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Kristalina Georgiewa: Die EU muss ihre Krisenreaktion verbessern

Kristalina Georgiewa besuchte das nationale Ausbildungszentrum in der Stadt Montana, Nordwestbulgarie, das jährlich an die 1.000 Fachkräfte ausbildet, die in Krisensituationen zum Einsatz kommen.
Foto: BGNES
Die EU-Kommissarin für Internationale Zusammenarbeit, humanitäre Hilfe und Krisenreaktion Kristalina Georgiewa besuchte ihr Heimatland Bulgarien, um vor Ort zu prüfen, auf welchem Stand die Krisenreaktion ist.

Kristalina Georgiewa traf sich in Sofia mit der Parlamentspräsidentin Zezka Zatschewa und besprach mit ihr das Krisenprogramm der Regierung und die Finanzlage im Land, aber auch globalere Themen. Nach der Unterredung sagte sie vor Journalisten: „In meinem Verantwortungsgebiet fällt eine sehr wichtige legislative Initiative des Europäischen Parlaments. Die Europäische Union muss ihre Kapazität erhöhen, um besser auf Katastrophen und Krisen reagieren zu können. Nach den Erbeben auf Haiti, in Chile und China, wie auch des Vulkanausbruchs auf Island, wurden uns deutlich vor Augen geführt, wie wichtig dieses Thema ist. Daher wird es für mich und mein Team die Priorität Nummer Eins sein. Wir rechnen auch damit, dass sich das bulgarische Parlament der Initiative anschließt“, sagte EU-Kommissarin Georgiewa.

Sie beruhigte die Bulgaren im Zusammenhang mit dem von der Europäischen Kommission eingeleiteten Verfahren gegen Bulgarien wegen des Defizits, das größer als festgelegt ausgefallen ist.

„Wir müssen objektiv die Dinge sehen: Bulgarien weist ein Defizit von 3,9 Prozent auf, ist damit in einer weitaus besseren Lage, als andere EU-Länder – das Verfahren wird aber automatisch in Gang gesetzt, ganz einfach weil das so festgelegt ist. Es ist also nicht so, dass wir uns arg verschlechtert haben. Betrachtet man sich die globale Krisenlage, können wir sagen, dass unsere Regierung, der Finanzminister und das Parlament den Haushalt fest im Griff haben. D.h. derzeit besteht meiner Ansicht nach nicht das Risiko, dass konkrete Sanktionen wegen unseres Defizits eingeleitet werden. Die Entscheidung darüber wird aber die Europäische Kommission treffen. Angesichts der Tatsache, dass wir unter den EU-Ländern in Punkto Fiskaldisziplin an dritter Stelle stehen, stellen wir wohl kaum ein Sorgenkind für die Europäische Kommission oder die Europäische Zentralbank dar“, versicherte Kristalina Georgiewa.

Die EU-Kommissarin für Internationale Zusammenarbeit, humanitäre Hilfe und Krisenreaktion teilte ferner Einzelheiten über die Reaktion ihres Teams nach dem Vulkanausbruch auf Island mit:

„In mein Ressort fällt die Einleitung von Maßnahmen in Fällen, bei denen in Folge von Katastrophen EU-Länder betroffen sind, oder uns Drittländer um Hilfe bitten“, sagt EU-Kommissarin Georgiewa. „Im Falle des Vulkanausbruchs wurden sofort alle EU-Kommissare, deren Ressort in irgend einer Beziehung zu der Katastrophe steht informiert. Unsere Maßnahmen beschränkten sich auf die Bewältigung der Folgen für unsere Mitgliedsländer, denn Island hat nicht speziell um Hilfe gebeten, da die dortige Zivilverteidigung bestens organisiert ist. Wir wurden aller zwei Stünden über die Lage auf Island, die Konzentration der Ascheteilchen in der Luft und die Ausbreitung der Asche-Wolke informiert. In mein Aufgabengebiet fällt nicht der Verkehr – dafür ist ein gesonderten EU-Kommissar zuständig. Meine Aufgabe besteht darin, in solchen Fällen die entsprechenden Instanzen unverzüglich und zuverlässig zu informieren. Und diese Aufgabe haben wir getan. Wir müssen aber unbedingt das Potential der Europäischen Union in Punkto Krisenreaktion erhöhen. In diesem Zusammenhang habe ich bereits Konsultationen mit den Mitgliedsländern begonnen; jüngst war ich diesbezüglich in Frankreich. Dort hat man eine sehr gute Krisenreaktion und unterstützt die Verbesserung der Koordinierung. Bis zum November dieses Jahres werden wir Vorschläge zur Verbesserung der Krisenreaktion dem Europäischen Parlament vorlegen.“

Kristalina Georgiewa nutzte die Gelegenheit und besuchte das nationale Ausbildungszentrum in der Stadt Montana, Nordwestbulgarien. Dieses Zentrum besteht seit fünf Jahren und bildet jährlich an die 1.000 Fachkräfte aus, die in Krisensituationen zum Einsatz kommen.

„Das Zentrum besitzt eine sehr gute Arbeitsstruktur und wir wollten überprüfen, inwieweit wir dank der hier angehäuften Erfahrungen solche Zentren in den Nachbarländern einrichten können“, sagt die EU-Kommissarin. „Damit wollen wir auch die internationale Tätigkeit des Zentrums erweitern. Für mich war der Besuch sehr wertvoll, weil ich mich vor Ort mit den Möglichkeiten unserer Zivilverteidigung vertraut machen konnte, nachdem ich bereits die der französischen und italienischen Zivilverteidigung kennen gelernt habe.“ 

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Tatjana Obretenowa


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