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Armenischer Alltag und Feste durch die Augen des Photographen Julian Angelow

Foto: Julian Angelow
“Armenischer Alltag und Feste” ist ein photographischer Bericht über Leben und Kultur der armenischen Gemeinschaft in Bulgarien. Sie ist das Werk des jungen Photographen Julian Angelow. Er hat in 30 Photos die Vielfalt der farbenfrohen armenischen Traditionen dargestellt, die die Zeit unverändert überstanden haben, sowie Szenen aus dem Alltag der Armenier bei uns. Die Photos sind auf Leinwand gedruckt – dadurch entsteht der Eindruck, dass es gemalte Bilder sind. Es ist die 13. Ausstellung des jungen Photographen und sie kann vom 3. bis zum 7. November in der Sredez-Galerie des bulgarischen Ministeriums für Kultur gesehen werden. Vom 10. bis zum 19. November ist sie in der bulgarischen Donaustadt Silistra und dann wird sie in allen Städten unseres Landes gezeigt, wo Armenier leben. Nächstes Jahr soll sie auch in Armenien zu sehen sein. Die Ausstellung “Armenischer Alltag und Feste” steht unter der Schirmherrschaft des Kulturministeriums und der armenischen Botschaft in Bulgarien und wird finanziell von der UniCreditBank finanziert.

“Die armenische Gemeinschaft ist gleichzeitig den Bulgaren bekannt, wie unbekannt“, erläutert Julian Angelow seine Themenwahl. „Wir sind daran gewöhnt zu sehen, wie die Armenier um uns herum in der bulgarischen Umgebung aufgehen. Aber das ist nur auf der Oberfläche. Wenn man ein wenig tiefer in die armenische Kultur und Traditionen eindringt, merkt man, dass es eine Gemeinschaft, eine Ethnie mit einzigartigen Traditionen ist, die sehr eifrig bewahrt werden. Eine der Folgen davon ist, dass dieses Volk stolz und unverändert geblieben ist und gemeinsame Ziele, gemeinsame moralische Werte besitzt, die es zusammenhalten. Das beeindruckte mich außerordentlich stark und ich begann die verschiedenen bulgarischen Städte zu bereisen, wo es armenische Gemeinschaften gibt und wo ich ihre farbigen Feste beobachten konnte. Ich lernte viele interessante Menschen kennen, verschiedene Charaktere und Typen. Das provozierte mich natürlich als Photograph etwas größeres in diesem Sinne zu machen.“


Julian Angelow reiste als Forscher mit dem Objektiv monatelang durchs Land, um seine Aufnahmen zu machen. „Es ist keinesfalls leicht in eine geschlossene Minderheitengemeinschaft einzudringen. Es sind viel Zeit, gutes Verhältnis, Mühe und sogar Glück notwendig“, berichtet der Photograph.

„Alles, was in der armenischen Gemeinschaft geschieht, ist nicht von der Art, die auf dem ersten Blick zu sehen ist“, berichtet Julian Angelow weiter. „Man muss sich ihnen ein zweites Mal zuwenden. D.h., es ist nicht wie ein exotischer Staat, in dem alles herum photographiert werden kann, weil es unbekannt und bunt ist. Es ist ein philosophischerer Blick, eine Vertiefung in das Thema notwendig, und das ist eine größere Herausforderung für einen Photographen. Ich versuchte in die Häuser der Menschen zu gelangen, in ihren Alltag, ein Teil ihrer Umgebung zu werden, um genau jene einzigartigen Augenblicke zu erwischen, die mit erlauben eine richtige Photoausstellung zu machen und nicht einfach armenische Feste abzulichten. Die Armenier haben es geschafft, viele ihrer Traditionen aufzubewahren, weil das für das Überleben ihre Volkes lebenswichtig war. Sie haben 5 Hauptfeste – Weihnachten, Ostern, Fest der Gottesmutter, Verklärung Christi und Tag des Kreuzes. An diesen fünf großen Festtagen passiert außerordentlich viel vom Gesichtspunkt der Religion und auch des Alltages. Die Menschen feiern auf eine ganz eigentümliche Art. Sie nehmen ein gemeinsames Mahl zu sich. Die Armenier sind im Gegensatz zu den Bulgaren sehr gläubig. Ich habe mich davon überzeugt, als ich einem armenischen Konzert beiwohnte. Ich hörte, dass sie vor seinem Beginn etwas, wie eine Hymne sangen. Dann stellte ich fest, dass es das Gebet „Vater unser“ war; dabei stand das ganze Publikum auf. Ich habe so etwas in Bulgarien noch nicht gesehen und bin sicher, dass, wenn man die Leute auf der Strasse fragt, 99 Prozent von ihnen das Gebet „Vater unser“ nicht sagen können.“

Die Ausstellung “Armenischer Alltag und Feste” ist nur der erste Schritt in Richtung auf ein umfangreiches Photoprojekt über die Armenier in Bulgarien. Julian Angelow hat den ehrgeizigen Plan, eine Reihe von Photoalben über die Geschichte, einzelne Aspekte der traditionellen Kultur und die religiösen Feste der armenischen Gemeinschaft in Bulgarien herauszubringen.

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Rumjana Zwetkowa


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