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Bulgarische Luftfahrt begeht 95. Jahrestag

Das erste bulgarische Flugzeug „Express“, später in „Jordanow I“ umbenannt
Foto: Archiv
Anfang August begeht die bulgarische Luftfahrt ihr 95jähriges Bestehen. Die Erinnerung an den Bau des ersten bulgarischen Flugzeuges „Express“ durch Assen Jordanow wird im Luftfahrtmuseum des Dorfes Krumowo, nahe der südbulgarischen Stadt Plowdiw, wach gehalten. Das Museum gehört dem bulgarischen Verteidigungsministerium an und besitzt an die 7.000 Exponate, darunter 65 Flugapparate. Die Kuratorin Wesselina Tschakarowa versetzt uns in die Anfänge der bulgarischen Luftfahrt:

„Das Flugzeug „Express“ wurde vom damals besten bulgarischen Piloten, dem Helden des Ersten Balkankrieges Radul Milkow, getestet. Die Kommission, die den Flug beobachtet, konstatiert, dass das Flugzeug tauglich ist. Damit wird das später in „Jordanow I“ umbenannte Flugzeug die erste bulgarische Konstruktion dieser Art und der 19jährige Assen Jordanow wird als erster Flugzeugkonstrukteur Bulgariens anerkannt. Jordanow hatte bereits als 16jähriger die Flugschule des Franzosen Blériot absolviert. Als 1921 in den USA ein Wettbewerb für die Umrundung der Erde per Flugzeug ausgerufen wird, entschließt sich Assen Jordanow daran teilzunehmen. Der Wettbewerb scheiterte, Jordanow blieb jedoch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, um seine Träume zu verwirklichen. Vom Lehrling arbeitet er sich zum Testpiloten hoch und gründet schließlich eine eigene Firma „Jordanoff aviation company“, die erfolgreich mit den Flugstreitkräften und der Marine der USA zusammenarbeitet,“ erzählt mit Begeisterung Wesselina Tschakarowa.


Assen Jordanow

Die Kuratorin des bulgarischen Luftfahrtmuseum Krumowo gesteht, dass auf ihrem Schreibtisch neben einem Photo ihrer Tochter auch eines von Assen Jordanow steht. Für sie ist er das Sinnbild des bulgarischen Genies. Die Geschichte der bulgarischen Luftfahrt begann aber bereits drei Jahre vor der ersten anerkannten bulgarischen Flugzeugkonstruktion. 1912, keine neun Jahre nach dem ersten Flug der Gebrüder Wright, konstruierte der Bulgare Georgi Boschinow ein Flugzeug, dass jedoch zu jener Zeit nicht in Bulgarien patentiert werden konnte. Also reiste er nach Frankreich, wo er dies tat. Dort schlug man ihm sogar die Serienproduktion seines Flugzeuges vor. Er lehnte jedoch aus patriotischen Gründen ab und kehrte in seine Heimat zurück. Der Erste Weltkrieg brach aus und Bulgarien sah sich außer Stande, in die Produktion eines Flugzeuges zu investieren. Erst 1925 konnte das Flugzeug von Boschinow gebaut werden. Im bulgarischen Luftfahrtmuseum ist dieses erste Modell ausgestellt. Der nächste Schritt in der bulgarischen Luftfahrt war die Serienproduktion.


Produktion von Flugzeugen der Marke DAR

„Erst 1926 nahm in der südbulgarischen Stadt Kasanlak die „Staatliche Flugzeugwerkstatt“ ihre Arbeit auf“, erzählt uns Wesselina Tschakarowa. „Gebaut wurden vor allem Flugzeuge der Marke DAR für die Luftstreitkräfte Bulgariens. 1930 wurden dann in Zusammenarbeit mit der italienischen Firma Caproni andere Modelle hergestellt. Viele heimische Ingenieure haben mitgewirkt, die später sogar eigene private Firmen gründeten und Flugzeuge produzierten, wie z.B. Zwetan Lasarow. Die Las 7 wurde in zwei Serien gefertigt, einmal 160 Stück und dann weitere 150 – alle für die Flugstreitkräfte. Die Las 7 ist übrigens das letzte serienmäßig produzierte bulgarische Flugzeug. Die Flugzeugproduktion wurde 1954 eingestellt und seitdem hält unser Museum die Erinnerung an jene Zeit wach.“


Die Las 7 ist das letzte serienmäßig produzierte bulgarische Flugzeug

Das bulgarische Luftfahrtmuseum Krumowo besitzt in seiner Sammlung einige seltene Stücke, nicht nur aus den Anfängen der Luftfahrt. Dennoch muss die Kuratorin Wesselina Tschakarowa schweren Herzens zugeben, dass sich im Augenblick für den Flugzeugbau in Bulgarien keine Zukunft abzeichnet.
„Das ist eine investitionsintensive Branche, die sich derzeit nur reiche Länder leisten können“, sagt sie. „Falls man 1954 die Produktion nicht eingestellt hätte, würde man nicht auch die Traditionen verloren haben.“

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Wessela Krastewa


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