Prof. Georgi Kostow ist wohl nur in Musikerkreisen bekannt, sollte es aber nicht sein. Anlässlich seines 75. Geburtstages, den er kürzlich beging, wird er heute Abend ein Konzert mit seinen Kompositionen geben. Das Publikum wird dann erstaunt feststellen, wie viele populäre Werke eigentlich von ihm sind.
Georgi Kostow gehört zu jenen Musikern, die das Glück hatten, beim anerkannten bulgarischen Komponisten Pantscho Wladigerow studieren zu können. Seit 1966 unterrichtet er selbst und ist mittlerweile Professor für Harmonielehre und Komposition. Nach der Wende in Bulgarien war er auch Rektor der Musikakademie und für ein Jahr sogar Kulturminister. Sein kompositorisches Schaffen stellt aber diese hohen Posten in den Schatten. Er schreibt vor allem symphonische und Kammermusik, Opern, Operetten und Musical und hat über 1.000 Lieder komponiert – von diesen Werken werden etliche auf seinem Jubiläumskonzert erklingen.
„Ich werde einige meiner Frühwerke vorstellen, die entstanden sind, als ich noch 33 Jahre alt war“, sagt der Komponist. „Auf dem Programm stehen auch spätere Stücke, wie auch mein neuestes Werk, das eine Premiere erleben wird. Es ist für Klavier und Orchester, wobei meine Tochter Lilli als Solistin auftreten wird. Der erste Teil wird vor allem ernste Musik enthalten; für den zweiten Teil sind Ausschnitte aus heiteren Werken vorgesehen, darunter ist das Musical „Die Vier Zwillinge“. Es wird auch die Habanera aus meinem Musical „Casanova“ erklingen, das jüngst in Russe seine Premiere erlebte, wofür ich dem dortigen Opernhaus sehr dankbar bin.“
Georgi Kostow erinnert sich gern an seinen Lehrer Pantscho Wladigerow: „Mein Leben wurde von meinem geistigen Vater geprägt, wie ich Prof. Pantscho Wladigerow gern nenne“, erzählt der Musiker. „Ich war 15 Jahre alt, als er anfing, sich mit mir zu beschäftigen. Ich werde es nie vergessen, dass ein so bedeutender bulgarischer Musiker mir eine so große Aufmerksamkeit schenkte. Er hatte ein unwahrscheinliches Humorgefühl. Einmal sollte ich nach Moskau zu einer Weiterbildung reisen. Das war ihm höchst unangenehm und er entgegnete: „Pass auf, die werden dir dort nichts beibringen. Das, was ich dir beigebracht habe, kann dir nicht einmal Gott beibringen.“ Ja, Wladigerow hatte einen ganz besonderen Humor und stets scherzte er, auch in den Stunden... Die bedeutenden Künstler sind bedeutend, weil sie Eingebung besitzen. Die Eingebung wiederum stammt von der Liebe her und die Liebe geben die Frauen. Meine Musen sind meine Frau und meine Tochter... Fast ein halbes Jahrhundert habe ich in der Musikakademie in Sofia verbracht – zwei Jahre war ich Prorektor und 18 Jahre Rektor. Ich bin ganz stolz darauf, dass diese Einrichtung seit 1995 den Namen meines Lehrers Pantscho Wladigerow trägt. Zu jener Zeit war ich Minister und habe die Urkunde zur Namensverleihung unterschrieben. Auf diese Weise habe ich mich ganz persönlich bei unserem wohl bedeutendsten Musiker bedankt... Den Nachwuchsmusikern lege ich ans Herz, sich irgendwo in der Welt verwirklichen zu können – wo sie auch sein sollten, dürfen sie aber Bulgarien nicht vergessen. Jeder von ihnen muss sich bewusst werden, dass er zwar in einem kleinen Land geboren worden ist, das jedoch reich an Geist und Folklore ist.“
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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