Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Die Ausstellung “Laster” gibt Auskunft über die Schwächen der Bulgaren

Foto: Nationales Polytechnisches Museum

Vor einem Jahrhundert tranken die Bulgaren gern bei Schwätzen ihren Kaffee a la turka (türkischer Art) und wenn er nicht süss genug war, naschten sie dazu Süßigkeiten wie Baklawa, Tolumba oder Lokum. Während sie von Tabakqualm umwoben über Politik sinnierten, tranken sie Absent und für die gute Verdauung das jahrhundertelang erprobte Schnapsgetränk Rakia.

Welche Versuchungen „lauerten“ auf die Bulgaren und kannten sie das „Geheimnis des Glücklichseins", nämlich den Versuchungen nachzugeben, wie es Oscar Wilde formulierte. Die Antwort auf diese Frage finden die Besucher der Ausstellung „Laster“ im Nationalen Museum für Polytechnik.


Die erste Station dieser „Reise“ trägt den vielsagenden Titel „Alkohol&Verpackungen”

“Es ist interessant zu vermerken, dass damals die 0,5 und 0,7 Liter-Flaschen nicht sehr verbreitet waren und die meisten Getränke in 300 ml-Fläschchen verkauft wurden“, erklärt Madeleine Janewa von der Abteilung „Öffentlichkeitsarbeit“ im Nationalen Museum für Polytechnik.

„Manche dieser kleinen Flaschen sahen wie echte Kunstwerke aus, ähnelten mit ihren Umrissen der Silhouette eines nackten weiblichen Körpers oder einer Meerjungfrau, je nach Vorstellung des Konsumenten“, erzählt Madeleine Janewa weiter und nennt einen weiteren Unterschied zu den heute üblichen Flaschen. Er bestand darin, dass sie keine Papieretiketten hatten. Die Marke, der Hersteller und das Jahr wurden damals direkt auf dem Glas eingraviert.


In der Abteilung „Tabak, Schnupftabak und Co.“ ist die Verbreitung des Tabaks auf den bulgarischen Territorien und die Kommerzialisierung dieses menschlichen Lasters nachgezeichnet. 

Ausgestellt sind Zigarettenschachteln, Pfeifen, Schnupftabakdosen, die vom Historischen Museum in Gorna Orjachowiza zur Verfügung gestellt wurden, andere Exponate und drei wertvolle Gegenstände aus der so genannten Palast-Sammlung des Polytechnischen Museums.

„Einer dieser Gegenstände aus der Palast-Sammlung ist ein silbernes Etui, ein Geschenk für Zar Ferdinand von der Namenlosen Aktiengesellschaft der vereinigten Tabakfabriken von 1912 anlässlich des 25. Jahrestages seiner Inthronisierung“, informiert Madeleine Janewa und fügt hinzu, dass die Schatulle nach einem Projekt des Künstlers Haralampi Tatchew im Atelier des berühmten Wiener Juweliers Georg Adam Scheid hergestellt wurde. Die Tabakdose ist mit farbigen Emails, Rubinen, Saphiren sowie einer wunderschönen Landschaft der Hügel von Plovdiw verziert.

Das andere Exponat ist eine luxuriöse Zigarrenenschachtel, ein Geschenk von Dimiter Stavridis, Eigentümer der „Tabakfabrik Orel“ in Plowdiw und Produzent der ersten bulgarischen Zigarren als Erinnerung an die Eröffnung der Plowdiwer Messe im Jahr 1892.

Gezeigt wird auch ein osmanisches Kaffeeset, bestehend aus 11 Tassen, in einer wunderschönen Schachtel mit dem Zeichen des Sultans Abdul Hamid II, das Ende des 19. Jahrhunderts in den russischen Porzellanfabriken in Kusnezk hergestellt wurde.

In der Sparte "Zucker, Kaffee und Co" liegt der Schwerpunkt auf der Schlüsselrolle von Gorna Orjahowiza in der Herstellung von Süßwaren. Neben Süßigkeiten wurde auf den Straßen der Stadt Salep verkauft, die "Limonade" der alten Bulgaren, hergestellt aus Orchideenknollen, die mit Zucker oder Honig versüßt wurde.

Die Besucher der Ausstellung erfahren anhand von Fotografien, welchen Weg die Händler von Naschereien zurücklegen mussten, um zu seriösen Produzenten von Süßwaren zu werden.

Beim Rundgang durch die Ausstellung im National Polytechnischen Museum, die bis Ende Mai zu sehen sein wird, stellen die Besucher fest, dass sich die Versuchungen im Laufe der Zeit nicht wesentlich verändert haben. Nach wie vor sind die Bulgaren für alle „Sünden“ offen - Süßigkeiten naschen, ein schönes Getränk genießen, genüsslich eine Zigarette qualmen. Wie Madeleine Janewa zusammenfasst, müssen sie sich gar nicht ändern, denn wie der Volksmund sagt: „Blinder Eifer schadet nur.“

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: Nationales Polytechnisches Museum



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Gemälde von Ivan Mrkvička und Wladimir Dimitrow dem Meister werden zur Versteigerung angeboten

Eine Auktion, die der modernen und bulgarischen Nachkriegskunst gewidmet ist und eine Auswahl von 104 Kunstwerken umfasst, wird am 2. April in Sofia im Hyatt Regency Sofia stattfinden, berichtete die BTA. Unter den Werken befinden sich..

veröffentlicht am 29.03.24 um 08:05

Theaterpreise Ikar verliehen

Am Welttheatertag, dem 27. März, wurden zum 50. Mal die Ikar-Preise für Bühnenkunst im Nationaltheater Iwan Wasow verliehen.  "Den Haag" wurde als beste Theateraufführung ausgezeichnet. Die von der ukrainischen Autorin Sasha Denisova geschriebene..

veröffentlicht am 28.03.24 um 08:54

„Von der Zeitung bis ins Museum“ – Karikaturen aus dem Sozialismus in einer Ausstellung

Einen Versuch, das Karikatur-Genre unter den Bedingungen des totalitären Regimesin Bulgarien zwischen 1944 und 1989 zu rekonstruieren, macht die Ausstellung „Von der Zeitung zum Museum“, die bereits im fünften Monat Besucher in das Museum für Kunst aus..

veröffentlicht am 23.03.24 um 11:10