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Sieben bulgarische Buchstaben vermitteln Spirit und Kultur Bulgariens in Paris

Foto: @fluctuart

Die vor einem Jahr in Sofia gestartete Initiative „Die versteckten Buchstaben“ ist nun zur Wanderausstellung „Die bulgarischen Buchstaben“ avanciert. Von Anfang Juni bis Ende September befinden sich die bulgarischen Buchstaben als moderne Open-Air-Installation nun im Herzen von Paris. Das geschieht auf Initiative des Bulgarischen Kulturinstituts in Paris und unter der Schirmherrschaft der Botschaft Bulgariens in Frankreich.

Die Idee und das Design stammen vom Künstler Kiril Zlatkov. Das Projekt stellt 12 separate Sitzbänke in Form jener bulgarischen Buchstaben dar, die kein graphisches Analogon im lateinischen und im griechischen Alphabet haben. Diese Bänke eignen sich nicht nur zum Verschnaufen und Entspannen, sondern sind zugleich ein Kreuzungspunkt von Dichtung, Typographie und städtischem Umfeld. In Sofia wurden sie an emblematischen Stellen aufgestellt, um uns daran zu erinnern, dass nur wir Bulgaren am 24. Mai ein Fest feiern, das dem slawischen Schrifttum und der bulgarischen Kultur gewidmet ist und dass unser Alphabet neben dem Lateinischen und Griechischen das dritte offizielle Alphabet in der Europäischen Union ist und von mehr als 300 Millionen Menschen in über 10 Ländern verwendet wird.

Jede Buchstaben-Sitzbank ist unmittelbar mit der Poesie verbunden, denn dort liegen Blätter, die Gedichte zeitgenössischer bulgarischer Dichter auf Bulgarisch und Französisch und einen Kurztext über das kyrillische Alphabet enthalten.

Nach etlichem Hin und Her ist die Initiative letztendlich dazu herangereift, dass die Bänke an Orten aufgestellt werden, die zum Lesen geeignet sind. Man kann die Spatzen nicht füttern, ohne sich in Ruhe irgendwo hinzusetzen. Der lesende Mensch ist in der Regel ein sitzender Mensch“, so Kiril Zlatkov bei der Präsentation seines Projekts.

Die Buchstaben-Installation befindet sich momentan an einem der meist besuchten Orte in der französischen Hauptstadt – den Quais der Seine, neben der Invaliden-Brücke auf dem linken Ufer des Flusses. Sie wurde dort mit Unterstützung des Stadtrats von Paris aufgestellt, im Kontext der Feierlichkeiten anlässlich des 140. Jahrestags der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Bulgarien und Frankreich.

Die reisenden Buchstaben sind sieben an der Zahl. An jeder Sitzbank sind ins Französische übersetzte Gedichte bulgarischer Autoren zu finden, darunter von Georgi Gospodinov, Nadezhda Radulova, Sylvia Tcholeva, Mirela Ivanova, Amelia Litcheva u.a. Übersetzt wurden sie von der französischen Bulgaristin Marie Vrinat-Nikolov und von Raliza Michajlova Frison-Roche. Zusätzlich klärt ein kurzer Text die französischen Leser über das kyrillische Alphabet auf.

Ohne jeden Zweifel können unsere Buchstaben und Dichter der Welt das wahre geistige Antlitz Bulgariens zeigen. Aus diesem Grund findet dieses Projekt großen Zuspruch bei der lesenden und schreibenden Gemeinde in Bulgarien. Eine der Autorinnen, deren poetische Werke die Buchstaben-Sitzbänke begleiteten, ist Sylvia Tcholeva. Sie hat erfahren, dass das französische Publikum gern und ungezwungen an den Quais der Seine Halt macht und die Botschaften der bulgarischen Dichter liest.

Das Wichtige ist, dass diese Buchstaben zufällige Passanten dort animieren, das bulgarische Alphabet kennenzulernen. Viele von ihnen sehen zum ersten Mal solche Buchstaben, wollen wissen wie sie ausgesprochen werden, wer sie kreiert hat und warum sie auf diese Art und Weise geschrieben werden. Außerdem sind die Bänke an sich sehr bequem und bieten mehreren Personen Platz. Sie sind ein ungewöhnlicher und angenehmer Ort zum Verweilen. Hinzu kommt, dass sie eine sehr gute und kreative Werbung für Bulgarien darstellen. Das ist meiner Ansicht nach die beste Art, uns als Bulgaren zu präsentieren – durch unsere geistigen und kulturellen Errungenschaften. Wenn das nur einfach Bücher in der Bücherei wären, würden sie im Ozean der Weltliteratur nur äußerst schwer die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Hier aber gönnen sich die Passanten eine Verschnaufpause auf den Bänken, greifen zu den Büchern und vertiefen sich darin. Ich hoffe, dass dieses Projekt weiter auf Wanderung bleibt und neue zeitgenössische Dichter darin aufgenommen werden. Ich habe mich sehr über ein Video gefreut, das mir eine Bulgarin geschickt hat, die seit Jahren in Paris lebt. Es zeigt, wie eine französische Dichterin eines meiner für das Buchstaben-Projekt ins Französische übersetzten Gedichte vorliest. Selbst das Erklingen unserer Poesie ist an sich schon eine Kraft, ähnlich wie der berühmte Schmetterlingseffekt“, meinte abschließend Sylvia Tcholeva.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: mfa.bg und @HiddenLettersBulgaria



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