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Dozent Georgi Tschankow: Ohne eine nationale Strategie riskiert Bulgarien seine Zukunft

Jurist und politische Analytiker Miroslaw Popow, Universitätsprofessorin Nina Djulgerowa und Georgi Tschankow, Dozent für internationale Beziehungen an der Universität
Foto: Diana Zankowa

Wird das Jahr 2020 explosionsartige Krisen, Verschiebung der politischen Interessen oder vorzeitigen Parlamentswahlen mit sich bringen? Eine Historikerin, ein Jurist und ein Dozent für internationale Beziehungen versuchen sich in der Analyse.

NachAnsichtderUniversitätsprofessorin NinaDjulgerowa werden die Anzeichen einer sich verstärkenden Konsolidierung gegen die Regierungspartei und den Ministerpräsidenten wohl kaum zu vorgezogenen Parlamentswahlen führen. Doch es wird voraussichtlich zu einer Kabinettsumbildung kommen, behauptet sie.

„Es wird eine stabile Instabilität geben“,fügt Prof.Djulgerowa hinzu und empfiehlt der Regierungskoalition, sich von Personen zu befreien, die in weitem Maße parteiabhängig, aber ohne die entsprechende berufliche Qualifikation für die Posten sind, die sie bekleiden.

„Insbesondere während der Krise mit dem Wasser in Pernik ist das Sprichwort: „Im Wasser waten und nach Wasser dursten“ zu einem Axiom für das ganze Land geworden, in dem es mehr als 2000 Quellen gibt. Der ausgedehnte Staatsapparat ist sehr weit vom Professionalismus entfernt. Die Professionalsten, die eine eigene Meinung haben und nicht davor zurückscheuen, sie öffentlich bekannt zu geben, gehören nicht zum Staatsapparat.“

ÖffentlicheDebattenüberdieZieleunddieRichtungfürBulgarienmüssendennächstenParlamentswahlenvorausgehen, behauptet der Jurist und politische Analytiker Miroslaw Popow.

„Indem sich die bulgarische Gesellschaft auf die Frage nach den vorzeitigen Parlamentswahlen fokussiert, die sehr wahrscheinlich sind, macht sie einen Fehler“, findet Popow, der ansonsten ein Anhänger vorgezogener Wahlen ist. Zuvor müsse jedoch eine öffentliche Debatte stattfinden, wo wir gerade stehen, was wir erreicht haben.

„Ich finde, dass wir an einer schlechten Stelle angelangt sind, doch es wird nicht zugelassen, dass diese Frage öffentlich diskutiert wird.“

Georgi Tschankow, Dozent für internationale Beziehungen an der Universität, erwartet keine Änderung des Modells, dem unser Land derzeit folgt. Er unterstreicht, dass es nicht so wichtig ist, ob vorgezogene Wahlen durchgeführt werden und mit welchem Ergebnis, da Anwärter auf die Macht nur die so genannten Systemparteien sein können.

„Egal unter welchem Druck, können bei uns abrupte politische Veränderungen nur in Ergebnis drastischer Veränderung der äußeren Konjunktur gemacht werden“, behauptet Tschankow, der Bulgarien mit den Ländern der Vishegrader Vier vergleicht, die versuchen, ihre nationalen Interessen zu schützen und eine nationale Strategie zu befolgen. „So eine nationale Strategie für die Entwicklung haben wir noch immer nicht formuliert“, unterstreicht der Dozent und behauptet, dass die Mitgliedschaft in der EU für uns zum Selbstzweck geworden ist und wir sie immer noch nicht als Mittel zum Ziel ansehen, weil das Ziel für uns verschwommen und unklar ist.

„Wenn wir uns die politische Führung des Staates ansehen, besteht ihr Ziel darin, für sich noch ein paar Monate oder ein, zwei Jahre politische Zeit zu erkaufen. Mehr nicht. Dafür istsie bereit, 2 Milliarden US-Dollar für den Erwerb von F-16Kampfflugzeugenvon den USA zu zahlen, die irgendwann eintreffen werden. Die Formulierung einer nationalen Strategie steht aber noch bevor Ich befürchte aber, dass wir uns hoffnungslosverspätethaben. Es kann sich erweisen, dass wir auf die neue Welt, die schon nach 2020-2021 eintreten kann, völlig unvorbereitet sind, weil wir kein Ziel und keine Richtung haben. Dann werden wir mit dem Rest der EU auf eine unklare, glückliche, grüne Zukunft zusteuern, in der es eine saubere und erhaltene Natur, aber vielleicht keine Bulgaren mehr geben wird.“


Übersetzung: Georgetta Janewa




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