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Die Bio-Produkte und ihr Stellenwert für die Ernährung der Bulgaren

Hat die Pandemie dazu beigetragen, dass wir uns gesünder ernähren?

Foto: Pixabay

Die Covid-Krise habe zur Erhöhung des Konsums von Bio-Produkten in den verschiedenen Ländern um zwischen 10% bis 20 % erhöht, zeigen die Daten der Europäischen Föderation der Bewegungen für biologischen Anbau. In Bulgarien gibt es keine Angaben darüber, wie viel und welche Bio-Lebensmittel gekauft werden. Den Statistiken der Branchenorganisationen zufolge ist Honig das einzige Bio-Produkt, das in unserem Land in ausreichenden Mengen produziert wird, um den Bedarf zu decken.

 

In weniger als 4.000 Bauernhöfen werden in Bulgarien Bio-Produkte angebaut, weist das Landwirtschaftsministerium aus. Die Mehrzahl der Biobauern betreibt Pflanzenanbau, wobei mehrjährige Pflanzen bevorzugt werden. 3.031 Bio-Wirtschaften bewirtschaften etwas mehr als 165.000 Hektar Land, was weniger als 3% der gesamten Ackerfläche unseres Landes ausmacht. Es gibt nur 255 Bauernhöfe, die Bio-Imker nicht mitgerechnet, die sich mit biologischer Tierzucht befassen, zeigt eine Analyse des Landwirtschaftsministeriums. Rund 2.000 Bienenzüchter stellen Bio-Honig her. Sie versorgen ein Viertel der Bienenfamilien in Bulgarien.


In einer Krise, die die menschliche Gesundheit gefährdet, ist es selbstverständlich, dass sich das Konsumverhalten der Menschen verändert. Sie beginnen qualitativ hochwertigere Lebensmittel zu bevorzugen, erklärt Stoilko Apostolow von der Stiftung „Bioselena“ in einem Interview für den Bulgarischen Nationalen Rundfunk. Die Hersteller von Bio-Produkten in unserem Land haben jedoch keine konkreten Informationen über den Konsum solcher Lebensmittel in Bulgarien, es gibt keine Statistik, ob die Pandemie den Wunsch nach gesunder Ernährung in Bulgarien verstärkt hat. Es kann nur spekuliert werden, sagt Stoilko Apostolow und fügt hinzu, dass sich seinen eigenen Beobachtungen zufolge der Markts von Bioprodukten erweitere. Er vermutet allerdings, dass vorwiegend ausländische Bio-Produkte gekauft werden, da die bulgarischen Bio-Produzenten keine Kapazitäten haben.

„99 % der Bio-Eier, die auf unserem Markt angeboten werden, sind importiert. In Bulgarien gibt es nur 500 zertifizierte Hennen für Bio-Eier vor dem Hintergrund der Millionen anderen in den gewöhnlichen Hühnerhöfen“, sagt Stoilko Apostolow.

Was das Angebot an Bio-Fleisch anbelangt, seien die Umsätze sehr gering. Es werden kleine Mengen bulgarisches Bio-Kalbsfleisch angeboten. Die Bio-Würstchen und das Schweinefleisch seien importiert. Nur die Bio-Imker seien in der Lage, die Nachfrage nach Bio-Honig auf dem einheimischen Markt zufriedenzustellen. Teilweise gebe es bulgarische Milchprodukte, Obst- und Gemüse.

Es stellt sich heraus, dass Bulgarien in der Bio-Produktion, ähnlich wie in anderen Bereichen, vielmehr ein Rohstoffexporteur ist und die Wertschöpfung woanders erfolgt. Der Grund dafür sei, dass die großen Rohstoffproduzenten nur schwer Verarbeitungsbetriebe in Bulgarien finden, die ihre Produkte weiterverarbeiten, um sie anschließend auf dem heimischen Markt anzubieten, so Stoilko Apostolow.

Ein Beispiel seien die großen Mengen an eingefrosteten Beeren und anderes Obst, die in den Verarbeitungsindustrien der westlichen Staaten zu Konfitüre und anderen Produkten verarbeitet werden und anschließend als Fertigprodukte in den bulgarischen Bio-Länden landen.

Obwohl in Bezug auf Bio-Produkten viele Bulgaren noch skeptisch sind, ob es überhaupt solche sind, werden sie zusehends gekauft. Besonders trifft das für Kinder- und Babynahrung zu. Seit Jahren ist in dieser Sparte ein Zuwachs zu verzeichnen, bestätigt Stoilko Apostolow, denn der Bulgare möchte das Beste für seine Kinder haben, auch wenn es ihm persönlich finanziell nicht so gut geht.

In der EU wird das Ziel angestrebt, immer mehr Bio-Produkte herzustellen, die für die Allgemeinheit zugänglich ist. Das Ziel ist, dass ein Viertel der landwirtschaftlichen Nutzfläche bis 2030 für die Bioproduktion zugelassen ist. 

„Bulgarien ist noch weit von diesem Ziel entfernt. Hier sind nur 2,3% der Nutzflächen für Bio-Produkte geeignet. Hinter uns sind nur Malta und Irland“, sagt abschließend Stoilko Apostolow von „Bioselena“, eine Nichtsregierungsorganisation, die sich seit 1995 für den biologischen Anbau in unserem Land einsetzt.


Redaktion: Elena Karkalanowa nach einem Interview von Wesselina Milanowa, BNR-Horizont

Übersetzung: Georgetta Janewa




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