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EU-Kommissarin Georgiewa: Bulgarien besitzt sehr gute Katastropheschutz-Experten, jedoch keine moderne Technik

„Bulgarien hat auf jeden Hilferuf reagiert und konnte die notwendigen Ressourcen aufbringen“, versichert Kristalina Georgiewa.
Foto: BGNES
Die EU-Kommissarin für Internationale Zusammenarbeit, humanitäre Hilfe und Krisenreaktion Kristalina Georgiewa stellte in Sofia ihre neue Strategie für eine effektivere Koordination im Katastrophenschutz in Europa vor.

„Bulgarien besitzt sehr gute Fachleute im Zivilschutz, wie auch geeignete Strukturen, die bei Havarien und Naturkatastrophen zum Einsatz kommen“, sagte die Kommissarin für Radio Bulgarien. „Es fehlt jedoch immer noch an moderner Ausrüstung“, konstatiert Georgiewa. „Für Bulgarien ist es sehr wichtig, die Finanzressourcen der Europäischen Union zu nutzen, um auch die Technik auf Vordermann zu bringen. In Bulgarien gibt es in der Stadt Montana ein ausgezeichnetes Ausbildungszentrum für die Zivilverteidigung, das bereits 2006, also noch vor unserem EU-Beitritt, als vollwertige europäische Struktur genutzt wurde. Ich hoffe sehr, dass dieses Zentrum weiter ausgebaut und in ein regionales Zentrum verwandelt wird. In der Europäischen Kommission diskutieren wir derzeit über eine entsprechende Unterstützung.“

Seit 1975 hat sich weltweit die Zahl der Havarien und Naturkatastrophen verfünffacht. Mit den Klimaveränderungen, der wachsenden Erdbevölkerung und der zunehmenden Urbanisierung steige laut Kristalina Georgiewa auch das Risiko vor Industriehavarien und Terroranschlägen. Im Durchschnitt sterben in der Welt jährlich 85.000 Menschen in Folge von Krisen, 230 Millionen werden in Mitleidenschaft gezogen, die materiellen Verluste belaufen such auch rund 70 Milliarden Euro. 2010 hatten wir gleich mehrere Krisensituationen in verschiedenen Teilen der Welt, auf die die Europäische Union schnell reagieren musste. Wie beteiligte sich Bulgarien an der Krisenbewältigung, fragten wir die EU-Kommissarin.

„Bulgarien hat auf jeden Hilferuf reagiert und konnte die notwendigen Ressourcen aufbringen“, versichert Kristalina Georgiewa und führt vier Beispiele an: „An erster Stelle sei Haiti genannt. Bulgarische Ärzte wurden sofort dorthin entsandt. Nach dem Erdbeben in Chile hat Bulgarien ebenfalls seine Hilfe angeboten – ein Einsatz wurde jedoch nicht notwendig. Als dritten Fall möchte ich die Überschwemmungen in Mitteleuropa nennen. Bulgarien stellte Teams und Ausrüstung zur Verfügung. Das nächstgelegene Land, dem wir Hilfe leisteten, war Rumänien auf der anderen Seite der Donau. Aber auch anderen Ländern wurde Hilfe angeboten. Teilweise wurde sie in Anspruch genommen, teilweise nicht, weil nähergelegene Teams mobilisiert wurden. Als viertes Beispiel muss auch unbedingt Russland erwähnt werden. Dort waren 95 bulgarische Feuerwehrmänner im Einsatz, als die umfangreichen Waldbrände gelöscht wurden. Von russischer Seite war man sehr dankbar für unsere Hilfe. Ich meinerseits, als EU-Kommissarin, möchte Bulgarien danken, dass es stets bereit war zu helfen und auch aktiv geholfen hat, wo es konnte.“

Das ist eine Frage der Gegenseitigkeit. Laut Kristalina Georgiewa, die lange Jahre jenseits ihrer Heimat gelebt hat, würden sich die Bulgaren im Ausland stets helfen.

„Entgegen der vorherrschenden Meinung, unterhalten die Bulgaren, die im Ausland leben, enge Kontakte untereinander und helfen sich auch gegenseitig“, spricht Georgiewa aus Erfahrung. „Diese Beziehungen werden von Hochschullehrern und Intellektuellen angekurbelt. In Brüssel beispielsweise wurde ich zu einer Schuljahresabschluss-Feier eingeladen. Ich habe dort viele Familien, auch Mischehen getroffen. Ihre Kinder lernen außerschulisch zusätzlich Bulgarisch. Ähnlich ist es in den USA. Dort gibt es auch Gruppen für bulgarische Volkslieder und Tänze. Es ist gut, wenn die Beziehungen der Auslandsbulgaren nicht zu ihrer Heimat abbrechen – sie können ihr auch auf die eine oder andere Weise helfen“, sagte abschließend die EU-Kommissarin für Internationale Zusammenarbeit, humanitäre Hilfe und Krisenreaktion Kristalina Georgiewa.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Tatjana Obretenowa


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