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Werden wir zu den Feiertagen bulgarisches oder importiertes Fleisch auftischen?

Bulgarische Schweinezüchter suchen nach Möglichkeiten für den Direktverkauf an Endkunden

Foto: Archiv

Fast alle Fleischerzeugnisse, die bei uns Bulgaren auf den Tisch kommen, werden aus anderen europäischen Ländern importiert. Das Schweinefleisch wird hauptsächlich aus Deutschland und Dänemark importiert, die auch die größten Produzenten in Europa sind. Beträchtliche Mengen kommen auch aus Spanien, Belgien und den Niederlanden. Grund dafür ist, dass der Fleischkonsum in unserem Land größer ist als die heimische Produktion. Nach Angaben des Innenministeriums hat Bulgarien im Jahr 2020 20.316 Tonnen rotes Fleisch produziert – um 15,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Schweinefleisch in den landwirtschaftlichen Betrieben ist um 40,2 Prozent zurückgegangen und macht 9,9 Prozent der gesamten Fleischproduktion der landwirtschaftlichen Betriebe in Bulgarien aus.

Als Grund für den Zusammenbruch der bulgarischen Schweinezucht führen die Produzenten die Massenvernichtung der Tiere aufgrund der afrikanischen Schweinepest an, die viele von ihnen ihrer Lebensgrundlage beraubt hat. Hinzu kommen die hohen Strompreise und die wachsenden Preise für Getreide und Futtermittel, die zu über 70 Prozent den Schweinefleischpreis in unserem Land formieren. 

Bekanntlich ist das Getreide teurer geworden und es ist schwer, sich damit zu versorgen. Unser Markt wird mit importiertem Schweinefleisch aus der EU überschwemmt und die Preise sind dramatisch gefallen. Wir erleiden natürlich Verluste“, sagte der Schweinezüchter aus Russe Wichren Dimitrow gegenüber dem BNR. Er und seine Kollegen hoffen, dass das Landwirtschaftsministerium als Ausgleich für einen Teil der Verluste sein Versprechen hält, die Zuschüsse für humane Tierhaltung zu zahlen.


Aber warum spürt der Endverbraucher keinen gravierenden Preisverfall? „Der Preisunterschied zwischen bulgarischem und ausländischem Fleisch schmilzt bei den Großhändlern und Wiederverkäufern“, erklärt der Produzent und fügt hinzu:

Uns wird gesagt, dass sie das Lebendfleisch für zwei Lewa pro Kilogramm kaufen können und das Fleisch bereits geschlachteter Tiere für beispielsweise 3,60 – 3,70 Lewa. So erleiden wir mit jedem Kilogramm Verluste und es gibt keinen Mechanismus zu unserem Schutz. Viele Kollegen reduzieren drastisch die Zahl der Tiere und schließen Farmen. Deshalb müssen wir uns selbst helfen und das Fleisch direkt an die Endkunden verkaufen“, sagt Wichren Dimitrow.

In einer Ansprache an den Nationalen Gemeindeverband und die Bürgermeister von Kleinstädten hat Wichren Dimitrow den Bürgermeistern vorgeschlagen, die Einwohner darüber zu informieren, dass bulgarische Schweinezüchter in der Lage sind, bulgarisches Schweinefleisch zu einem wettbewerbsfähigen Preis in jeden Teil des Landes zu liefern.

„In kleinen Siedlungen, in denen die Leute nicht in die Stadt gehen können, um Fleisch zu einem hohen Preis im Laden zu kaufen, werden wir es ihnen liefern können. Der Preis deckt unsere Kosten und wir erleiden auch keine Verluste“, erklärt Dimitrow.

Die Schweinezüchter sind überzeugt, dass ihre Initiative nicht den Veterinärvorschriften widerspricht. Einige Bürgermeister lehnen die Idee ab mit dem Argument, sie seien kein Fleischladen, während andere positiv darauf reagieren. Und die Produzenten hoffen, ihre Farmen erhalten zu können.


Wir in Bulgarien schaffen es, nur 20-30 Prozent des auf dem Markt befindlichen Schweinefleischs zu liefern. Niemand protestiert, dass große Handelsketten mit importiertem Fleisch aus Deutschland und Spanien beliefert werden. Als die Pandemie ausgebrochen ist, wurde der Wunsch bekundet, der heimischen Produktion den Vorrang zu geben. Die Gewinne fließen aber in die Taschen der ausländischen Händler und wir gehen bankrott. Und was passiert, wenn wir eines Tages ohne heimische Produktion dastehen?“, fragt der Schweinezüchter aus der Region Russe Wichren Dimitrow.

Zusammengestellt von Darina Grigorova (nach einem Interview von Wesselina Milanowa, BNR-Inlandsprogramm „Horizont“)

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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