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Der Sumpf von Dragoman – die größte Karstfeuchtzone in Bulgarien

Foto: Vereinigung für wilde Natur "Balkan"
40 Kilometer von Sofia entfernt befindet sich der Sumpf von Dragoman. Die Wissenschaftler behaupten, dass sogar vor einem Jahrhundert dies eine der best erforschten Feuchtzonen des Landes gewesen ist. Auch heute noch erzählen die älteren Bewohner der Gegend, dass sie früher bis zu 20 000 Wildvogeleier im Jahr sammeln konnten, die sie dann auf dem Markt in Sofia verkauften. Nach der künstlichen Trockenlegung des Sumpfes, die einige Jahrzehnte andauerte, hat der Sumpf in den 90er Jahre des 20. Jh. begonnen, seine frühere Gestalt wieder anzunehmen.

Der Verdienst dafür ist vor allem der Umweltschützer der Organisation Vereinigung für wilde Natur "Balkan" zuzuschreiben. Andrej Ralew ist Koordinator des Projektes für den Erhalt der Biovielfalt des Sumpfes von Dragoman.

"Die Vögel eroberten die erholten Gebiete des Sumpfes von Dragoman sehr schnell", erzählt der Ökologe. "Wir beobachten sie wie sie Jahr für Jahr dorthin zurückkehren und nisten. Die Zwergdommel nistet hier erneut seit 2005, der Purpurreiher kam etwas später auch zurück. Seit 2007 gibt es hier auch noch zwei Reiherarten – der Fischreiher und der Graureiher. Der letztere ist auch im See Sreburna im Nordbulgarien zu finden. Bislang wurden im Sumpf von Dragoman 230 Vogelarten registriert. Wichtiger ist aber, dass 126 von ihnen hier auch nisten. Das ist ein großes Reichtum. Auch die Pflanzenarten sind hier sehr zahlreich – es gibt Schilf, Rohrkolben und einige andere seltene Wasserpflanzenarten. Auch vor 100 Jahren war die Pflanzenwelt hier sehr reich, es gab auch verschiedene Arten von Wasserlilien. Nach dem Austrocknen waren sie ebenfalls verschwunden. Heute sind sie wieder in einigen Teilen des Sumpfes zu finden. Interessant ist die Wasserfalle, eine fleischfressende Pflanze, die es fast 80 Jahre in der Fauna von Bulgarien nicht mehr gab. Wir brachten Genmaterial von der Donaudelta hierher und heute ist sie auch hier zu finden. Es gibt fast 14 000 Exemplare davon".

Nach Angaben von Andrej Ralew sind auch die Amphibien im Sumpf sehr interessant. Darunter gibt es viele verschiedene Froscharten. Hier soll die grüßte Population von Knoblauchkröten in Bulgarien sein. Sie wird so wegen ihres Geruchs genannt. Auch die Wasserschildkröten hier sind sehr zahlreich. Andrej Ralew beschreibt den Sumpf von Dragoman als ein angenehmer Ort für Spaziergänge.

„Wir haben Holzbrücken durch den Sumpf gebaut“, erzählt der Ökologe weiter. „Sie haben eine Gesamtlänge von 500 Meter. Somit kann man ins Innere des Sumpfes gelangen und die Vögel beobachten, ohne sie zu stören. Wir haben auch ein Beobachtungsturm. Seit einem Jahr gibt es auch ein Zentrum für Schutz der Feuchtgebiete im Kulturhaus von Dragoman. Dort können auch Schulungen und Seminare durchgeführt werden. Es gibt auch eine Ausstellung und viele interessante Spiele für die Kinder. Viele Schülergruppen aus Sofia besuchen uns. Auch das Interesse der Vogelliebhaber ist groß, denn hier gibt es einige seltene Vogelarten, die in ganz Europa nur an wenigen Orten zu finden sind. Hier sind die Bedingungen für ihre Beobachtung auch ziemlich gut“.

Andrej Ralew erklärte auch über den Sumpf von Aldomirovtzi, der sich nur drei Kilometer vom Sumpf von Dragoman befindet. Er wurde ebenfalls ausgetrocknet. Die Vereinigung für wilde Natur „Balkan“ will demnächst auch mit der Rekultivierung dieses Gebiets beginnen.

„Momentan gibt es ein großes Problem mit der Kanalisation von Dragoman“, sagt Ralew weiter. „Das Abflusswasser fließt in den Sumpf von Dragoman und obwohl er als eine natürliche Kläranlage funktioniert, bleiben dennoch viele organische Abfälle drin. Wir arbeiten gemeinsam mit der Gemeinde für den Bau einer Kläranlage in der Stadt. Dafür wollen wir einen kleinen künstlichen Sumpf in der Nähe des natürlichen Sumpfes einlegen, das ist eine sehr günstige und umweltfreundliche Lösung. Wenn die Anlage gebaut wird, wird sie die erste ihrer Art in Bulgarien sein“.

Die Karstsümpfe sind nicht sehr verbreitet, daher versucht man im Sumpf von Dragoman auch die wirtschaftliche Vorteile der Feuchtgebiete zeigen. Wir haben schon versucht Heiz-Peletts aus den Pflanzen hier herzustellen.

Übersetzung: Milkana Dehler
По публикацията работи: Lina Iwanowa


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