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Unternehmen kämpfen angesichts hoher Energiepreise ums Überleben

Foto: BGNES

Im Oktober wird der Erdgaspreis in Bulgarien um mehr als die im Sommer prognostizierten 16 Prozent steigen, erwartet ein führender Energieversorger in Bulgarien. Die Kommission für Energie- und Wasserregulierung erklärte den Preissprung mit dem Anstieg der Kurse an den europäischen Börsen, die im letzten Monat aufgrund der höheren Nachfrage nach blauem Treibstoff um 50 Prozent gestiegen sind. Nunmehr überlappen sich in Bulgarien drei Krisen – Corona-Seuche, politische Instabilität und nun auch Energiesturm.

„Wir sprechen über diese Probleme und suchen nach einer Lösung. Die geschäftsführende Regierung arbeitet daran, dass alle Verbraucher Energie haben und in der besten Preisklasse sind“, sagte der Ministerpräsident der Übergangsregierung Stefan Janew.


Zu den von der Regierung vorgeschlagenen Maßnahmen gehören finanzielle Unterstützung für Unternehmen und die Stärkung der Kontrolle über die Tätigkeit der bulgarischen Unabhängigen Energiebörse und die Transaktionen. Als Ausgleich für die hohen Strompreise für Unternehmen schlägt die Übergangsregierung vor, den Unternehmen 50 Lewa (ca. 25,57 Euro ) pro verbrauchter Megawattstunde Strom zu zahlen. Berechnungen zeigen, dass hierfür knapp 650 Millionen Lewa (ca. 325 Mill. Euro) benötigt werden.

In den letzten 2 Monaten sind die Energiepreise in Bulgarien die niedrigsten innerhalb der EU. Der Strompreis für den Haushalt wird zumindest für die nächsten drei Monate gehalten“, versichert Iwan Iwanow, Vorsitzender der Kommission für Energie- und Wasserregulierung.

Neben den geplanten Maßnahmen zur Senkung der Energiepreise für Unternehmen erwägt das Kabinett die Einrichtung einer Arbeitsgruppe zur Analyse der Möglichkeiten für den Bau neuer nuklearer Anlagen in unserem Land. Das Gespräch ist offensichtlich politisch, nicht technisch, und ohne eine reguläre Regierung können keine dauerhaften Entscheidungen getroffen werden, warnen Gewerkschafter.

Dies ist auch ein sehr wichtiges gesellschaftliches Thema. Beim Anteil der Arbeitnehmer, die im Winter Schwierigkeiten haben, ihre Wohnung zu beheizen, liegt unser Land in der EU an vorletzter Stelle - laut EUROSTAT können 40 Prozent der Bürger nur schwer ihre Heizungsrechnungen begleichen. Die Unternehmen drängen ihrerseits auf schnelle und umsetzbare Lösungen, damit keine Arbeitsplätze verloren gehen - als Maßnahme gegen die Inflationsschübe sowie als Reaktion auf die Auswirkungen der Corona-Krise.

Der größte Preisschlag wurde in Bulgarien Ende Juli und Anfang August verzeichnet, als die Strompreise pro Megawattstunde 200 Euro erreichten. Hochintensive Industrien können zu einem solchen Preis nicht arbeiten, weil Strom für sie ein Rohstoff und ein wesentlicher Preisbestandteil der von ihnen angebotenen Waren und Dienstleistungen ist. Einige Unternehmen haben sogar ihre Arbeit eingestellt; sie können es sich nicht leisten, einen solchen Verlust auszugleichen“, sagt Dobri Mitrew, Vorstandsvorsitzender der Bulgarischen Handelskammer. Er warnt, dass die schwierigste Zeit für die bulgarischen Unternehmen jedoch erst bevorstehe:

„Wir sprechen von den schlimmsten Wintermonaten – bis März. Ich bin davon überzeugt, dass mit Mitteln in Höhe von weniger als 1 Milliarde Lewa (ca. 512 Millionen Euro) kleinen und mittleren Unternehmen in Bulgarien geholfen werden kann. Wenn der Staat Maßnahmen ergreift, werden sich die bulgarischen Unternehmen über Wasser halten können.“

Vor dem Hintergrund der weltweit ungewöhnlichen Situation nannten Beobachter als Problem in Bulgarien den Export der hier produzierten billigen Energie sowie die Stagnation beim Bau der Gasverbindung nach Griechenland, über die billiges Gas aus dem Aserbaidschan ins Land gepumpt werden kann.

„Die Regierung ist jetzt in ihren Arbeitsmöglichkeiten eingeschränkt, weil es kein Parlament gibt. Aber es gibt Mechanismen, um Mittel aus Einsparungen freizusetzen“, sagte Slawtscho Nejkow, Vorsitzender des Instituts für Energiemanagement.

Zusammengestellt: Gergana Mantschewa

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: BGNES, Bulgarische Handelskammer


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