Viele Menschen nutzen Freizeit und Urlaub, um die angestaute Müdigkeit zu vertreiben und neue Kräfte zu sammeln. Mancher bevorzugt Spaziergänge an der frischen Luft, inmitten der Natur und einen Abstecher in kokette Gebirgsdörfer. Andere wiederum bekämpfen den Stress mit Extremsportarten und einer gehörigen Dosis Adrenalin. Sie besteigen Berggipfel oder wagen mutig den Sprung in die Tiefe. Das facettenreiche Relief Bulgariens hat in dieser Hinsicht so einiges zu bieten.
Dojtschin Bojanow, seit nunmehr 15 Jahren auf der Suche nach dem ultimativen Adrenalinkick, leitet einen Sofioter Sportklub mit dem interessanten Namen „Vertikale Welt“. Seit der Klubgründung vor sechs Jahren lernte er viele verschiedene Charaktere kennen. Jeder sucht und bewältigt die ganz persönliche Herausforderung auf seine Art. Es hat sich erwiesen, dass immer mehr Bulgaren und Ausländer die einheimische Natur über Extremsportarten kennenlernen. Was veranlasst die Menschen zum Abenteuer Extremsport?
„Viele kommen zu uns, um ihre Angst zu überwinden. Man muss gegen seine Ängste angehen und darf sie nicht mit sich herumtragen“, erklärt Dojtschin Bojanow. „Selbstverständlich ist die gute Absicht nicht immer von Erfolg gekrönt. Manchmal zwingt man sich mit aller Macht zu etwas. Der Sprung in 100m Tiefe wiederspricht im Grunde genommen der Natur des Menschen. Wenn man sich jedoch erst einmal überwunden hat, empfindet man reine Zufriedenheit. Ich bin sehr froh darüber, dass diese Menschen wiederkommen. Einmal ihrer Angst Herr geworden, suchen sie nun den ultimativen Kick.“
Allwöchentlich finden sich Wagemutige für den Bungee-Sprung von den Brücken des Landes. Ihr Lieblingsplatz sind die Viadukte nahe des Witinja-Passes sowie die Brücken unweit der Stadt Klissura im Balkangebirge. Manche bevorzugen die luftigen Höhenabschnitte der Nordautobahn „Hemus“.
Auch die vom Klub organisierten Bungee-Touren finden großen Anklang. Während dieser Rundreisen besuchen die Bungee-Jumper geschichtsträchtige Orte und natürliche Sehenswürdigkeiten. In der Regel bevorzugen die abenteuerlustigen Touristen Übernachtungen im Zelt. In ihrer Freizeit erkunden sie auf ihren Mountainbikes die ausgeschilderten Pfade des mittleren Balkangebirges, erglimmen die steilen Felswände des Wratza-Balkans oder schwingen sich am Flying Fox über die tiefen Schluchten der Rhodopen. All das sei Extremsport – teils Abenteuer, teils Überwindung, behaupten Insider.
Die jüngsten Wagemutigen sind achtjährige Kids. Das älteste Klubmitglied ist 69 und hat in seiner abenteuerlichen Biografie bereits 180 Bungee-Sprünge zu stehen. Wie fühlt man sich, nachdem man seinen ersten Sprung gewagt hat?
„In gewisser Hinsicht baut sich ein Suchteffekt auf“, erklärt Dojtschin Bojanow. „Man will sich stets aufs Neue beweisen und schraubt die Latte nach oben. Das ist natürlich nicht ungefährlich. Fast jeder, der mit uns seinen ersten Adrenalin-Kick erlebt hat, kommt wieder. Zudem springen wir an verschiedenen Orten, d.h. es warten ständig neue Herausforderungen.“
Übersetzung: Christine Christov
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