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Größte Probleme des Arbeitsmarkts: Arbeitskräftemangel und gleichzeitig arbeitsscheue Arbeitnehmer

Foto: Pixabay

Dem Anstieg der Energiepreise sowie dem Krieg in der Ukraine ist es zu verschulden, dass die Lebenshaltungskosten in ganz Europa steigen. Im Gegensatz zu den westlichen Ländern, die eine Reihe von Maßnahmen ergreifen, um die Folgen für die Verbraucher zu begrenzen, hört die Inflation in unserem Land nicht auf zu wachsen und erreicht alarmierende Ausmaße. Die Bürger ihrerseits fühlen sich im Stich gelassen. Das belegen die Angaben des Nationalen Statistischen Instituts, denen zufolge die Inflationsrate im Juli bei 17,3 Prozent lag. Vor diesem Hintergrund braucht der Arbeitsmarkt laut einer Studie des Nationalen Arbeitsamts derzeit mehr als 230.000 Beschäftigte und Fachkräfte in verschiedenen Bereichen.

Nach wie vor besteht das größte Problem für die bulgarischen Arbeitgeber darin, das qualifizierte Personal zu halten. Aus diesem Grund tun die meisten ihr Bestes für ihre Mitarbeiter, auch wenn es aufgrund der Energiekrise zu einem vorübergehenden Produktionsstopp oder einer Reduzierung der Produktion kommt. Eine neue Welle der Pandemie würde sich jedoch extrem negativ auf die Pläne zur Einstellung von Arbeitskräften auswirken. Falls es zu einer neuen Pandemiewelle kommen sollte, werden 19,4 Prozent der Arbeitgeber aufhören, nach neuen Mitarbeitern zu suchen; ein erneuter Lockdown würde zum Verlust von mehr als 23.000 Arbeitsplätzen führen.

„In unserem Land sind viele Unternehmen Tochterfirmen ausländischer Gesellschaften. Wenn ihre Bestellungen zurückgehen, könnte das einen Rückgang der Bestellungen in Bulgarien nach sich ziehen und damit zu einem Rückgang des Arbeitskräftebedarfs kommen. Mit einer einfühlsamen Lenkung dieses Prozesses dürfte es nicht zu Spannungen auf dem Arbeitsmarkt kommen“, kommentierte in einem Interview für den BNR Swetlosar Petrow, Eigentümer eines der größten Arbeitsvermittlungsunternehmen in Bulgarien.

Auch die vorgezogenen Parlamentswahlen werden erwartungsgemäß Auswirkungen auf das Geschäftsumfeld haben:

„Es gibt immer eine Verzögerung in den Prozessen und man muss die Entwicklung abwarten, da die staatliche Verwaltung selbst träge reagiert. Aber das Leben ist wie es ist und wir müssen die Dinge akzeptieren. Schließlich sind die Wahlen etwas, das wir selbst machen“, betont Petrow.

Die Saisonarbeit senkt für gewöhnlich Mitte des Jahres die Arbeitslosenquote im Land. Die vorläufigen statistischen Angaben deuten darauf auf ein Wachstum der Zahl der Erwerbstätigen bis Ende Juni hin. Sie stiegen gegenüber Ende März um 34.400 (1,5 Prozent) auf 2,31 Millionen. In der „Bewertung der jungen Arbeitnehmer außerhalb der Beschäftigungs-, Bildungs- oder Ausbildungssysteme; Empfehlungen für die Integrationspolitik“ des Instituts für Marktwirtschaft wird jedoch die Schlussfolgerung gezogen, dass der bulgarische Arbeitsmarkt in der gesamten EU zu den am schwersten zugänglichen für junge Menschen gehört. Im Jahr 2020 übersteigt der Anteil junger Menschen, die in Bulgarien weder studieren noch arbeiten, 18 Prozent der Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 34 Jahren, was deutlich über dem EU-Durchschnitt von 14 Prozent liegt. Nur Rumänien, Griechenland und Italien „übertrumpfen“ uns bezüglich dieser Kennziffer. Bemerkenswert ist, dass sich sowohl in der EU insgesamt als auch in Bulgarien der Anteil der Männer und Frauen, die in die Gruppe der Arbeitnehmer jenseits von Bildung, Ausbildung oder Beschäftigung fallen, erheblich unterscheidet und die Frauen deutlich überwiegen. In der Analyse werden mehrere mögliche Lösungen für dieses Problem vorgeschlagen. Einerseits müssen zusätzliche Anstrengungen unternommen werden, um Kinder in der Schule zu halten und zu verhindern, dass sie aus dem Bildungssystem ausscheiden. Andererseits müssen zusätzliche Investitionen in jugendbezogene Maßnahmen getätigt und Anreize für Arbeitgeber geschaffen werden, die junge Menschen einstellen.

Zusammengestellt: Joan Kolev

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: Pixabay, BGNES



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