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Naturpark „Sinite Kamani“ – ein Paradies für Schmetterlinge

Die verhältnismäßig geringe Höhenlage und das stark hügelige Relief sorgen für eine reichhaltige Flora an Graspflanzen – ausgezeichnete „Weidegründe“ für rund 830 Schmetterlingsarten.
Foto: http://dppsk.sliven.info
Der Naturpark „Sinite Kamani“, zu Deutsch „Die blauen Steine“, ist ein Teil des Balkangebirges nahe der Schwarzmeerküste. Der 1980 gegründete Naturpark umfasst eine Fläche von 11.300 Hektar. Der höchste Punkt ist der 1181 Meter hohe Bulgarka-Gipfel. Der Naturpark ist ein Paradies für Liebhaber von Schmetterlingen. Die verhältnismäßig geringe Höhenlage und das stark hügelige Relief sorgen für eine reichhaltige Flora an Graspflanzen – ausgezeichnete „Weidegründe“ für rund 830 Schmetterlingsarten. Ein wahres Paradies für die bunten, hauchzarten Schöpfungen. Eine derartige Vielfalt gibt es nur hier. Besonders hervorzuheben sind der seltene Falter Pontia chloridice und der östliche Scheckenfalter. Im Naturpark „Sinite Kamani“ sind 60 Prozent der in Bulgarien heimischen Vogelarten anzutreffen. Seinen Namen verdankt der Naturpark dem bläulich-lila Schimmer der hiesigen Steine.



„Die Rhyolith-Felsen sind die größten in Europa. Deswegen gehören sie EU-weit zu den bedeutendsten Schutzgebieten“, verweist Gergina Daskalowa von der Bulgarischen Vogelschutzgesellschaft. „ Ein Viertel des Waldmassivs besteht aus typischen mösischen Buchen. Hier gibt es zahlreiche seltene und vom Aussterben bedrohte Pflanzen sowie Endemiten. Ausschließlich im Naturpark „Sinite Kamani“ sind mehr als die Hälfte aller in Bulgarien einheimischen Schmetterlingsarten anzutreffen (52 Prozent). Im Frühling wimmelt es nur so vor märchenhaften Farben bunter Schmetterlinge, anderer fliegender Wirbelloser und blühender Pflanzen. Die Rhyolith-Felsen bieten vielen Tag- und Nachtraubvögeln Unterschlupf. Hier leben über 250 Vogelarten, mehr als die Hälfte davon seltene oder vom Aussterben bedrohte Arten. 49 Arten sind im bulgarischen Rotbuch erfasst. Und es gibt eine ausgestorbene Art. Hervorzuheben ist, dass hier zehn weltweit vom Aussterben bedrohte Vogelarten geschützt werden.“

Im Park kann man über 930 höhere Pflanzenarten beobachten, darunter 133 Honigpflanzen und Kräuter. Nicht weniger reichhaltig ist die Fauna, einschließlich Wildtiere. Die Nordabhänge sind steil, schwer zugänglich und mit Buchenwäldern bewachsen. Die Südabhänge durchziehen Täler, Weiher und Wasserfälle. Die steilen Felsen sind eine Top-Destination für Adrenalin-Junkees, Alpinisten und Drachengleiter. Die Gegend Prosoretz, zu Deutsch Fenster, bietet einen herrlichen Ausblick auf das Kotlen-Gebirge und die Donau-Tiefebene.



Hiesige Geschäftsleute haben es längst auf den „lukrativen“ Naturpark abgesehen, vor allem auf die Gegend Karandila, ein beliebtes Ausflugsziel nahe der Stadt Sliwen. Die ersten Versuche, das Naturschutzgebiet einzugrenzen und dessen Randgebiete zu urbanisieren, wurden durch die starke Gegenwehr von Naturschutzorganisationen abgewährt. Es folgte ein erfolgloser Versuch, den Parkdirektor abzulösen, da dieser über die strikte Einhaltung der Gesetze wacht. Jetzt will man noch radikaler vorgehen. Die Gemeinde will sich den Park nun als kommunales Eigentum einverleiben. Ein Paradox im Bereich des offenbar Unmöglichen, denn dem Gesetz nach sind Naturschutzgebiete öffentliches Staatseigentum, das nicht in Gemeindebesitz übergehen kann.

Als Grund für diesen Antrag nannte die Gemeinde die nur unzureichenden Mittel des Staates für die Bewirtschaftung des Erholungsgebietes im Naturpark. Naturschützer vermuten dahinter ganz andere Gründe.

„Jüngst kündigte der Bürgermeister auf einer Pressekonferenz die geplante Bebauung der nahe der Stadt gelegenen Gegend Karandila an, was wir als reelle Bedrohung auffassen“, erklärt Jordanka Dinewa der Umweltstiftung WWF Bulgarien. „Gefahr droht auch der Gegend Daulite, wo es derzeit eine kleine Skipiste gibt. Diese Gegend will der Bürgermeister in ein Wintersportzentrum für Urlauber aus Osteuropa verwandeln. Ein sehr seltsamer Vorschlag, da der Sliwen-Balkan nicht besonders hoch liegt.“

Um den Naturreichtum des Landes zu erhalten, sind die Schutzgebiete laut Gesetz Staatseigentum. Naturschützer bezeichnen derartige öffentliche Äußerungen als ein Zeichen für Unreife in der bulgarischen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.
Gemeinsam mit EU-Partnern arbeitet die Gesellschaft „Grüner Balkan“ an einigen Langzeitprojekten zum Schutz seltener Arten wie Sakerfalke und Gänsegeier. Iwelin Iwanow von „Grüner Balkan“ ist empört über so viel Dreistigkeit.

„Hiermit appelliere ich an den Staat, seine kommunalen Feudalherren zurückzupfeifen, um weitere Strafen aus Europa zu verhindern. Bereits beim Versuch den Parkdirektor abzusetzen, haben wir darauf hingewiesen, dass einige, die sich weit über dem Gesetz wähnen, hier nach Belieben schalten und walten wollen. Schon damals haben wir darauf hingewiesen, dass nicht Parkdirektor Iwanow ihr Problem ist, sondern die Gesetze.“

Interessant ist zudem die Tatsache, dass schon Zar Ferdinand sehr gern hier jagte und den Park sehr gerne geschenkt bekommen hätte.

„Allerdings war die gesamte Bevölkerung von Sliwen dagegen“, erinnert Gergina Daskalowa von der Bulgarischen Vogelschutzgesellschaft an den Fall von einst. „Und Zar Ferdinand schwor, keinen Fuß mehr in die Stadt zu setzen, die sich geweigert hatte, ihm dieses Jagdgebiet zu schenken. Ich denke nicht, dass jetzt der Zeitpunkt ist, um Herrn Bürgermeister Letschkow irgendwelche Geschenke zu machen. Auch heute sind die Bürger von Sliwen entschieden gegen jegliche Übergriffe auf den schönsten Flecken Natur der Gemeinde und möglicherweise des gesamten Umlands.“

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Maria Dimitrowa


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