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Über 95 Prozent der bulgarischen Bioprodukte werden exportiert

Foto: Archiv
Aufgrund seiner natürlichen Gegebenheiten und seiner sauberen Böden könnte Bulgarien auf Biolandwirtschaft setzen, zumal weltweit eine hohe Nachfrage nach Bioprodukten besteht. Auch für genmodifizierte Organismen sind bulgarische Böden Tabu. Allerdings stehen die Biobauern bisher vor einer Reihe von Schwierigkeiten, was nicht zuletzt auf die Auswirkungen der globalen Krise zurückzuführen ist.

Bulgarien produziert das weltbekannte, biologisch reine Rosenöl, das aus der Parfümindustrie nicht mehr wegzudenken ist. Immer mehr Bauern setzen auf Lavendel, Kräuter, Kräutertees, Trockenobst und Gemüse, Getreidekulturen wie Roggen und Weizen, aber auch auf Wal- und Haselnüsse sowie Biohonig, der sich in letzter Zeit steigender Nachfrage erfreut.

Die Herstellung von Biohonig ist europaweit um die Hälfte geschrumpft. Der Grund dafür ist der Einsatz von Pestiziden, die den Bienenvölkern stark zusetzen. Weltweit gibt es eine enorme Nachfrage nach Bioprodukten aus ökologisch reinen Gebieten. Über 95 Prozent der bulgarischen Bioprodukte werden in EU-Staaten exportiert, belegen die Daten der bulgarischen Vereinigung „Bioprodukte“. Gleichzeitig besteht am Binnenmarkt eine nur geringe Nachfrage nach Bioprodukten. Die Bulgaren bevorzugen nach wie vor Obst und Gemüse aus konventionellem Anbau und das möglichst billig.

Bioprodukte sind in der Regel um 30 bis 50 Prozent teurer als herkömmliche Produkte. Und so machen Bioprodukte lediglich ein Prozent des bulgarischen Nahrungsmittelmarktes aus. Bis 2013 soll dieser Anteil auf drei Prozent steigen. Wesselina Raltschewa, Präsidentin der bulgarischen Vereinigung „Bioprodukte“, informiert über weitere Einzelheiten.

„Bulgarische Produkte werden europaweit sehr gut verkauft. Auch die zusätzlichen Stichproben machen uns keine Probleme. Die Normen ausländischer Märkte sind eben sehr hoch. Stark nachgefragt sind Bio-Rosen- und Lavendelöl. Der globale Markt für Bioprodukte wächst rasant. Eine gute Möglichkeit für Bulgarien mit hoher Qualität und hohen Preisen Marktlücken zu füllen. Gekauft werden Bioprodukte vorrangig von vermögenden Personen mit Gesundheitsbewusstsein. Sie können es sich leisten, für leckere bulgarische Bioprodukte mehr zu zahlen.“

Wesselina Raltschewa baut Rosen, Lavendel und Zuchthagebutten an. Ihre Produkte verkauft sich größtenteils nach Deutschland, Frankreich, Japan und in die Schweiz. Geringe Mengen exportiert sie zudem in die Vereinigten Staaten. Der Verkauf erfolgt über langjährige Handelspartner. Wesselina Raltschewa ist damit kein Einzelbeispiel. Bisher werden allerdings lediglich 166.700 Hektar Ackerland für den Bioanbau genutzt. Das entspricht rund drei Prozent der landesweiten Anbauflächen. Die nationale Strategie für Bioanbau sieht bis 2013 einen Anstieg auf acht Prozent vor. Die Probleme, so Wesselina Raltschewa, seien für alle Biobauern die gleichen.

„Dabei handelt es sich um zerstückelte Anbauflächen sowie ungeregelte Eigentumsprobleme mit den Erben. Auch die Infrastruktur lässt zu wünschen übrig. Niemand kümmert sich um die Instandhaltung von Feldwegen. Zudem sind die Anbauflächen unbewacht.“

Gemäß EU-Agrarpolitik erhalten die bulgarischen Landwirte Fördermittel pro Hektar Anbaufläche. 2007, im ersten Jahr nach dem EU-Beitritt des Landes, beliefen sich die Direktzahlungen auf ein Viertel der alten EU-Staaten. 2008 wurden sie auf 30 Prozent aufgestockt. Erst 2016 können die bulgarischen Landwirte den vollen Umfang dieser Subventionen in Anspruch nehmen.

Ferner erhalten die Biobauern Zuschüsse für den Anbau in benachteiligten Gebieten, da sich zahlreiche Anbauflächen in Gebirgsregionen befinden. Dazu kommen Fördermittel für agroökologische Aktivitäten. Selbst kurzfristig verspätete Zahlungen bedeuten für zahlreiche Bauern das Aus, denn die Banken wollen ihr Geld zurück. Zudem sind Verbindlichkeiten gegenüber den Verpächtern zu begleichen.

Um Fördergelder bewerben können sich die bulgarischen Biobauern über das EU-Programm zur Entwicklung des ländlichen Raumes. Die EU-Fördermittel belaufen sich auf 80 Prozent der Projektkosten. Der Rest wird aus dem Staatshaushalt beigesteuert. So liegen etwa die Subventionen für Bio-Weinreben und Ölrosen in den ersten drei Anbaujahren bei 505 Euro pro Hektar. Denn in diesem Zeitraum fallen einerseits die höchsten Kosten an und andererseits wird die Produktion noch zu herkömmlichen Preisen verkauft. Die Hektarsubventionen für den Anbau von Bio-Gemüse liegen bei 483 Euro, für Gewürze und Kräuter bei 340 Euro.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Milka Dimitrowa


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