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Bulgarische Umweltschützer gegen willkürliche Nutzung erneuerbarer Energien

Der Bau kleiner Wasserkraftwerke wie z.B. dieses am Iskar-Schlucht beeinträchtigt den Wasserfluss und zerstört Fischpopulationen
Foto: BGNES
Rund 30 Naturschutzorganisationen der Koalition „Damit die Natur in Bulgarien erhalten bleibt“ unterstützen das vom Umweltministerium angestrebte zeitweilige Moratorium für Projekte im Bereich erneuerbare Energien. Erforderlich macht sich diese Maßnahme aufgrund missachteter Auflagen bei der Projektierung von Anlagen zur Stromgewinnung nahe oder auf dem Gebiet von Schutzgebieten des NATURA-Netzes 2000. Laut Umweltministerin Karadschowa sollen die Projekte bis Mitte des Jahres, bis zur Verabschiedung einer nationalen Strategie für erneuerbare Energien eingefroren werden. Ökologen zufolge werde die Strategie Klarheit in den Sektor bringen.

„Damit würden eine Menge Kosten eingespart“, vermerkt Dobromir Dobrinow von der Naturschutzorganisation „Grüner Balkan“. „Gegenwärtig kaufen die Investoren erst die Grundstücke und lassen dann Umweltgutachten anfertigen. Dabei stellt sich unter Umständen heraus, dass die geplanten Projekte in Naturschutzgebieten gebaut werden sollen. Das führt natürlich zu abflauendem Interesse. Oder man sucht nach Möglichkeiten, das Gesetz zu umgehen.“
Nur das Moratorium, so Umweltschützer Dobromir Dobrinow, könnte diesen Praktiken einen Riegel vorschieben, zumal die Europäische Union deshalb bereits Strafverfahren gegen Bulgarien eingeleitet hat. Laut Naturschutzorganisationen soll das drastische Vorgehen Negativfolgen für die Umwelt verhindern und eine normale Entwicklung des Sektors gewährleisten.

Ökologen zufolge habe das Fehlen einer bulgarischen Gesamtstrategie für erneuerbare Energien mancherorts zu einem verheerenden Verlust der Biovielfalt geführt. Der Bau kleiner Wasserkraftwerke beeinträchtigt zum Beispiel den Wasserfluss und zerstört Fischpopulationen, erklärt Andrej Ralew von der Balkan-Gesellschaft für wilde Natur.

„An emblematischen Standorten wie der Trigrader Schlucht, der Traner Schlucht sowie der Iskar-Schlucht wurden bereits Wasserkraftwerke gebaut“, fügt Andrej Ralew hinzu. „Vor anderthalb Jahren wurde aufgrund eines Defekts im WKW Lakatnik mehr Wasser abgelassen, als zulässig. Das Wasser, in dem sich alle aus Sofia kommenden Rückstände angesammelt hatten, verursachte in der Folgezeit 40 km flussabwärts für ein massives Fischsterben. Wenn nicht rechtzeitig eingegriffen wird, besteht die Gefahr, dass die Flüsse Maritza, Iskar und Jantra vollständig mit Wasserkraftwerken zugebaut werden. Das widerspricht mit Sicherheit der Wasser-Rahmenrichtlinie der EU.“

Ökologen zufolge müssten erneuerbare Energien in urbanisierten Gebieten genutzt werden. „Überall auf der Welt entstehen Anlagen in der Nähe von Siedlungsgebieten, um so Netzverlusten vorzubeugen“, kommentiert Swilen Owtscharow von den „Grünen Anwälten“.

„Gebaut werden kleine Windparks und Solaranlagen in Industriegebieten“, fügt Swilen Owtscharow hinzu. “In Bulgarien gibt es viele verkommene Industriegebiete aus Soz-Zeiten. Gegenwärtig hemmt das Urbanisierungsgesetz die Entwicklung tragfähiger Projekte und fördert Korruption und umweltschädigende Konzepte. Wir fordern Auflagen für umweltschädigende Projekte sowie mehr Spielraum für Projekte in Industriegebieten. Zudem sind die in Bulgarien verwendeten Technologien stark veraltet. Es gibt bereits Windräder, die lautlos arbeiten und keine Gefahr für Vögel darstellen, d.h. ohne weiteres in der Nähe von Wohngebäuden errichtet werden können. Hierzulande werden bisher die primitivsten Modelle verwendet. Und wir fordern Steuererleichterungen für Investitionen in neue Umwelttechnologien.“

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Darina Grigorowa


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