Es gibt in Bulgarien keinen Radiohörer, der nicht die Sendungen des Musikredakteurs Toma Sprostranow kennt. Er hat nicht nur den Musikgeschmack mehrer Generationen mitgeformt, sondern ist auch heute noch im Äther, obwohl er in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag begehen wird.
Toma Sprostranow hat es schon immer vermocht, jene Musik den Hörern zu bieten, die sie brauchen. Bereits als Jugendlicher unterhielt er rege Briefkontakte mit Musikfreunden aus der ganzen Welt, mit denen er Musik austauschte – damals in Form von Schallplatten. Bis in unsere Tage sammelt er Musik und seine Kollektion ist wirklich beeindruckend. In den Zeiten des Sozialismus war sie es erst recht! Trotz aller Einschränkungen, die die Menschen hinter dem Eisernen Vorhang erdulden mussten, hatte Toma Sprostranow das Glück, ins westliche Ausland reisen zu dürfen, denn er heiratete eine Engländerin. Jedes Mal, wenn er von dort nach Hause kam, brachte er Dutzende Schallplatten mit Musik mit, die von der kommunistischen Propaganda als „dekadent“ eingestuft wurde. Sprostranow schaffte es aber und konnte das Beste davon dem breiten Publikum vorstellen. So kamen die Bulgaren in den Genuss von Songs der Beatles, Rolling Stones, Shadows und Animals. Sprostranow ist redegewandt und ein ausgesprochen charismatischer Unterhalter und vermag, jeden auf seine Seite zu ziehen. Dank seiner Überzeugungskraft wurde den Hörern jeder Interpret sympathisch, den er in seinen Sendungen vorstellte.
Toma Sprostranow ist von seiner Ausbildung her kein Musikredakteur – diese Arbeit ist jedoch für ihn eine Berufung. Bereits während seiner Ausbildung an der damaligen Landwirtschaftshochschule in der südbulgarischen Stadt Plowdiw, moderierte er Musiksendungen von Radio Plowdiw. Später ging er zu Radio Sofia über. In den 90er Jahren arbeitete er für die Bulgarische Redaktion der BBC. Wir wollen jedoch nicht vorweggreifen!
Versetzen wir uns in das Jahr 1979. Der 4. Januar ist für Sprostranow ein besonderer Tag – sein drittes Kind, eine Tochter kommt zur Welt. Am gleichen Tag wird im Inlandsprogramm „Horizont“ seine Musiksendung „Pulsierende Noten“ geboren, die bis heute nicht an Popularität eingebüßt hat. Worin liegt das Erfolgsgeheimnis?
„Ich bin gegen die landläufige Ansicht, dass nur das Bekannte beliebt ist“, sagt der Radiojournalist. „Viele Musikredakteure setzten auf Songs, von denen man weiß, dass sie den Hörern gefallen werden, ganz einfach, weil sie Hits sind. Ich hingegen wähle solche Lieder aus, von denen ich überzeugt bin, dass aus ihnen ein Hit wird. Auf diese Weise wirke ich in gewisser Weise geschmacksbildend.“
Dank der Initiative von Toma Sprostranow kamen etliche Stars nach Bulgarien. Darunter Tina Turner.
„In einer Zeitschrift las ich, dass sich Tina Turner von Ike Turnerscheiden lassen hat“, erinnert sich Sprostranow. „Ich war beeindruckt, dass sie beide Kinder, die sie hatten, wie auch die zwei Kinder aus seiner ersten Ehe mit sich genommen hat und bei einer Freundin lebt. Laut dem Artikel ging es ihr schlecht. Ich überzeugte den stellvertretenden Chefredakteur der Musikabteilung des Rundfunks, Tina Turner nach Bulgarien einzuladen. Sie kam und sang für eine bescheidene Summe. Die bulgarische Plattenfirma „Balkanton“ gab sogar eine Platte heraus, die nirgendwo anders erschienen ist.“
Toma Sprostranow ist ein lebhafter Erzähler und er kann viel erzählen, speziell über seine Begegnungen mit Stars:
„Ich war zu Besuch bei Freunden in England“, erzählt er. „Ihr Haus liegt am Rande von Hampstead Heath. Eins Morgens sah ich, wie der Nachbar – ein Mann mit einem blauen Jäckchen, die Rosen schnitt. Und da ich ja Agronomie studiert hatte, konnte ich mich nicht zurückhalten und rief ihm zu: „Endlich sehe ich jemanden in England, der die verblühten Blüten entfernt! Hier lockert man den Boden ständig, aber keiner schneidet die Rosen nach der Blüte zurück! Die verdorrten Blüten saugen weiter Saft und verhindern so eine zweite Blüte.“ Der Mann schaute hoch und da erkannte ich, dass es der Rock-Musiker Sting war. Später gab er ein Konzert in Bulgarien. Ich ging zu ihm und bat ihn um ein Interview. Es sah mich an und fragte: „Kennen wir uns nicht von irgendwoher?“ „Ja“, sagte ich. „Sie schnitten ihre Rosen und ich war bei den Nachbarn zu Besuch.“ „Sie sind also Journalist und haben mich nichts gefragt?!“ meinte er überrascht. Ich entgegnete ihm: „Es war früh am Morgen und ich sah, wie ein Mann seine Rosen schneidet. Wie sollte ich ihm da Musik-Fragen stellen!? Doch das werde ich jetzt nachholen...“
Toma Sprostranow wird in diesem Sommer am 14. August seinen 75. Geburtstag begehen. Aus diesem Anlass wird es im Nationalen Kulturpalast in Sofia ein großes Konzert geben, an dem sich namhafte bulgarische Pop-Interpreten beteiligen werden. Auch soll eine CD mit den 100 Lieblingsliedern von Toma Sprostranow herausgegeben werden. Er seinerseits ist nach wie vor ein vielbeschäftigter Musikjournalist, findet aber auch Zeit für seine drei Kinder und mittlerweile acht Enkelkinder, die alle in England leben. Doch seine Notizblöcke sind nicht nur voller lustiger Kinderzeichnungen – er kümmert sich auch um seine langjährige Kollegin Gergana Lasarowa, die unter Alzheimer leidet. Was ist für ihn das Leben, fragten wir ihn.
„Was das Leben ist?“ wiederholt Sprostranow die Frage, um Zeit zum Nachdenken über diese ewige Frage zu gewinnen. „An erster Stelle muss man gesund sein. Man muss alle Hürden mutig angehen, damit man auch jenen helfen kann, denen es gesundheitlich nicht so gut geht. Das Leben hängt größtenteils von einem selbst ab; man muss aber auch Glück haben. Ich bin der Meinung, dass man täglich am Leben Freude haben sollte. Ob sie es mir glauben oder nicht – trotz aller Engagements die ich habe, habe ich diese Woche schon zwei Mal vor dem Haus Schnee geschippt. Das Leben besteht auch darin – mit einer großen Schaufel Schnee schippen und zwar so, dass keiner ausrutschen und hinfallen kann. Das Leben kann Freude machen, selbst wenn man hart arbeitet…“
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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