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Sieg bei Klokotnitza 1230 - Bulgarien erreicht die Gestade dreier Meere

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Gedenksäule in der Kirche der Heiligen 40 Märtyrer in der alten bulgarischen Reichshauptstadt Weliko Tarnowo
“Im Jahre 1230 ließ ich, Iwan Assen, der in Christus dem Herrn fromme Zar und Selbstherrscher der Bulgaren, Sohn des Alten Assen, diese allerheiligste Kirche von den Grundmauern aus aufbauen und mit Malereien ausschmücken zu Ehren der Heiligen Vierzig Märtyrer, mit deren Hilfe ich im Zwölften Jahr meiner Regierung in den Kampf in Thrakien zog, das griechische Heer vernichtete und selbst den griechischen Zaren Kyrios Theodoros Komnenos mit allen seinen Bojaren gefangen nahm. Ich eroberte alle Länder von Adrianopel bis Durazzo - das griechische, albanische und serbische Land. Die Franken behielten nur die Städte um Konstantinopel und diese Stadt selbst, fügten sich der Obrigkeit meiner Macht, da sie keinen anderen Zaren außer mir hatten, und Dank mir ihre Tage verbrachten, denn so befahl es Gott. Da ohne Ihn weder ein Wort noch eine Tat vollbracht wird. Ihn sei Ehre in alle Ewigkeit! Amen.”
Das lesen wir an einer der Gedenksäulen in der Kirche der Heiligen 40 Märtyrer in der alten bulgarischen Reichshauptstadt Weliko Tarnowo. Die Inschrift selbst ist eines der schönsten kaligraphischen Werke des mittelalterlichen Bulgarien, die bis heute erhalten geblieben sind. Der Meister, der sie an die Marmorsäule angebracht hatte, war sich ihres hohen künstlerischen Wertes bewusst und so meißelte er zu Beginn der drittel Zeile in kleinen Buchstaben die Worte ein: “Ich, Dragan, habe es geschrieben.”

Der in Text erwähnte Sieg bei Klokotnitza im Jahres 1230, der sich nach altem Kirchenkalender am 16. März ereignet hat, gehört zu den größten in der bulgarischen Geschichte. In all den Jahrhunderten danach wurde er gern zitiert, denn er ist für die Bulgaren vor allem ein moralischer Sieg über den damaligen Erzfeind Byzanz.

Mit der Thronbesteigung Iwan-Assen des II. 1218 begann ein staatlicher und wirtschaftlicher Aufstieg Bulgariens, der seinesgleichen suchte. Dazu trugen viele Umstände in der damaligen Welt bei, am meisten aber die Persönlichkeit Iwan-Assens. Trotz mancher Regierungsfehler vermochte er doch, günstige Elemente der internationalen Lage für sich auszunutzen, das Vertrauen des Volkes in den Staat zu stärken und es in einen Kampf um die Größe Bulgariens zu führen, wie sie Simeon der Große seinen Nachfolgern auf dem bulgarischen Thron vermachte.

Zur Erreichung seiner Ziele entfaltete Iwan-Assen II. eine ungewöhnliche Friedenspolitik, bei der sich die Verschwägerung nach allen Seiten als sehr nützlich erwies. Selbst nahm er die Tochter des ungarischen Königs Andreas II., Prinzessin Anna (Maria) zur Gemahlin und erhielt als Mitgift die Gebiete um Belgrad und Branitschewo zurück, die in der Zeit der Wirren nach dem Tode des Zaren Kalojan von den Ungarn erobert worden waren.
Dem zweiten Sohn König Stefans des Erstgekrönten von Serbien, Wladislaw, gab er seine Tochter zur Frau; Wladislaw, bald selber König, zeigte stets enge Verbundenheit mit seinem Schwiegervater in Tarnowo.
Die Lateiner hatten schon früher das thessalonikische Königreich der Monferaten ins Leben gerufen. Als der Despot von Epirus, Theodor Angel Komnenos, den Lateinern Thessaloniki entriss (das geschah 1223) und sich dort zum Kaiser krönen ließ, verschwägerte sich Iwan Assen auch mit ihm, indem er dessen Bruder Emanuel seine uneheliche Tochter Maria-Boleslawa zur Frau gab.

Seit 1228 saß der minderjährige Balduin II. auf dem Thron des Lateinischen Kaiserreiches in Konstantinopel. Es wiederholte sich die Situation aus dem 10. Jahrhundert, als der minderjährige Kaiser Konstantin Porphyrogenetos daselbst herrschte, und der bulgarische Zar Simeon plante, durch die Ehe seiner Tochter mit Konstantin sich selbst des byzantinischen Thrones zu bemächtigen. Im 13. Jahrhundert suchte nun die Regentschaft Balduins II. von sich aus die Schirmherrschaft des bulgarischen Zaren, indem die lateinischen Barone die Vermählung des Imperators mit der bulgarischen Prinzessin Helena vorschlugen. Das wurde zwar durch die päpstliche Politik durchkreuzt, aber Iwan-Assen war damit einverstanden, dem Lateinischen Kaiserreich zur Wiedererlangung der westlichen Gebiete, in denen der Byzantiner Theodor Komnenos saß, Hilfe zu leisten. Iwan-Assen wollte zunächst diesen Streit zwischen den Lateinern und Komnenos friedlich beilegen, letzterer aber zog gegen die bulgarische Hauptstadt Tarnowo, obwohl seitens des bulgarischen Zaren keine Feindseligkeiten erfolgt waren.

Dieser Schritt Theodor Komnenos führte zu der entscheidendsten Schlacht während der ganzen Dauer des Zweiten Bulgarischen Zarenreiches. Sie fand am 3. März (nach einigen Quellen am 9. März) des Jahres 1230 beim Dorf Klokotnitza, nordwestlich der heutigen Stadt Haskowo in Südbulgarien statt. Theodor Komnenos verlor die Schlacht und fiel mit allen seinen Würdenträgern in Gefangenschaft. Iwan-Assen II. erlaubte ihm, frei in Tarnowo zu leben und ließ ihn erst, als er immer wieder neue Ränke schmiedete, blenden. Nach der Schlacht von Klokotnitza geschah etwas bis dahin nie Dagewesenes: Iwan-Assen II. gab alle gefangenen Soldaten von Komnenos frei, gab ihnen genügend Nahrung, um nach Hause zu ziehen, was sie dann auch (laut den alten Chroniken) singend taten.

Die christliche Anschauung verbot, dass nach Kriegen zwischen christlichen Ländern, die Gefangenen getötet werden. Es hielt sich aber freilich niemand daran. Nach jedem Kampf wurden stillschweigend die gefangenen Gegner getötet. Auch in Fällen, bei denen dieses von den Geistlichen verordnete Gesetz formell eingehalten wurde, fügte man den Gefangenen vor ihrer Freilassung Verstümmelungen zu. So z.B. ließ der bulgarische Zar Simeon der Große allen gefangenen byzantinischen Soldaten nach dem Sieg bei Adrianopel 894 die Nasen abschneiden. Der byzantinische Kaiser Basileios II. hingegen befahl nach dem Sieg gegen den bulgarischen Zaren Samuil 1014 alle gefangenen Soldaten (14 Tausend an der Zahl) zu blenden. Nur jedem Hundertsten ließ er ein Auge, damit er die Kameraden nach Hause führen konnte. Diese Tat brachte diesem byzantinischen Kaiser den Beinamen “Bulgarentöter” ein.
Die Großzügigkeit des bulgarischen Zaren Iwan-Assen des II. hatte große politische Folgen: freiwillig öffneten ihm die Städte und Festungen ihre Tore.

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Bulgarien unter Iwan Asen II. nach der Schlacht von Klokotniza
Der Sieg bei Klokotnitza war von außerordentlicher Bedeutung in der Geschichte des Zeiten Bulgaren Zarenreiches. Mit ihm erreichte Bulgarien die Gestade dreier Meere - die des Schwarzen, des Ägäischen und des Adriatischen. Zum erstenmal wurde Thessaloniki zum Bestandteil Bulgariens in Form von einer Art Protektorat unter der Regierung Emanuel Komnenos, der dazu noch als Schwiegersohn Zar Iwan-Assens dessen Lehnsherrlichkeit anerkannte.
Die Donau wurde ein bulgarischer Strom von Belgrad bis zur Mündung, die ganze Westküste des Schwarzen Meeres war bulgarisch. Das Gebiet um Adrianopel, das ägäische Gebiet von der Gallipoli-Halbinsel bis zum Olympgebirge, ganz Makedonien und Albanien vom Pindos-Gebirge bis zum Shkodrasee, samt den Gebieten um Prischtina und Prizren lagen innerhalb der Grenzen Bulgariens. Weiter im Westen, im serbischen Königreich, übte Iwan-Assen als Schwiegervater Wladislaws einen dominierenden Einfluss aus. Byzanz existierte nur noch in Kleinasien.
По публикацията работи: Wladimir Wladimirow


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