekampagne „Make in India“ gestartet, deren Zielgruppe ausländische Großinvestoren sind."

In diesem Kontext wäre es interessant zu erfahren, welche bulgarischen Erzeugnisse einen guten Absatz auf dem indischen Markt finden könnten.

Exporttauglich wären diverse Metalle, Sonnenblumenöl, Wein. Einer der größten bulgarischen Weinhersteller arbeitet bereits an einem konkreten Projekt zur Erschließung des indischen Marktes. Möglichkeiten gibt es viele, aber die bulgarischen Geschäftsleute sollten mehr Initiative entwickeln. Um den Durchbruch in Indien zu schaffen, muss man erhebliche Kosten, Dienstreisen und Besuche vor Ort in Kauf nehmen, hier sind Ferngeschäfte nicht drin.“

Gibt es auch indische Gesellschaften, die an Investitionen in Bulgarien interessiert wären, fragten wir den Experten:

„In Bulgarien wird viel in Outsourcing investiert. So gesehen sind wir für die Inder direkte Konkurrenten. Wenn sie aber nach Bulgarien kommen, um hier anzulegen, drängt sich das Fazit auf, dass wir wirklich sehr erfolgreich sind. Bulgarien eignet sich hervorragend als Geschäftsdestination und die Inder, die bereits hier sind, wissen das zu schätzen.

Stefan Jonkow spricht auch über die Vorteile, die bulgarische Firmen bei Geschäftsbeziehungen mit indischen Partnern liefern.

Einer der Investitionsvorteile Bulgariens sind die EU-weit niedrigsten Steuern in unserem Land. Die Lohnkosten und die Immobilienpreise sind sehr wettbewerbsfähig, was für die indischen Anleger extrem wichtig ist. Für sie ist Bulgarien ein kleiner Markt, doch sie blicken in Richtung EU. Hier können sie ihre Kosten niedrig halten und zugleich den gesamten EU-Markt erobern. Ein weiteres Plus ist, dass Bulgarien sich zu einem wichtigen Zentrum für die Bedienung ihrer europäischen Kunden etablieren kann. Die Freizügigkeit von Waren und Kapital im Rahmen der EU ist für die indischen Unternehmer sehr wichtig. Bulgarien kann als Ausgangspunkt für ihre Geschäfte in der EU dienen. Erfolge haben wir diesbezüglich bereits mit einer Firma im Bereich Outsourcing von Businessprozessen verbucht, deren Investitionen sich ausweiten. Für uns ist es nicht nur wichtig, Investitionen heranzuziehen, sondern sie auch zu vergrößern. Die besagte Firma baut momentan ihre Investitionen in Burgas aus und schaut bereits in Richtung Warna und Plowdiw.“

In den letzten Jahren wächst auch die Zahl indischer Touristen in Bulgarien. Vor dem Hintergrund sinkender Besucherzahlen aus Russland und der Ukraine ist es für unser Land ratsam, in Richtung Asien zu blicken. Im Ausland sind indische Touristen gern gesehene Gäste. Was hat aber ihr Interesse für Bulgarien gesteigert?

2013, als wir mit Werbung für Bulgarien in Indien begonnen haben, setzten wir den Akzent auf Dinge, die die indischen Touristen interessieren: neue Destinationen, reges Nachtleben, Golf und Spa-Zentren, alles Sachen, die Bulgarien zu bieten hat und zwar zu extrem günstigen Preisen. Und so wurden wir zum Anziehungspunkt für korporative Reisegruppen, deren Besuch hier eine soziale Errungenschaft darstellt. Das sind große Gruppen von 100 bis zu 500 Reisenden. Die bulgarischen Hotel- und Gaststättenbetreiber und Reiseveranstalter sind mit den indischen Touristen äußerst zufrieden“, so Jonkow.

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Der größte Bollywood-Star und weltweit zweitreichste Schauspieler Shah Rukh Khan produziert Filme in Bulgarien. Tatsache ist, dass unsere Konkurrenz bereit ist, einen Teil der Megabudgets solcher Filmproduktionen zu zahlen, nur um die Drehteams in ihr Land zu locken. So hat beispielsweise Deutschland an die 3 Millionen Euro in den Film „Don 2“ mit Shah Rukh Khan investiert, damit der Streifen in Berlin gefilmt und die deutsche Hauptstadt indischen Touristen als Reiseziel schmackhaft gemacht werden kann. Warum bevorzugt Bollywood Bulgarien?

„Auf einer der größten Tourismusmessen in Neu-Delhi im Jahr 2003 habe ich einen Mann getroffen, der Filmtourismus im Ausland organisiert. Bereits bei meiner Ankunft in Indien wurde mir bewusst, dass Bollywood zur Popularisierung einer Reisedestination unter den Indern beitragen kann. Und so haben wir uns gemeinsam an die Arbeit gemacht, Bollywood nach Bulgarien zu bringen. Das geschah 2014, als die ersten drei Filmen in Bulgarien gedreht wurden. Der größte Hit ist aber das gegenwärtige Projekt von Shah Rukh Khan, der Film „Dilwale“ („Der Mensch mit dem großen Herzen“), der zur Zeit in Bulgarien gefilmt wird“, sagte abschließend Stefan Jonkow.

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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