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Ein kleines Stück Paradies: Der botanische Garten in Baltschik

Foto: Diana Hristakiewa
Spuren antiker Siedlungen, Teiche mit Wasserlilien, seltene Pflanzen, und das alles am Meer. Sie fragen sich bestimmt, wo das alles zu finden ist. Dieses kleine Stück Paradies ist in Bulgarien, im äußersten Nordosten des Landes, an der nördlichen bulgarischen Schwarzmeerküste, nur wenige Kilometer nördlich der Großstadt Warna. Ganz oben auf den Felsen liegt Baltschik und ist von weitem zu sehen. Baltschik ist für seinen einmaligen botanischen Garten bekannt.


Baltschik hat viel zu bieten – die kleine Stadt ist für ihre Architektur und Geschichte bekannt, die sie unter die 100 wertvollsten touristischen Reiseziele in Bulgarien gereiht hat. Jeder, der schon mal nach Baltschik reist, muss unbedingt das Königspalast besuchen. Es handelt sich um die Residenz der rumänischen Prinzessin Maria, die sich in Baltschik auf dem ersten Blick verliebt hat. Die Stadt gehörte zwischen beiden Weltkriegen zu Rumänien und so ließ sie dort ein Palast bauen, um sich nach Baltschik zurückzuziehen. Nachdem die Süddobrudscha mit Baltschik wieder Bulgarien zugesprochen wurden, wurde das Palast dem bulgarischen Kulturministerium übertragen. Um den bereits zu jener Zeit sehr reichhaltigen Garten kümmerte sich die Sofioter Universität, um dort seltene Pflanzenarten zu züchten. In diesem Jahr feiert der botanische Garten in Baltschik sein 55jähriges Bestehen. Die heute so reichhaltige Sammlung einzigartiger Pflanzen verdanken wir nicht nur namhaften bulgarischen Wissenschaftlern, sondern auch vielen ausländischen Forschern, die in Bulgarien gearbeitet haben.


Auf einer Gesamtfläche von 6,5 Hektar werden über 2500 verschiedene Pflanzen von über 800 Arten gezüchtet. Allein die Palmen sind mehr als 33 Arten, wobei manche von ihnen älter als 50 Jahre sind. Die größte Attraktion sind jedoch die riesigen Kakteen, die zwischen April und Oktober im Freien zu bewundern sind. Die Kakteen-Sammlung ist die zweitgrößte in Europa nach Monaco. Zu den sehr seltenen Arten gehören aber der Rosinenbaum (Hovenia dulcis), die Virginische Wachholder (Juniperus virginiana), der Urweltmammutbaum (Metasequoia glyptostroboides) u.a. Der Urweltmammutbaum, genannt auch chinesisches Rotholz, hat übrigens eine sehr interessante Geschichte: gilt als lebendes Fossil. Er wurde erst im Jahre 1941 in einer unzugänglichen Bergregion in China von einem bulgarischen Botaniker, Akademiemitglied Nikolaj Stojanow während einer China-Expedition entdeckt. Zuvor war es nur durch Fossilienfunde bekannt. 10 Arten der Metasequia sind aus der Kreidezeit bekannt. Sie waren über große Teile der Nordhalbkugel verbreitet. Von diesen Arten überlebte nur der Urweltmammutbaum.


Unter den schönsten Pflanzen im botanischen Garten von Baltschik sind auch die Wasserlilien, die Magnolien, die Orchideen und die Bromeliengewächse (Bromeliaceae). Der botanische Garten in Baltschik wurde vom Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen CITES zum Rettungszentrum für beschlagnahmte Pflanzenarten erklärt, und ist seit vielen Jahren Mitglied der Botanic Gardens Conservation International (BGCI). Über die Geschichte des botanischen Gartens erzählt sein Direktor Dr. Krassimir Kossew.

„Der botanische Garten ist inzwischen auch für Menschen mit Behinderungen zugänglich, was jahrelang ein großes Problem für uns war“, sagt Dr. Kossew. „Diese Pflanzenpracht kann heute selbst von blinden Besuchern bewundert werden. Wir haben überall spezielle Schilder angebracht und unsere Begleiter geschult. Eine weitere Neuheit ist unsere Tulpen-Sammlung, die mehr als 100 Arten enthält. Im Jubiläumsjahr 2010 planen wir verschiedene wissenschaftliche Veranstaltungen, aber das große Ziel bleibt unverändert – der botanische Garten soll sowohl für die Wissenschaft, als auch für die Besucher immer da sein“, sagt Dr. Kossew.


Die Frühlings-Imperatoren – so nennt man im botanischen Garten in Baltschik die Tulpen. Mehr als 15.000 Tulpen in allen Farben begrüßen die Besucher im Frühling. In Baltschik gibt es von allen weltweit bekannten Sorten – von den knallroten Aladin-Tulpen über die Königin der Nacht, wie die schwarze Tulpe genannt wird, bis zur Urumow-Tulpe – eine Art, die nach dem bulgarischen Botaniker Iwan Urumow genannt ist.

Der botanische Garten in Baltschik pflegt Kontakte zu zahlreichen ähnlichen Einrichtungen in der ganzen Welt. Diese Kontakte dienen in erster Linie der Forschungsarbeit. So werden Samen verschiedener Pflanzen, meist seltenen Arten, in Bulgarien erforscht. Die Partner im Ausland fordern aber auch Samen der in Baltschik gezüchteten Pflanzenarten, erläutert der Direktor des Gartens Dr. Krassimir Kossew. Er berichtet weiter, dass der botanische Garten von vielen Schulklassen und Biologie-Studenten besucht wird.

„Sie besuchen uns das ganze Jahr über“, sagt er weiter. „Vor ein paar Jahren haben wir ein Abkommen mit dem Königlichen botanischen Garten in London abgeschlossen und es besuchen uns seitdem auch Schüler aus Großbritannien. Außerdem haben wir ein Sammelband mit sehr schönen Fotografien herausgebracht, der bei den Schülern sehr gut ankommt. Das Ziel ist, die praktische Zusammenarbeit mit den Schulen anzukurbeln, um so das Interesse der Kinder für die Botanik zu wecken“, sagt abschließend Dr. Kossew.

Übersetzung: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Diana Hristakiewa


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