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Hochspannung in der bulgarischen Energiebranche

Die Regierung gab ihre Absichten bekannt, bis Ende Juni die Bulgarische Energieholding in ihrer jetzigen Form aufzulösen.
Foto: Tanja Harisanowa
In der letzten Woche sorgte die bulgarische Energiebranche für Hochspannung. Die Regierung gab ihre Absichten bekannt, bis Ende Juni die Bulgarische Energieholding in ihrer jetzigen Form aufzulösen. Nachdem die Holding, der fünf Schlüsselunternehmen der bulgarischen Energiewirtschaft angehören, nicht wie geplant in große Energieprojekte investiere, sei die Existenz einer derartigen Struktur überflüssig, verlautete aus dem Kabinett. „Es werden Gewinne erwirtschaftet, Boni verteilt und hohe Gehälter gezahlt. Und dass, obwohl die Holding in der Praxis ihre Aufgabe nicht erfüllt“, argumentierte Ministerpräsident Bojko Borissow die Entscheidung. Derzeit macht man sich über eine Umstrukturierung des Megaunternehmens Gedanken.

„Zum gegenwärtigen Zeitpunkt streben wir ein stark vereinfachtes Modell von staatlichen Unternehmen in der Energiebranche an. Diese sollen dem Wirtschafts- und Energieministerium eigenständig unterstellt werden, denn das spart Kosten“, so Wirtschafts- und Energieminister Trajtscho Trajkow.

Für Hochspannung bei den Stromversorgern sorgte zudem die angekündigte Revision der gesamten Energiebranche. Dabei soll überprüft werden, welche Dienstleistungen die Stromversorger an Sub-Unternehmen weitergegeben haben. Knapp zwei Drittel der bulgarischen Stromversorger halten die Anbieter CEZ aus Tschechien, E.ON aus Deutschland und EVN aus Österreich. Die restlichen 33 Prozent sind staatlich. Die Unternehmen waren 2004 privatisiert worden. Rund 40 Prozent der Ausgaben dieser Unternehmen, präzisierte der Regierungschef, machten Outsourcing-Dienstleistungen, wie technische und Beraterdienstleistungen u.a. aus. „D.h. 40 Prozent der Unternehmensgeschäfte werden ausgelagert und können von den staatlichen Behörden nicht kontrolliert werden“, sagte Premier Borissow wörtlich und fügte hinzu, man werde überprüfen, ob diese Unternehmen ihre Steuern gezahlt haben und welche Dienstleistungen die Unternehmen weitergegeben haben, da es hierbei um Dutzende Millionen Lewa gehe.

„Wenn der Staat bei der Privatisierung seine Interessen gewahrt hätte und die Regulierungsbehörde anders vorgegangen wäre, würden sich die Endverbraucher heute über niedrige Strompreise freuen“, äußerte Regierungschef Borissow und nannte dafür ein Beispiel. „Ein staatliches Krankenhaus zahlt für ein Megawatt Strom 137 Lewa an die privaten Stromversorger. Gleichzeitig verkauft das Atomkraftwerk Koslodui diesen für 62 Lewa. Das heißt, mehr als die Hälfte des Strompreises wird über die staatliche Elektrizitätsgesellschaft NEK, die Bulgarische Energieholding und andere Strukturen abgezweigt. Wenn der staatliche Stromversorger NEK sein Investitionsprogramm umgesetzt hätte, würde das Unternehmen heute in Deutschland, Österreich oder Tschechien Strom anbieten, und nicht überhöhte Strompreise zahlen“, so der bulgarische Regierungschef.

„Die Elektrizitätsgesellschaft NEK hat 600 Millionen in Projekte investiert, die keinerlei Gewinne abwerfen. Mit dem Geld hätte man einen Stromanbieter in Tschechien kaufen können“, nennt Minister Trajkow ein weiteres Beispiel. „Die staatliche Elektrizitätsgesellschaft NEK ist der einzige Anbieter, der für Hochspannungsstrom europäische Durchschnittspreise kassiert und trotzdem keinen Gewinn macht. Aus welchem Grund?“

Herangereift ist ein weiteres Problem. In den letzten fünf Jahren wurden dem Staat keinerlei Dividende für seinen Anteil an den privaten Stromunternehmen ausgezahlt. Branchenexperten beziffern die ausstehende Summe mit rund 150 Millionen Euro. Zudem unterbreitete Premier Borissow erstmals den Vorschlag, den staatlichen 33-Prozent-Anteil zu verkaufen, da der Staat sowieso keinen Einfluss auf die Unternehmensgeschäfte habe. Minister Trajkow zufolge hätten zwei der ausländischen Mehrheitseigner, CEZ und EVN, bereits Interesse bekundet. Darüber hinaus will die Regierung die staatlichen Anteile an den Stromanbietern an die Börse bringen. Gleiches ist für Anteile der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft NEK und dessen Beteiligungen an großen Wärme- und Wasserkraftwerken geplant.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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