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Wintersport – Konflikt zwischen Kommerz und Umweltschutz

Foto: BGNES
Nur eine halbe Stunde Autofahrt vom Stadtzentrum Sofias und man ist auf 2000 Metern Höhe im ältesten Skiort Bulgariens – Aleko im Witoscha-Gebirge, dem Hausberg der Millionenstadt Sofia. „Ältester“ Skiort sagt fast alles aus – die ältesten Skilifte dort sind in den 50er Jahren gebaut, die modernsten – Anfang der 80er.
Das Witoscha-Gebirge ist zudem das älteste Naturschutzgebiet Bulgariens – seit 1934. Dieser Status verbietet jegliche Bauarbeiten auf dem Gebiet des Naturparks. Trotzdem versucht der Betreiber der Skilifte, diese durch neue Anlagen auszuwechseln und neue Pisten anzulegen, sodass die Skizone Aleko für Skifahrer wieder attraktiv wird und mehr Touristen das Witoscha-Gebirge besuchen.

„So bezaubernd schön kann nur Witoscha sein“, schwärmte Anfang des 20. Jahrhunderts der bulgarische Schriftsteller Aleko Konstantinow. Der Name des Skigebiets Aleko im Witoscha-Gebirge geht auf ihn zurück. Es ist der „Hausberg“ Sofias. 100 Jahre später ist die Gegend immer noch wunderschön, aber auch Mittelpunkt eines Streits, der es in sich hat: Die Witoscha Ski AG, die den Skibetrieb am Berg unterhält, will die gesamte Anlage modernisieren. Der Verwalter des „Naturparks“ Witoscha, Toma Belew, hingegen möchte alles so belassen wissen, wie es ist. Je weniger Eingriffe in die Natur, desto besser, so sieht er das. Der Konflikt existiert bereits seit zwei Jahren. Rund 50 Millionen Euro möchte die Witoscha Ski AG am Hang investieren. Die Pisten auf 2000 Metern Höhe und die dazugehörigen Lifte sollen modernisiert werden. Toma Belew aber lehnt Bauarbeiten im Schutzgebiet nach wie vor ab. Der Geschäftsführer der Witoscha Ski AG, Georgi Bobew:

„Wegen der veralteten Infrastruktur ist Witoscha für die guten Skifahrer nicht attraktiv. Die Sofioter müssen begreifen, dass unser Hausberg viel mehr zu bieten hat, als nur Wanderwege. Wir müssen das Gebirge zugänglicher machen und das geht nur über die Modernisierung des Skigebietes.“

Trotz der verrosteten Lifte hat Witoscha eine richtige Fangemeinde unter den Skifahrern von Sofia. Ljubomir Bojadschiew, Präsident des Skiklubs der bulgarischen Journalisten, freut sich jedes Jahr aufs Neue, wenn die Schlepplifte „Spas“ und „Bobby“ trotz ihres hohen Alters noch anspringen. Die maroden Lifte haben fast 50 Jahre Dienst auf dem Buckel. Ljubomir Bojadschiew:

„Witoscha ist mehr als nur ein Naturpark – dieses Gebirge ist die grüne Lunge der Millionenstadt Sofia und deshalb gehört es geschützt. Die Lifte müssen erneuert werden, das ist keine Frage. Die Frage ist, wie man es macht. Als Wintersportfan und Sofioter frage ich mich, warum die Lifte in all den Jahren so vernachlässigt wurden.“

Um eine Antwort bemüht sich der Chef des Naturparks Toma Belew.

„Die Infrastruktur im Witoscha-Gebirge diente schon immer nur den Wanderern. Ski kann man im Winter auf den Hochgebirgsweiden fahren, wenn genug Schnee liegt. So war es immer. Nur hat das Witoscha-Gebirge den `Nachteil`, in unmittelbarer Nähe einer Großstadt wie Sofia zu liegen. Das weckt natürlich den Appetit der Investoren. Und so streiten wir um 200 Hektar Wälder und Gebirgsweiden, die geschützt gehören, aber dem Skisport im Wege stehen.“

© Foto: BGNES


80 Prozent der Einwohner von Sofia wünschen sich moderne Anlagen in der Skizone Aleko. Unter der Bedingung jedoch, dass die Natur nicht zerstört wird. Viele Bürger sind der Ansicht, dass ein Kompromiss die beste Lösung wäre. Aber Parkchef Belew bleibt bei seiner Position:

„Die Lösung ist im aktuellen Verwaltungsplan des Naturparks Witoscha enthalten, der von der Regierung gebilligt worden ist. Auf den Punkt gebracht bedeutet es, dass Witoscha kein Ort für Hochleistungssport ist.“

Auf Kompromisssuche begeben hat sich auch Georgi Bobew von der Investitionsgesellschaft:

„Der Kompromiss liegt auf der Hand – der Verwaltungsplan muss dahingehend geändert werden, dass Bauarbeiten, wie der Austausch veralteter Lifte, möglich werden. Die Menschen können nur dann lernen, wie sie die Natur schützen, wenn sie in die Natur zugelassen werden.“

Das bulgarische Umweltministerium hat Bobews Investitionspläne vorerst gestoppt. Die Skisaison findet also auch in diesem Winter unter den bekannten Bedingungen statt – mit gefährlichen, verrosteten und quietschenden Liften. In relativ unbelassener Natur.

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По публикацията работи: Vessela Vladkova


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