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Nachfrage nach Bioprodukten in Bulgarien wächst

Foto: Tanja Harisanowa
In Bulgarien erinnert man sich immer wieder gern an die Geschmäcker aus der Kindheit, weil man den Geschmack von sonnengereiften Tomaten und frisch gepflückten Pfirsichen wohl vermisst. Die Bioprodukte sind eine Art Ersatz dafür. Immer mehr Bulgaren achten darauf, was sie einkaufen. Und das Angebot an Bioprodukten ist groß – vom "Korn der Thraker", dem besonders eiweißreichen Korn aus dem biologischen Anbau, über den Biowein bis hin zur Biokosmetik. Sind die Bioprodukte eine Modeerscheinung oder eine Notwendigkeit?

"Die Bioprodukte sind weder eine Modeerscheinung, noch eine Notwendigkeit – für mich handelt es sich um einen natürlichen Reifungsprozess im Bewusstsein der Menschen", sagt Swilen Klassanow, ein junger Unternehmer, der Biobrot bäckt, einen Bioladen führt und ein vegetarisches Restaurant in Sofia betreibt. "Wir sind einfach in einer Etappe unserer Entwicklung, wenn wir auf unser Essen und unsere Gesundheit achten. Diesen Prozess kann man überall in Europa beobachten."

Der größte Hersteller von Bioprodukten ist Europa. Angaben der Europäischen Kommission zufolge beläuft sich der Markt auf ca. 5 Milliarden Euro. Der Bio-Markt ist insbesondere in den EU-Ländern entwickelt, und da in erster Linie in Deutschland und den skandinavischen Ländern. Dort nehmen die pflanzlichen Lebensmitteln rund 65 Prozent der gesamten Herstellung von Bioprodukten ein. Der Konsum erreicht über 15 Prozent.

Wirtschaftskrise hin oder her – Bulgarien verzeichnet einen deutlichen Anstieg sowohl der Produktion, als auch in der Nachfrage nach Bioprodukten. Der Verbrauch liegt zwar immer noch unter einem Prozent, die Händler behaupten jedoch, dass der Boom noch bevorsteht. 400 bulgarische Landwirte sind zum Bio-Anbau übergegangen, 80 Prozent davon in der Pflanzenzucht. Fast die gesamte Produktion wird in die EU exportiert. Die Importe von Bioprodukten haben sich in den letzten zwei Jahren verdoppelt. Die Fachgeschäfte schießen in den Großstädten wie Pilze aus dem Boden. Die Umsätze steigen kontinuierlich an. Und obwohl die Preise der Bioprodukte noch über dem Durchschnitt liegen, kann bereits von Stammkundschaft gesprochen werden. Da spricht Swilen Klassanow aus eigner Erfahrung, wenn er sagt:

"Ich und meine Kollegen aus der Branche stellen eine wachsende Nachfrage fest", sagt Swilen Klassanow. "Die Kunden kommen auf den Geschmack der Bioprodukte, sie achten immer mehr darauf, was sie auf den Tisch bekommen. Immer mehr Kunden lesen sich die Inhaltsstoffe und meiden Konservierungsstoffe und Gesch,mackverbesserer. Die Alternative sind dann eben die Bioprodukte", meint Swilen Klassanow.

Und er ist nicht der einzige – in den Großstädten Bulgariens entstehen ganze Bioladen-Ketten. Auch die ersten Restaurants, die Biokost anbieten, sind inzwischen keine Neuheit mehr.

"Uns geht es dabei um die Aufklärung der Kunden, dass es einfach gesund ist, Bioprodukte zu verzehren", sagt Swilen Klassanow weiter. "In meinem vegetarischen Restaurant wird nur Biokost serviert. Alle Produkte kommen aus Bulgarien, wir kennen jeden einzelnen Bio-Bauer, der uns beliefert. Außerdem schützen wir unsere Umwelt, indem wir so kurze Transportwege wie möglich suchen. Ich leiste somit einen kleinen Beitrag zu einem gesünderen und naturbewussten Leben bei, denn der Mensch hat seine Umwelt zu stark beschädigt. Wir müssen mehr Verantwortung für unsere eigen Zukunft übernehmen."

Swilen Klassanow ist aber auch für sein Vollkornbrot bekannt, natürlich Bio. In seiner Bäckerei wird der Korn nach althergebrachter Tradition gemahlen – zwischen zwei Steinen. Wenn der Korn langsam gemahlen wird, dann verliert er kaum seine Nahrungsstoffe, Vitamine und Mineralien. Swilen Klassanow hat viel investiert, um seine Steinmühle zu bauen. Heute ist er stolz, sein Biobrot nach alter Methode und Rezeptur zu backen.

"Es ist aber Schwerstarbeit! Es dauert sehr, sehr lange, bis man aus dem Biokorn das Biobrot hat. Es ist alles authentisch, vollkommen natürlich, ohne Konservierungsstoffe und sonstigen Zusatzmittel. Und deshalb schmeckt das Biobrot auch so gut", schwärmt Swilen Klassanow.

Übersetzung und Redaktion: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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