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Die meisten Bulgaren wollen keine neue Regierung

Premierminister Bojko Borissow genießt hohes Vertrauen in der Bevölkerung
Foto: Archiv
Die Optimisten in Bulgarien werden immer weniger. Das belegt u.a. eine jüngste Umfrage, vorgenommen vom Zentrum für Analysen und Marketing. Demnach schauen nur 18 Prozent der Befragten zuversichtlich in die Zukunft und glauben, dass sich die Lage in den kommenden Monaten bessern werde. Ende vergangenen Jahres waren noch ein Drittel der Bürger dieser Ansicht.

„Obwohl im Oktober 2009 die Krise um sich griff und die Wirtschaftskennziffern schlechter waren als heute, sind sich die Bürger jetzt erst der Auswirkungen der Krise bewusst geworden“, bestätigt Julij Pawlow, Direktor des Zentrums für Analysen und Marketing. Er nannte weitere Ergebnisse der Umfrage: 42 Prozent befürchten eine Verschlechterung der Lage. Hand in Hand geht damit das gesunkene Vertrauen in die staatlichen Institutionen, wie Präsidialamt, Parlament und Regierung. Einzig Polizei und Armee haben nichts an Ansehen eingebüßt – das von Nationaler Sicherheitsagentur, Gericht und Staatsanwaltschaft war wiederum nie sonderlich hoch.

Das meiste Vertrauen unter den Politikern genießt Premierminister Bojko Borissow – 58 Prozent geben ihm ihren Zuspruch. Mit nur zwei Prozent weniger wird er von Vizepremier und Innenminister Zwetan Zwetanow gefolgt, der an Vertrauen gewonnen hat. Die Umfrage ergab auch, dass wegen dem Konflikt zwischen Staatspräsident Georgi Parwanow und Finanzminister Simeon Djankow beide an Ansehen eingebüßt haben.

„Premierminister Bojko Borissow genießt hohes Vertrauen in der Bevölkerung und das ist das wohl wertvollste Kapital in Zeiten der Krise. Borissow versteht das und seine Handlungen sind voll darauf ausgerichtet, das Vertrauen aufrechtzuerhalten“, sagt Julij Pawlow. „Der Ministerpräsident hat sogar nichts dagegen, wenn er als „Populist“ bezeichnet wird, weil seine Sorge voll auf das Wohlergehen der Bevölkerung gerichtet ist. Und so genießt seine GERB-Partei auch im Parlament Unterstützung - auch wenn sie nicht über die Mehrheit der Sitze verfügt, sind die anderen Fraktionen nicht daran interessiert, ihren Beistand zu stoppen. Vorgezogene Wahlen würden für alle politischen Kräfte mit Ausnahme der GERB-Partei negative Folgen haben.“

Zwei Drittel der Umfragteilnehmer sprachen sich für die derzeitige Leitung des Landes aus, unabhängig etwaiger Regierungsumbildungen. Lediglich 10 Prozent sind für vorgezogene Parlamentswahlen. Wenn am kommenden Sonntag Wahlen wären, würden fünf Parteien und Koalitionen mit Sicherheit ins Parlament einziehen. Das sind die GERB-Partei, die linke „Koalition für Bulgarien“, die Türkenpartei „Bewegung für Rechte und Freiheiten“, die Mitterechtspartei „Union der demokratischen Kräfte“ und die nationalistische „Attacke“. Im Gegensatz zu den letzten Wahlen, würde die GERB-Partei jedoch die Mehrheit der Parlamentssitze für sich beanspruchen und bräuchte nicht auf die Unterstützung kleinerer rechter Parteien zu warten. Alle Parteien, mit Ausnahme von GERB, können sich derzeit lediglich auf ihre Stammwähler stützen, denn nur sie sind ihnen geblieben. Als linke Wähler stufen sich in Bulgarien 17 Prozent ein, während 30 Prozent konservativ wählen, 45 Prozent stimmen für die politische Mitte.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Rumjana Zwetkowa


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