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Iwan Kantschew lässt in seinem Buch gegenwärtige bulgarische Künstler zu Wort kommen

In der Sofioter Galerie „Sredez“ kann bis zum 28. November eine Ausstellung besichtigt werden, in der Werke von „klassischen“ bulgarischen Bildhauern sowie von Schöpfern präsentiert werden, die mit Keramik, Holz etc. arbeiten.

Anlass für die Ausstellung ist das Buch „Die Schöpfer sprechen. 77 Interviews über die bulgarische Bildhauerei“ von Iwan Kantschew. Er hat sein Studium an der Nationalen Kunstakademie im Fach Keramik absolviert, hat sich an Dutzenden nationalen und internationalen Kunstkoren beteiligt und organisiert jedes Jahr eine selbständige Ausstellung. Sein letztes Buch bezeichnet Iwan Kantschew als Enzyklopädie, die der bulgarischen Bildhauerkunst in all ihren Erscheinungen gewidmet ist. Dieses bemerkenswerte Werk wurde am 7. November im Rahmen der Ausstellung vorgestellt.

Iwan Kantschew (links) während der Eröffnung der Ausstellung / Foto: Albena BesowskaDen Anfang des Buches „Die Schöpfer sprechen“ habe ich vor sieben Jahren gesetzt“, erinnert sich Iwan Kantschew. „Ich habe beschlossen, eine Ausstellung der Autoren zu organisieren, über die ich in meinem Buch berichte. Deshalb habe ich sie eingeladen, sich mit je einem Werk an der Exposition zu beteiligen. Im Prinzip habe ich die bulgarische Bildhauereikunst auf einer breiten Grundlage erfasst und stelle nicht nur professionelle Bildhauer vor, sondern auch Künstler, die mit unterschiedlichen Materialien wie Keramik, Holz, Leder, Glas, Textilien u.a. arbeiten. Zu Beginn des Buches stelle ich Autoren aus der Zeit um die Befreiung Bulgariens von der türkischen Fremdherrschaft vor. Danach folgen viele namhafte zeitgenössische Bildhauer. Das Buch enthält Interviews mit den besten bulgarischen Holzschnitzern, Keramikkünstlern und auch Gemäldemalern, die auch mit Keramik arbeiten. Ich habe in meinem Leben immer folgendes Prinzip befolgt: Wenn man etwas anfängt, das muss man es auch zu Ende führen. Falls man außerstande ist, eine Gebäude fertig zu bauen, sollte man erst gar nicht mit seinem Bau starten. 2011 habe ich eine Dissertation verfasst, die die bulgarische Keramik-Bildhauerei in der Zeit von 1896 bis in die 1950er Jahre zum Gegenstand hat. Parallel dazu habe ich eine Studie vorgenommen, die auf Gesprächen mit den Autoren fußt. Wonach ich beschlossen habe, die Studie zu erweitern und „das Gebäude zu Ende zu bauen“.

Um ausreichend Informationen über jene Künstler zu sammeln, die nicht mehr unter den Lebenden weilen, hat sich Iwan Kantschew mit ihren Nachfahren getroffen. Er gesteht, dass er sich mit einigen manchmal mehrere Male treffen oder sich mit mehreren Personen unterhalten musste, um sich ein volles Bild vom jeweiligen Autor machen zu können. Iwan Kantschew ist in unterschiedliche Städte und Dörfer gereist, hat dabei rund 5.000 km zurückgelegt, Dutzende Ateliers besucht und Hunderte Interviews geführt.

Das Buch kann zu Recht als Enzyklopädie bezeichnet werden, dazu noch als die erste Enzyklopädie in Form von Dialogen, denn sie enthält die Biographien der einzelnen Künstler, Gespräche mit ihnen, Illustrationen. Ich habe mich bemüht, aus diesem umfangreichen Nachschlagewerk ein authentisches Dokument zu machen. Eines Tages wird jeder etwas Nützliches für sich darin entdecken können. Mein Ziel war es, ein Gedächtnis zu schaffen. Es war sehr hart, aber ich bin froh, dass ich mich dieser Studie angenommen habe. Es macht einen großen Unterschied, ob man ein Buch liest oder sich mit dem Autor in seinem Atelier trifft und aus dessen eigenen Mund seine Sicht der Dinge hört. Ich kann behaupten, dass ich nun die Prozesse in der bulgarischen Bildhauerei bis ins Detail kenne. Das hat mich als Schöpfer extrem bereichert. Ich bin überzeugt, dass sich dieses Buch für alle nützlich erweisen wird – egal ob Schüler, Studenten, Doktoranden oder auch Pädagogen. Nirgendwo anders kann man diese Fakten finden, zudem in einem umfassenden „Netz“, das den gesamten Kontext der kreativen Prozesse erfasst. Ich kann behaupten, dass ich ein vollständiges Bild über die bulgarische Plastik erlangt habe und zwar direkt vor Ort. Als Künstler muss man immer neues Wissen „horten“ und das gilt insbesondere in unserer dynamischen und gutinformierten Zeit. Dabei kommt er automatisch zu einem eigenen Entwicklungssprung. Ich sehe mich selbst eher als ein „geschlossenes System“, finde künstlerischen Anstoß in mir selbst. Natürlich lasse ich mich auch vom Kontext beeinflussen, in dem ich mich befinde, aber das ist eher unterbewusst. Ich habe meinen eigenen Weg als Künstler und folge ihm konsequent Schritt für Schritt“, so Iwan Kantschew abschließend.

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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